Modelagent Peyman Amin wurde durch TV-Shows wie „Germany’s Next Topmodel" und „Curvy Supermodel" einem großen Publikum bekannt. Im Interview spricht der Inhaber der Modelagentur Pars Management über seinen Job, das Entdecken von neuen Gesichtern, Auswahlkriterien, Curvy Mode und Bodyshaming.
Herr Amin, wie wird man Modelagent?
Für diesen Beruf muss man modebewusst, sprachbegabt, reiselustig und teamfähig sein. Ich habe nach meinem Bachelor als Betriebswirt eine Praktikumsstelle gesucht und bin auf eine Stelle in einer Frankfurter Modelagentur gestoßen. Dort habe ich dann später als Booking Assistent und letztlich als Booker weitergearbeitet. Zwei Jahre später ging ich nach Paris, um dort für IMG Models zu arbeiten.
Sie haben zwölf Jahre lang Topmodels wie Heidi Klum, Gisele Bündchen und Naomi Campbell für die weltweit renommierte Agentur IMG Models betreut. Wie kamen Sie schließlich dazu, Ihre eigene Agentur Pars Management zu gründen?
Nach zwölf Jahren Paris hatte ich wieder Lust, nach Deutschland zurückzukehren, und es war schon immer mein Wunsch, irgendwann mal in München zu leben und zu arbeiten. Nach so vielen Jahren, in denen ich viel Erfahrung als Modelagent sammeln und Kontakte zu vielen wichtigen Leuten in der Industrie knüpfen konnte, bot es sich natürlich sehr an, eine eigene Agentur zu gründen. Mit Pars Management habe ich nun die Gelegenheit, selbst Talente zu entdecken/zu scouten und zu erfolgreichen Models aufzubauen.
Wo entdecken Sie Models, vor allem neue Gesichter?
Es gibt viele Möglichkeiten, Models zu entdecken: auf der Einkaufsstraße, in Freizeitparks oder auch auf Konzerten und Festivals. Oft bewerben sich junge Mädchen auch per Mail oder Instagram. Ich habe vor fast zehn Jahren ein Mädchen im Alter von 13 Jahren mit ihrer Mutter auf einer Einkaufsstraße in Berlin angesprochen. Mittlerweile lebt und arbeitet sie sehr erfolgreich als Model in New York und hat schon einige Kampagnen und große Covershootings gemacht …
Nach welchen Kriterien wählen Sie die Models aus?
Wenn ich beispielsweise auf der Straße Ausschau halte, dann achte ich vor allem zunächst auf die Körpergröße. Die ist insbesondere für eine internationale Karriere auf dem Laufsteg von großer Bedeutung. Selbstverständlich sind aber ein schönes Gesicht und eine tolle Ausstrahlung ebenfalls von außerordentlicher Bedeutung, um erfolgreich zu sein.
Wie geht es nach dem ersten Kontakt weiter?
Als Erstes mache ich dann einen Termin in meiner Agentur, wo die ersten Fotos (Polaroids) gemacht werden und die Maße genommen werden. Im Anschluss werden sogenannte Test-Shootings (freie Arbeiten mit guten Fotografen) organisiert, so dass sich das Buch (Portfolio) des Models füllt. Erst dann kann man das Model den Kunden für ihre Produktionen vorschlagen.
Wie viele Models managen Sie derzeit?
Es sind circa 250 Models, davon etwa 50 deutsche, die wir selbst entdeckt haben und bei denen wir die Mutteragentur sind.
Bei Ihnen ist etwa auch Supermodel Bar Refaeli unter Vertrag. Wie sieht Ihre Zusammenarbeit aus? Konnten Sie Ihr schon viele Jobs vermitteln?
Ich habe sie schon für ein paar Projekte verbuchen können, unter anderem für ein gemeinsames Fernsehformat namens „Million Dollar Shootingstar" auf Sat1. Aber ein Model wie Bar bucht man nicht so oft, da sich nicht viele Kunden ein Model dieses Kalibers leisten können.
Aus wie vielen Leuten besteht Ihr Team und wie ist die Aufgabenverteilung?
In München habe ich drei Mitarbeiterinnen und in Hamburg zwei. Einige davon sind für das Scouting und Development und andere für die Vermarktung der Models (Booking) zuständig. Ich selbst bin in allen Bereichen aktiv.
Wie sieht Ihr Tagesablauf als Manager von Pars Management aus?
Ich gehe morgens zunächst meine Mails durch und bearbeite die Anfragen von Kunden und mache Modelvorschläge. Außerdem gehe ich die Modelbewerbungen durch und lade die Bewerberinnen mit Potenzial zu einem Vorstellungsgespräch ein. In regelmäßigen Abständen bespreche ich auch neue Strategien mit meinem Team und besuche die Fashion Weeks – vor allem in Paris und in New York.
Ist die Modebranche wirklich so oberflächlich, wie sie von außen oftmals scheint?
Das kann ich so nicht bestätigen. Ich habe in den letzten 20 Jahren unglaublich viele Models kennenlernen dürfen, die viele verschiedene Talente haben und sich in ihrer Freizeit auch mit tiefgründigen Themen befassen. Sicherlich macht die Industrie den Eindruck, sehr oberflächlich zu sein, aber wenn man sich mit den Menschen, die darin arbeiten, befasst, kommt man zu einem anderen Ergebnis.
Sie waren von 2006 bis 2010 Juror bei „Germany’s Next Topmodel". Verfolgen Sie die Sendung noch oder stehen Sie ihr mittlerweile kritisch gegenüber?
Ja, ich schaue hin und wieder rein und finde die Sendung nach wie vor interessant. Sicherlich steht der Unterhaltungsaspekt im Vordergrund, aber sie gibt immer noch einen guten Einblick hinter die Kulissen der Industrie.
Sie managen neben den „klassischen" dünnen Models auch einige Curvy Models und sitzen auch in der Jury der Model-Castingshow „Curvy Supermodel". Denken Sie, dass kurvige Ladys in Zukunft auch bei großen Werbekampagnen und im Bereich Haute Couture selbstverständlich werden?
Das ist bereits heute schon der Fall. „Curvy Mode" ist kein Trend mehr, sondern hat sich bereits als fester Bestandteil der Modekollektionen etabliert.
Wie stehen Sie zum Thema Body Shaming? Und was würden Sie Betroffenen sagen?
Body Shaming entsteht nur dort, wo auch Mobbing existiert. Und Mobbing hat sich in unserer Gesellschaft leider immer mehr verbreitet. Umso wichtiger ist es, dass man Menschen, die gemobbt werden, unterstützt und den „Mobbern" die Leviten gelesen werden.
Wie stehen Sie zu Challenges wie #a4waist*(Zur Erklärung: Bei der Challenge soll die weibliche Taille so schmal wie ein DinA4- Blatt sein, wenn man es sich vor den Bauch hält)?
Ich finde das einfach nur krank, und Menschen, die solche Challenges in die Welt setzen, sollten dafür bestraft werden.
Welche Tipps würden Sie jungen Frauen mit auf den Weg geben, die eine Karriere als Model anstreben?
Sie sollten vor allem an sich selbst glauben und den Beruf des Models auch als einen Beruf und nicht als eine große Party ansehen. Wichtig ist es auch, dass sie sich eine gute und seriöse Agentur suchen, die ihnen den Weg weist.
Weitere Infos: www.pars-management.com und www.instagram.com/parsmanagement