Die Premieren-Saison der Flamingos Berlin in der Ersten Bundesliga verlief turbulent bis dramatisch und endete mit dem direkten Wiederabstieg. Aus Sicht der Berliner soll das nicht alles gewesen sein – der direkte Wiederaufstieg ist fest eingeplant.
Die erste Saison für die Berlin Flamingos in der Ersten Bundesliga startete mit vier Siegen in acht Spielen. Mehr kann sich ein Aufsteiger in der deutschen Baseball-Eliteklasse kaum erträumen. Schnell kursierte der Titel „Überraschungsteam" in baseballbegeisterten Kreisen in Deutschland. Selbst den Bonn Capitals hätten die Flamingos fast ein Bein stellen können. Die Cracks aus dem Westen der Republik blieben in dieser Spielzeit bislang unbesiegt und zollten dem unerschrockenen Neuling aus Berlin großen Respekt. So weit, so gut für die Flamingos aus dem Bezirk Reinickendorf.
Doch die Saison sollte eine dramatische Wendung bereithalten, deren Folgen dunkle Schatten über die Berliner Baseballer, ihre Familien und den weiteren Verlauf der Saison warfen. Es war der 5. Mai: Auf der Rückfahrt vom Auswärtsspiel bei den Paderborn Untouchables kam es zu einem tödlichen Autounfall. Das Auto des Flamingos-Spielers Ron Rodriguez kollidierte auf der A2 kurz vor Magdeburg mit einem Geisterfahrer. Rodriguez kam mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus und lag einige Tage im Koma. Für seine hochschwangere Frau Jenny allerdings kam jede Hilfe zu spät. Sie und das ungeborene Kind verstarben noch an der Unfallstelle. Teile des Teams mussten die Bergung aus nächster Nähe miterleben und leiden bis heute an den Folgen. Der Sport rückte für die Flamingos damit verständlicherweise für lange Zeit in den Hintergrund. Auf dem Feld folgte eine Niederlagenserie, die erst Mitte Juni mit einem Sieg bei den direkten Konkurrenten im Abstiegskampf, den Bremen Dockers, endete.
Flamingos-Sprecher Markus B. Jaeger äußert sich nach längerem Schweigen zu den traumatischen Geschehnissen: „Es war eine unglaublich schwere Zeit für das Team und den ganzen Verein. Aber wir haben uns nach vielen Gesprächen mit der Mannschaft dafür entschieden, die Saison zu Ende zu spielen – für Jenny und das Kind. Der sportliche Erfolg war in dieser Phase aufgrund der tragischen Situation in der Tat zweitrangig."
Als sich das Team der Flamingos mental etwas gefangen hatte, verletzte sich der erfahrene Start-Werfer (Starting-Pitcher) Trevor Caughey aus den USA schwer an der Schulter. Die Saison war für ihn beendet. Erneut mussten die Flamingos reagieren und das Team kurzfristig auf einer Schlüssel-Position umbauen. Zum Saisonende fehlten dann auch noch die beiden Start-Werfer für Spiel eins, Jonathan Mottay (französischer Nationalspieler) und Kenneth Chiu (Nationalspieler Hongkong). „Mit David Wynn haben wir schließlich einen neuen Start-Werfer für Spiel zwei verpflichten können, der zum Ende der Saison richtig aufdrehte und den Klassenerhalt für die Flamingos wieder greifbar gemacht hat", erläutert Markus B. Jaeger die knifflige Situation. In zwei entscheidenden Spielen in der Abstiegsrunde gegen die Cologne Cardinals konnte Wynn zwei wichtige Siege (4:1 und 5:0) für die Flamingos sichern. In beiden Spielen ging er über die volle Spieldistanz von neun Spielabschnitten (Innings) und warf pro Spiel sagenhafte 18 „Strikeouts" – was bedeutet, dass der gegnerische Spieler mit dem Baseballschläger seine scharf oder trickreich geworfenen Bälle jeweils dreimal hintereinander nicht erwischen konnte und vom Feld musste.
„Eine Saison, in der wir extrem viel Pech an den Hacken hatten"
Die beiden Endspiele um den Abstieg in die Zweite Bundesliga fanden schließlich am 1. September auswärts bei den Bremen Dockers statt. Die Ausgangssituation vor dem Doppelspieltag an der Weser stellte sich wie folgt dar: Den Dockers reichte ein Sieg aus zwei Spielen, den Flamingos halfen nur zwei Siege. Für beide Teams ging es um die weitere Existenz in der Ersten Liga, doch die Berliner mussten ihre Hoffnungen früh begraben. Die Flamingos kamen in Bremen nur auf einen Sieg im zweiten Spiel (17:5). Das erste Spiel entschieden die Bremen Dockers denkbar knapp mit 2:1 für sich, obwohl die Flamingos im Verhältnis der „Hits" mit 10:6 vorne lagen. Ein „Hit" wird gezählt, wenn der Schlagmann den geworfenen Ball trifft und mindestens die erste Station (Base) im Wertungs-Parcours erreicht. Doch der Sieg in der Treffer-Statistik konnte das Schlimmste nicht mehr vermeiden: Der Abstieg in die Zweite Bundesliga für die Hauptstädter war besiegelt.
„Die knappe 1:2-Niederlage in Bremen steht symbolisch für eine Saison, in der wir extrem viel Pech an den Hacken hatten", kommentierte Pressesprecher Jaeger emotional den letzten Spieltag. In insgesamt zehn von 32 verlorenen Spielen hätten die Flamingos nur mit einem oder zwei Läufen (Runs) das Nachsehen gehabt. Zum Teil wären die Niederlagen erst durch einen gegnerischen Run im letzten Durchgang des Spiels zustandegekommen, führt Jaeger die Statistik fort. Bei etwas mehr Glück und nur zwei weiteren Siegen wären die Flamingos auch im kommenden Jahr erstklassig geblieben, trauert Jaeger am Ende den verpassten Chancen hinterher.
Neben Markus B. Jaeger ist Reiner Wöttke als Vorsitzender der zweite wichtige Mann in der Administration der Flamingos Berlin. Trotz der großen Enttäuschung geht der Blick bei Wöttke bereits wieder nach vorn: „Ja, wir haben unser Saisonziel Klassenerhalt nicht erreicht. Für den Rest der Saison wollen wir uns deshalb mit unserem Team 2 darauf konzentrieren, die Meisterschaft in Berlin/Brandenburg zu gewinnen. Wir haben in der abgelaufenen Erstligasaison sehr viel Erfahrung gesammelt und wollen mit dem direkten Wiederaufstieg 2019 definitiv daran anknüpfen."
Wöttke freut sich außerdem, den Meistertrainer von 2017, Don Freeman, zum Jahresbeginn 2019 wieder für die Flamingos zurückgewonnen zu haben – er wird zusätzliche Verstärkung aus den USA mitbringen. Mit Freeman, der Anfang des Jahres in die Hall of Fame der US-Baseball-Trainer aufgenommen wurde, den Kooperationspartnern, die alle dem Verein erhalten bleiben und dem unverändert starken Kader werden die Flamingos, da ist sich Wöttke sicher, den Aufstieg in die Erste Bundesliga erfolgreich anpacken können.