Thomas und Lukas Bruch sind die Chefs der Saarbrücker Traditionsbrauerei G. A. Bruch. Sie produzieren kein massentaugliches Bier, sondern setzen auf eine Vielzahl leckerer Spezialitäten – für Bier-Genießer.
Die Zeit des bundesweiten Brauereisterbens scheint nicht vorbei. Einigen Brauereien stehen schwere Zeiten bevor. Nachdem in den letzten Jahrzehnten zahlreiche regionale Brauereien ihre Sudkessel schlossen und die Brauanlagen teils ins Ausland verkauften, setzen die kleineren regionalen Bierbrauer auf Klasse statt Masse. Der Pro-Kopf-Bierkonsum in Deutschland stagnierte, ging neuesten Erhebungen zufolge zwischen den Jahren 2011 und 2017 stetig zurück. Die deutschen Gersten-Kaltschalen-Liebhaber tranken nur noch 102,5 Liter Bier im Durchschnitt pro Jahr. Am Durst kann es nicht liegen. Dagegen haben sich die Konsumgewohnheiten geändert. Die ältere Klientel trinkt einfach weniger alkoholisch, und wenn schon mal ein Bierchen, dann soll es alkoholfrei sein. Lediglich in Jahren mit internationalen Sportereignissen à la Fußball-Europa- und Weltmeisterschaft wird gesoffen, was die Flaschen und Fässer hergeben. Dass die heutige junge Generation sich mehr an hochprozentige Mixvarianten beziehungsweise Bier-Misch-Getränken durstfrei hält, rettet viele Brauereien wohl kaum. Da ist Fantasie gefragt, denn Verlierer sind momentan die großen Brauereien wie Bitburger, Warsteiner oder Beck’s, um nur mal drei zu nennen.
Verlierer sind momentan große Brauereien
Aber in der Branche gibt es auch Gewinner. Zu ihnen gehört auch die Saarbrücker Familienbrauerei G. A. Bruch aus der Scheidter Straße in St. Johann. „Wir haben im vergangenen Jahr 2017 ein Umsatzplus von 1,8 Prozent zu verzeichnen. Für uns mittelständisches Unternehmen ist es leichter, am Markt zu existieren, da wir nicht auf bundesweite Vermarktung bauen müssen. Über die Grenzen des Saarlandes hinaus wird man kein Bruchbier finden. Im Stadtverband Saarbrücken ist die Marke Bruch Bier jedermann bekannt, egal ob er unser Produkt gern trinkt oder nicht", sagt Lukas Bruch. Da hat der Juniorchef des Familienbetriebes völlig Recht. Das Familienunternehmen, das seit 1702 besteht, braut heute circa 20.000 Hektoliter Bier.
Viele Spezialitäten werden seit 1990 in der Gasthaus-Brauerei „Stiefelbräu" wieder in zwei Würz,- beziehungsweise Sudpfannen gebraut. An den Tagen, an denen die Würze in den Kesseln kocht, erfüllt der Duft von warmer Malzmaische das ganze Brauhaus „Zum Stiefel", dem Stammhaus der Brauerei G. A. Bruch am Saarbrücker St. Johanner Markt. Dies war ein Traum des Seniors und Inhabers der ältesten saarländischen Brauerei Thomas Bruch, der in achter Generation die alte Brauereitradition wieder aufleben ließ. Nicht nur Bruch ist bislang Gewinner einer Entwicklung, die sich seit einigen Jahren abzeichnet. Das sogenannte Craft-Beer ist vor allem jenen Bierkonsumenten ein Begriff, die die Nase voll haben von langweiligen, immer gleich schmeckenden Gerstensäften. Dabei unterscheidet dieser Begriff einfach nur handwerklich gemachte Biere von denen in Abermillionen Hektolitern gebrauten Massen- beziehungsweise Industriebieren. Verrückte Welt! Was bis vor einigen Jahrzehnten gar nicht anders möglich war, weil es die technischen Bedingungen nicht zuließen, erfährt heute eine Renaissance. Es ist aber nicht die Neuerfindung des Rades, sondern einfach nur die Erinnerung daran, auf einfachstem Wege mit besten Rohstoffen, nämlich Hopfen, Malz, Hefe und Wasser das bestmögliche Bier zu brauen. „Wir, ein verhältnismäßig kleines Unternehmen, haben immer schon handwerkliches Bier gemacht", erklärt Lukas Bruch bei einem Brauerei-Rundgang in der Scheidter Straße.
Die Saison für Spezialbiere der Brauerei Bruch beginnt im Februar und endet im Herbst. Zu Beginn des Jahres gibt es pünktlich zur Fastenzeit das Wadgasser Fastenbier, gefolgt vom Maibock und übergangslos die Hopfen-Perle. „In unsere Biere kommen die besten Hopfensorten aus Deutschlands größtem Hopfenanbaugebiet, der Hallertau und Tettnanger Hopfen. Die Hopfenperle kommt bei den Bier-Genießern gut an und wird auch nicht unsere letzte innovative Herausforderung gewesen sein. Wir experimentieren gern mit neuen Hopfensorten, die im Moment auf dem Markt sind. Sie versprechen fantastischen Biergenuss. Bis zur Marktreife dann wird aber noch eine gewisse Zeit vergehen."
Starkbier für zwei Biersommeliers gebraut
Dass die Brauerei sich bislang am Markt mit leicht steigendem Umsatz behaupten kann, hat mit Sicherheit mit einer konstanten Firmenphilosophie zu tun. Nicht wie bei den Großen am Markt, die auf Teufel komm raus Umsätze verbuchen müssen, um möglicherweise auch ihre Geldgeber zufriedenstellen zu können, müssen sich die kleinen Brauereien auf die speziellen Bedürfnisse der Bierkonsumenten in der Region konzentrieren. Thomas Bruch kennt die Bedürfnisse seiner Klientel, denn er ist stets vor Ort, hört die Stimmen seiner Kundschaft und reagiert bei vielerlei Problemen sofort. Bei Lukas Bruch nachgefragt, ob es denn auch möglich sei, für sich selbst einmal eine Charge zum Beispiel für ein besonderes Fest oder runden Geburtstag brauen zu lassen, antwortet er: „Selbstverständlich, doch 500 bis 700 Liter sollten es schon sein. Erst kürzlich haben wir in Kooperation für die beiden frisch gebrauten Biersommeliers Katharina und Martin Rolshausen (www.beersociety.de) ihr sogenanntes Saarbrückator, ein Doppelbock, gebraut. Nach einigen Überlegungen entschieden sich die beiden für ein nach Deutschem Reinheitsgebot gebrautes unfiltriertes, honigfarbenes, untergäriges Starkbier mit neun Prozent Alkohol."
Mehr als 300 Jahre Brautradition hat das Saarbrücker Familienunternehmen bereits hinter sich, und mit Lukas Bruch tritt ein ebenso vom guten Bier Begeisterter in die Fußstapfen seines Vaters Thomas Bruch. Die Saarbrücker Brauerei ist eine von drei saarländischen Bierproduzenten, die den Sprung ins dritte Jahrtausend geschafft haben. Man wird sehen, wer den Schritt in die richtige Richtung schaffen wird.
Bruch jedenfalls wird sich nicht verkleinern, wie jüngst ein Nachrichtensender verkündet hat. Die 17 Mitarbeiter im Betrieb werden weiterhin in der Tradition eines Familienunternehmens eingebunden sein, auch wenn sich das Unternehmen zukünftig ein wenig modernisieren wird.