Melodische Gitarrenriffs, stahlharte Vocals und knallige Grooves: Die Band Blessed Hellride entfesselt in ihren Shows ein martialisches Live-Feuerwerk. In diesem Jahr waren die fünf Trierer Jungs auf dem Metal-Festival Wacken Open Air on stage. Leadsänger Tiny Fuel spricht über die Liebe zur Musik, das neue Album „Bourbon King" und den Wacken-Wahnsinn.
Tiny, jede Band hat ja bekanntlich ihre Geschichte – von Iron Maiden bis hin zu AC/DC. Was ist die Story von Blessed Hellride?
Nun ja. Die Band gibt es ja jetzt seit acht Jahren. Ich persönlich bin erst sechs Jahre dabei, war also nicht an der Gründung beteiligt. Aber natürlich kenne ich die Story. Eigentlich entstand die Band aus Freunden, die zusammen rumhingen, und einfach Lust drauf hatten, Musik zu machen, wenn ich das richtig verstanden hab. Ganz ‚musikerlike‘ kam man dann nach dem ein oder anderen Whisky auf die Idee, etwas musikalisch auf die Beine zu stellen. Die eigentliche Idee dazu hatten damals Jack Stoned und unser Captain Hellride.
Typisches Garagen-Band-Syndrom also?
Nein. Wir probten tatsächlich schon immer in einem Proberaum, was in Trier gar nicht so einfach ist, da es hier nur sehr wenige gibt. Im Prinzip war die Gründung von Blessed Hellride, wenn man so will, sehr stereotypisch für so viele Rockbands. Die Jungs hatten Bock darauf, Musik zu machen, und los ging’s. Dass wir irgendwann mal auf großen Bühnen landen, davon haben wir damals zwar geträumt, aber erwartet hätten wir es nie.
Blessed Hellride ist ja auch der Name eines Albums der Heavy-Metal-Kultband Black Label Society von Zakk Wylde. Warum hat euch gerade diese Band inspiriert?
Eigentlich war dieses Namens-Ding wirklich spontan. Soweit ich weiß, ist der Name Blessed Hellride auch mehr dem Zufall geschuldet. Die Jungs standen damals nach ewigen Diskussionen vor dem CD-Regal, bis dann der Blick auf das „Black Label Society"-Album fiel. That’s it. Schon war Blessed Hellride geboren. Außerdem war das schon die musikalische Richtung, in die sie damals wollten.
Apropos musikalische Richtung: Wie würdest Du euren Stil denn beschreiben?
Wir machen Heavy Rock, der von Metal-, aber auch Hardrock-Elementen beeinflusst wird. Dabei versuchen wir immer das Beste aus den Stilen rauszuholen. Das ist also immer ein Tanz auf Messers Schneide, da wir uns stilistisch nie hundertprozentig für die eine oder die andere Seite entscheiden.
Was euch auch sehr speziell macht, ist, dass ihr in verschiedenen Rollen auftretet. Du verkörperst beispielsweise die Rolle des Bourbon Kings. Wie kam es eigentlich dazu?
Na ja. Im Prinzip ziehen wir unsere Rollen ja nicht stringent durch. Wir haben zwar alle unsere Künstlernamen, die dienen aber in erster Linie dazu, unser Privat- und Berufsleben, soweit es geht, raus aus dem Bandtrubel zu halten. Jeder von uns geht ja einem ganz normalen Job nach. Der Bourbon King ist da noch mal spezieller. In diese Rolle schlüpfe ich ja nur bei dem entsprechenden Song, den Jack und ich zusammen geschrieben haben. Zudem wollten wir dann noch ein richtig fettes Video machen. Dazu brauchten wir noch den Bourbon King. Naja, ich übernahm den Part und hütete ab sofort den Thron. Da steckt also eher eine Genese statt eines Konzepts dahinter. (lacht) Ansonsten bin ich auf der Bühne Tiny Fuel.
Euer aktuelles Album war als Crowdfunding-Projekt angelegt. Wie kam es dazu?
Wir haben ja mittlerweile zwei Alben veröffentlicht. Sowohl die „Bastards and Outlaws" als auch „Bourbon King" sind durch Crowdfunding realisiert. Fakt ist: Ein Album zu produzieren kostet nun mal viel Geld. Daher sind wir echt auf den Rückhalt unserer Fanbase angewiesen. Und das Schöne am Crowdfunding ist, dass man das Feedback direkt von den Leuten kriegt. Man schaltet die Kampagne, und in diesem Monat sitzt man wirklich auf glühenden Kohlen und du denkst Dir: „Geil, wie das angenommen wird!" Es ist einfach toll, wenn so viele Leute gut finden, was du machst und wenn du was Neues rausbringst. Das, was wir da zurückkriegen, ist noch cooler als die Kohle, die dadurch zusammenkommt.
