Die ganz großen Stars spielen nicht in Deutschland. Kein Lionel Messi, kein Cristiano Ronaldo, kein Neymar, auch kein Antoine Griezmann oder Kylian Mbappé. Dafür hat sich die Bundesliga als Zwischenstation etabliert.
Viele Ausnahme-Talente aus Brasilien, Frankreich oder anderen Ländern machen mittlerweile in der 1. Fußball-Bundesliga den nächsten Schritt. Dieses Jahr haben die Erstligisten viele solcher Spieler verpflichtet. Stuttgart, Gladbach und Bremen gaben für sie sogar Rekordsummen aus. FORUM stellt die interessantesten Neulinge vor.
Alphonso Davies (17, Bayern München, offensives Mittelfeld, für 14 Millionen von den Vancouver Whitecaps): Der 17-Jährige gilt als „Wunderkind", ein US-Kommentator nannte ihn „den Jungen, über den alle reden". Weswegen ihn fast die komplette europäische Fußball-Elite wollte. Die Bayern bekamen den in Ghana geborenen Kanadier, dürfen ihn wegen seines Alters aber erst im Jahr 2019 einsetzen. Recht bald soll Davies dann der Nachfolger von Franck Ribéry links offensiv werden.
Verletzte seinen Gegenspieler schwer
Axel Witsel (29, Borussia Dortmund, defensives Mittelfeld, für 20 Millionen von Tianjin Quanjian): Der Belgier mit dem markanten Wuschelkopf ist sicher der prominenteste Neuling in diesem Sommer. In seiner Heimat galt er einst auch als Wunderkind, wurde schon mit 19 Jahren zum besten Spieler der Liga gewählt. Bei einem Foul verletzte er einen Gegenspieler schwer und wurde heftig kritisiert. Er wechselte danach nicht in die großen Ligen, sondern nach Russland und dann nach China. Nun, mit fast 30, wechselt der Belgier mit den zweitmeisten Länderspielen nach Deutschland nahe seiner Heimat.
Achraf Hakimi (19, Borussia Dortmund, Rechtsverteidiger, ausgeliehen von Real Madrid): Hakimi spielt für Marokko, weil er marokkanische Eltern hat. Er war sogar schon bei der WM dabei. Doch geboren ist er in Madrid, und bei Real spielt er schon, seit er sieben ist. Ex-Trainer Zinédine Zidane bescheinigte ihm „spektakuläre" Anlagen. Auf Sicht sehen die Königlichen ihn als feste Größe. 17 Pflichtspiele wie im Vorjahr reichen aber nicht für die Entwicklung, also schickte Real ihn für zwei Lehrjahre nach Dortmund.
Paulinho (18, Bayer Leverkusen, offensives Mittelfeld, für 18,5 Millionen von Vasco da Gama): das nächste Wunderkind. Als Paulinho bei Bayer unterschrieb, war er noch 17, schon brasilianischer U20-Nationalspieler und umworben vom FC Bayern, Paris St. Germain, Juventus Turin und Manchester City. In Leverkusen soll er die Tradition großer Brasilianer wie Jorginho, Emerson oder Lucio fortsetzen – er ist bereits der 23.
„Er steht vor einer großen Zukunft"
Matheus Cunha (19, RB Leipzig, Sturm, für 15 Millionen vom FC Sion): Auch Cunha ist noch ein Teenager, auch er ist Brasilianer, und auch ihm wird eine große Zukunft vorausgesagt. In der Schweiz war er vergangene Saison schon Stammspieler. Und er weiß wahrlich, wo das Tor steht. In Sion verabschiedete er sich mit einem Dreierpack im letzten Spiel, in Leipzig erzielte er im ersten Pflichtspiel gegen Häcken in der Europa-League-Quali gleich ein Traumtor.
Nordi Mukiele (20, RB Leipzig, Abwehr, für 16 Millionen vom SC Montpellier): Der Franzose kostete noch eine Million mehr als Cunha. Doch Leipzig erwartet große Dinge von ihm. „Nordi Mukiele ist einer der spannendsten Verteidiger im europäischen Fußball", sagt Sportdirektor und Trainer Ralf Rangnick. In Montpellier war er letzte Saison Stammspieler, viele Vereine warben deshalb um ihn.
Marcelo Saracchi (20, RB Leipzig, Linksverteidiger, für 13 Millionen von River Plate Buenos Aires): Im Vorjahr ging der Uruguayer nach Argentinien, und sein dortiger Coach Marcelo Gallardo tut der Abgang nach nur einer Saison sehr weh: „Er steht vor einer großen Zukunft." Saracchi wurde für die Problemzone vieler Top-Vereine links hinten ausgebildet, er war schon in den Junioren-Mannschaften Uruguays Führungsspieler und Kapitän.
