Sommer, Sonne, Wassersport. Das Wetter der vergangenen Wochen lud geradezu dazu ein, seine Freizeit an und um das kühle Nass zu verbringen. Dabei erwachte eine Sportart aus dem Dornröschenschlaf, die fast in Vergessenheit geraten ist.
Wasserskifahren ist wieder in: „Wir hatten hier in unserem 1964 gegründeten Vorgängerverein sogar schon richtige Europameister", erzählt Christoph Kreusch. Der Geschäftsführer beim 1984 neu entstandenen Yacht- und Wassersportclub Schweich an der Mosel fügt hinzu: „Es gab zu dieser Zeit noch viele internationale Wettbewerbe. Auch eine Sprungschanze, auf der man bis zu 50 Meter weit fliegen konnte. Es gab Artisten, die sogar Pyramiden gebaut haben. Unten fuhren drei Mann auf Skiern und auf deren Schultern standen zwei weitere. Doch es gab immer weniger Nachwuchs für die Wettkampfsportart, heute ist Wasserskifahren fast ausschließlich Freizeitsport." Den kann man entlang der Mosel vielerorts ausführen und erlernen – sogar an sogenannten Wasserskiseilbahnen. „Aber die richtige Faszination erlebt man erst, wenn man hinter einem Boot gezogen wird. Das ist dann echter Sport", betont Kreusch. Das Boot des Wassersportclubs Schweich stammt aus den USA, hat 260 Pferdestärken und erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von fast 70 Stundenkilometern. „Die Kraft ist wichtig, um den Skifahrer beschleunigen zu können", erklärt Sportwart Wolfgang Ruffing, „das Boot verbraucht etwa zehn Liter pro Betriebsstunde."
Beim Yacht- und Wassersportclub in Schweich kann man auch den „Binnenführerschein A" machen. Der kostet 399 Euro, und den braucht man als Bootsführer. Beim Wasserski kommt noch eine Person hinzu, die Leine und Läufer im Auge behält. Darum kommt man auch auf den Preis von zwei Euro pro Minute, die man für eine Fahrt hinlegen muss. „Aber selbst gut trainierte Fahrer sind nach einer Viertelstunde platt. Das geht schon in Arme und Beine", so Ruffing weiter. Schnupperkurse sind deutlich günstiger. „Sie kosten 20 Euro", sagt Kassiererin Susi Ruffing, die hauptberuflich in der Pro-Seniore-Altenpflegeeinrichtung in Homburg arbeitet, „in den Kursgebühren sind neben der Ausbildung Neoprenanzug, Rettungsweste und Ski enthalten – also alles außer Badehose und Handtuch."
Michelle Hendle hat sich kürzlich eine eigene Ausrüstung geleistet, Ski für 150, Neopren für 75 Euro. Aber auch im Wasserskiport sind den Investitionsmöglichkeiten für Material und Klamotten nach oben kaum Grenzen gesetzt. „Ich habe es mit zehn Jahren zum ersten Mal versucht", berichtet die 21-jährige Gesundheits- und Krankenpflegeschülerin, „damals hatte ich noch nicht genug Kraft in Armen und Beinen." Vier Jahre später klappte es dann, seither kann sie den Saisonbeginn im Mai kaum erwarten. „Es ist dann auch egal, wie kalt das Wasser ist", sagt Hendle lachend, „wichtig neben der Kraft ist auch eine gute Koordination. Und man sollte auch nicht ganz ängstlich sein." Schließlich ist die Mosel eine Schifffahrtsstraße mit zum Teil recht großen Schubverbänden. Und: Bei Geschwindigkeiten von um die 50 Stundenkilometer kann Wasser sehr hart sein, doch Michelle versichert: „Ich habe mir noch nie ernsthaft wehgetan. Und wenn ich das kann, dann kann das jeder andere auch."
Immer weniger Nachwuchs
In der Regel noch etwas schneller unterwegs ist man mit einem Monoski. Statt sonst zweien hat man da nur ein Brett unter den Füßen. „Das zu fahren ist nicht schwerer als mit zwei Skiern", sagt Markus Weirich aus Schiffweiler, „nur beim Start braucht man mehr Kraft." Die Kunst ist, in dem Moment, wo die Ski ins Gleiten kommen, aufzustehen wie von einem Stuhl – so erklären die Ausbilder die Startphase. Der 47-jährige Kraftfahrer Weirich steht seit 40 Jahren auf Wasserskiern. „Wichtig ist auch, die Arme lang zu machen", sagt er und schwärmt vom Monoski: „Es ist einfach toll, damit die Wellen zu kreuzen, es ist ein Riesenspaß, aber auch sehr anstrengend."
Weniger Tempo dafür mehr Möglichkeiten für Tricks und Sprünge gibt es beim Wakeboard. „Du arbeitest da sehr viel aus den Knien, um die Wellen auszugleichen", sagt Fuhang Lyu. Der 18-jährige Universalsportler hat erst vor einem Jahr mit dem Wassersport begonnen. „Ich spiele sonst Volleyball. Auf Schnee fahre ich lieber mit zwei Ski, aber auf dem Wasser ist Wakeboard einfach der Hit", sagt der Schweicher, „du kannst einfach viel besser springen. Echt cool."
Cool ist Wasserkifahren allemal. Die neidischen Blicke derer, die am Ufer schwitzen, erhöhen den Spaßfaktor sogar noch. „Ich habe aber auch noch nie erlebt, dass Anfänger ausgelacht wurden. Man erkennt, dass Wasserskifahren eine Sportart ist, die Kraft und viel Koordination erfordert", sagt Wolfgang Ruffing, „wenn Anfänger nach fünf oder sechs Versuchen aufgeben, ist das keine Schande, sondern eher normal. Die meisten kommen wieder und haben dann auch fast immer ihr Aha- und Erfolgserlebnis." Zu diesen Anfängern gehört auch Yvonne Göttlich. Die 40-Jährige hat vergangene Woche ihre ersten Versuche absolviert und schildert ihre Erlebnisse: „Es ist anstrengender als es aussieht. Du musst halt genau den richtigen Augenblick zum Aufstehen erwischen. Wenn du stehst, ist es ein Glücksmoment. Auch wenn ich noch nicht richtig ins Fahren gekommen bin, werde ich wiederkommen und es weiter versuchen."
Rund 100 Mitglieder hat der Yacht- und Wassersportclub Schweich. Sie kommen aus ganz Deutschland, hauptsächlich aber aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Viele haben ein Boot im Yachthafen, andere sind Dauercamper am benachbarten Campingplatz. Alle verbindet die Liebe zum Wassersport. „Es gibt die Möglichkeit des Einzelunterrichts, aber auch Gruppen mit bis zu 15 Personen können wir den Sport näher bringen", sagt Sportwart Ruffing, „wichtig ist es aber, vorher telefonisch Termine auszumachen."
Eine echte Genuss-Sportart
Wem das Fahren auf einem oder zwei Brettern zu anstrengend ist, der kann sich auf dem Reifen oder auf einer aus vielen Urlaubsorten bekannten Gummi-Banane über die Mosel ziehen lassen – auch das ist ein richtiges Vergnügen, vor allem für jüngere Wasserratten. Neben der Basis des Yacht- und Wassersportclubs lädt das Restaurant „Am alten Fährturm" auch Tagesausflügler zum Verweilen ein – mit Blick auf Weinberge und Mosel lässt sich dort der Sporttag sehr angenehm ausklingen. Und spätestens dann ist aus der Wettkampfsportart Wasserski eine echte Genuss-Sportart geworden.