Eure erste EP war „Evil Side of Life" im Jahr 2010. Würdest du sagen, es gab seitdem eine musikalische Entwicklung?
Eigentlich kann man die Entwicklung an den jeweiligen Mitwirkenden festmachen. Die „Evil Side of Life" wurde noch mit einem anderen Sänger aufgenommen. Da klang alles noch irgendwie ein wenig nach Guns N’ Roses. Dann kam ich dazu, und es drehte sich alles noch mal Richtung Heavy Rock. Mit der „Fuel-Röhre" klappt das mit Guns N’ Roses auch nicht mehr. (lacht) Es gab also die EP „Evil Side of Life" mit Mark am Gesang, „Booze ’n’ Roll" als EP und „Bastards and Outlaws", unser Debutalbum, mit mir und Oos, dem alten Gitarristen, der dann von Yacko abgelöst wurde. Der ist musikalisch unglaublich breit aufgestellt und hat der Band den Entwicklungssprung gebracht, den
wir bei „Bourbon King" umgesetzt haben. Oh Mann, ist das alles so kompliziert. (lacht)
Stichwort Entwicklung: Dieses Jahr seid ihr auf dem Wacken Open Air aufgetreten. Wie kam’s dazu?
Wir sind klassisch über unseren Verlag gebucht worden. Dieser Verlag ist eine Unterfirma von ICS, dem Unternehmen, das Wacken organisiert.
Und dann kommt der Moment, in dem Du auf der Bühne stehst…
Oh Gott, ja. Du durchlebst aber schon vor dem Auftritt so viele solcher Wahnsinns-Momente. Alleine die Abfahrt von Trier ist was anderes, weil du genau weißt: „Hey, es geht jetzt nach Wacken, auf den Holy Ground". Von den acht Stunden Fahrt weiß ich auch so gut wie nix mehr. Dort angekommen, erhältst Du Deinen Artist-VIP-Aufkleber und darfst überall durchfahren. Das ist unglaublich. Und irgendwann heißt es dann: „Jungs, ihr müsst los. In drei Stunden ist Auftritt." Dann wirst Du von einem Shuttle-Bus abgeholt, und es geht zur Stage. Wie vor jeder Show machst du dich warm. Dann geht es zwei Treppen hoch, und du hast einen Kloß im Hals und denkst dir „Wenn Du das jetzt verkackst, ist der komplette Auftritt im Arsch." Dann steht man da vor Tausenden Leuten. Und … ja … Die Fotos sprechen glaube ich für sich. Da läuft eine Dreiviertelstunde so schnell ab wie fünf Minuten. Ich weiß noch, wie die Pyros hochgingen, wie die Bühne bebte, wie unfassbar geil das Publikum mitmachte. Da hebst du einmal die Hand hoch und alle Hände sind oben. Ohne mit der Wimper zu zucken. Der Wahnsinn! Danach waren wir alle erst mal platt und dachten uns: „Was zur Hölle ist da gerade passiert?"
Blessed Hellride ist ja eigentlich eine Trierer Band. Verbindet euch viel mit dem Saarland?
Ja klar. Jack Stoned und ich stammen ja von hier. Wir tauschen uns auch enorm mit anderen Bands der Region aus und sind sehr mit der saarländischen Szene verbunden. Da gibt es beispielsweise die Läden „7. Himmel" in Saarlouis oder das „Studio 30" in Saarbrücken, die uns unfassbar unterstützen. Das ist echt eine superwichtige Fan-Base für uns. Im Saarland geht wirklich was. Deswegen sind wir auch privat gern hier.
Wo steht Blessed Hellride in fünf Jahren? Was sind eure Pläne?
Ich unterscheide da zwischen Plänen und Ambitionen. Unsere Ambitionen sind es, ein signifikanter Teil der deutschen Mainstream-Metal-Szene zu werden. Das wird verdammt schwer und ist ein steiniger Weg. Aber den wollen wir gehen. Und momentan läuft alles recht gut. Zu unseren Plänen: Wir sind auf der Suche nach einem neuen Label für unsere nächste CD, die Ende 2019 erscheinen wird. Dazu werden wir auch wieder eine Crowdfunding-Kampagne starten. Es bleibt also spannend.