Pablo Maffeo (21, VfB Stuttgart, Rechtsverteidiger, für neun Millionen von Manchester City): Pep Guardiola war offenbar nur bedingt von dem Spanier überzeugt und verlieh ihn zuletzt nach Girona. Dort spielte er so gut, dass er gegen Barcelona Lionel Messi bändigte und der sich nach dem Spiel hochachtungsvoll über ihn äußerte. Guardiola verkaufte Maffeo trotzdem an den VfB, wo er zum teuersten Spieler der Vereinsgeschichte wurde – freilich nicht ohne Hintertürchen: City soll eine Rückkaufoption für Maffeo haben. „Auf den Außenverteidigerpositionen sind Toptalente rar und der Markt besonders hart umkämpft", weiß VfB-Sportchef Michael Reschke.
Bornsa Sosa (20, VfB Stuttgart, Linksverteidiger, für sechs Millionen von Dinamo Zagreb): Bescheidenheit ist offenbar nicht die Stärke des Kroaten. Bei Instagram nennt er sich „superman007". Er stand in Kroatiens vorläufigem WM-Kader, ins endgültige Aufgebot der bis ins Finale vorgestoßenen Kroaten schaffte er es letztlich aber nicht. In Zagreb war er aber eine feste Größe, debütierte mit 17 Jahren in der Ersten Liga.
Frederik Rönnow (25, Eintracht Frankfurt, Torhüter, für 2,8 Millionen von Bröndby Kopenhagen): Dass Rönnow bei der WM nicht der Stammtorwart der Dänen war, ist keine Schande. Kasper Schmeichel ist derzeit einer der besten Keeper der Welt. Doch auch Rönnow ist ein richtig Guter. Kuriosum: Er wird bereits zum dritten Mal Nachfolger von Lukas Hradecky. Den Neu-Leverkusener beerbte er zuvor schon in Esbjerg und bei Bröndby.
Alassane Pléa (25, Borussia Mönchengladbach, Stürmer, für 23 Millionen von OGC Nizza): Nie gab Gladbach mehr für einen einzelnen Spieler aus. Dabei hat Pléa mit 25 Jahren noch nicht einmal ein Länderspiel absolviert – doch die Konkurrenz bei Weltmeister Frankreich ist mit Giroud, Benzema, Griezmann und Mbappé riesig. Dennoch sind sie in Gladbach überzeugt von Pléa, der wegen seines Idols Thierry Henry die Rückennummer 14 trägt. Im letzten Jahr traf er in Nizza 16 Mal, obwohl er viel für Sturmpartner Balotelli arbeiten musste. Eine heiße Empfehlung an die Borussia sprach der Ex-Gladbacher Dante aus, in Nizza zuletzt Teamkollege Pléas.
„Vor dem Tor bin ich ein Killer"
Davy Klaassen (25, Werder Bremen, defensives Mittelfeld, für 15 Millionen vom FC Everton): Thomas Delaney zu ersetzen war nicht leicht für Werder, doch sie haben würdigen Ersatz gefunden. Mit Ajax hatte Davy Klaassen vor rund einem Jahr noch Schalke abgeschossen, er erzielte beide Tore beim 2:0 im Viertelfinale der Europa League und erreichte das Endspiel. Warum es in Everton nicht klappte, ist nicht bekannt. Doch der heimische „Weser-Kurier" freute sich nach dem Transfer über einen „Klaassen-Unterschied".
Jean-Philippe Mateta (21, FSV Mainz 05, Sturm, für acht Millionen von Olympique Lyon): In der vergangenen Saison traf Mateta 17 Mal – aber nur in der Zweiten Liga für Le Havre. Dahin hatte ihn Lyon ausgeliehen. An den großen Durchbruch des U19-Nationalspielers glaubten sie dort offenbar nicht. In Mainz dafür umso mehr. Selbstvertrauen hat Mateta jedenfalls genug. „Vor dem Tor bin ich ein Killer", sagt er.
Pierre Kunde Malong (22, FSV Mainz 05, zentrales Mittelfeld, für 7,5 Millionen von Atlético Madrid): Bei Atlético konnte sich Malong nicht wirklich durchsetzen, dennoch schaffte er über Ausleihen den Weg in die Nationalmannschaft Kameruns. Für Mainz-Manager Schröder war er der „Wunschspieler" auf der wichtigen Position im zentralen Mittelfeld.
Wout Weghorst (25, VfL Wolfsburg, Sturm, für 10,5 Millionen von AZ Alkmaar): In jungen Jahren wurde Weghorst oft wegen seiner vermeintlichen Ungelenkigkeit verspottet. Doch das ist zu Beginn schon vielen großen Stürmern widerfahren. Irgendwann machte es klick bei Weghorst, und fortan knipste er. Bei Alkmaar war er letzte Saison in 37 Spielen an 35 Toren beteiligt und schaffte so auch den Sprung in die niederländische Nationalmannschaft.