Sportjournalisten, vor allem jene, die auch überregional tätig sind, rümpfen seit Jahren die Nase, wenn sie auf die Fußball-Bundesliga angesprochen werden. Von mangelnder Attraktivität ist regelmäßig die Rede und von einer gähnenden Langeweile, da Bayern eh spätestens im Herbst zehn Punkte Vorsprung haben werde.
Nun sind sieben Spieltage vorbei und der Serienmeister aus München findet sich auf Platz sechs wieder. Vier Punkte hat die Dortmunder Borussia Vorsprung, das hört sich erst einmal viel an, ist es mit einem Blick auf die vergangene Saison aber nicht. Auch damals startete der BVB besser – so gut schließlich – dass sich die Chefs an der Säbener Straße gezwungen sahen, Star-Trainer Carlo Ancelotti durch „Fußball-Rentner" Jupp Heynckes zu ersetzen. Der Rest der Geschichte ist bekannt. Die Bayern starteten eine Serie, die sie zurück bis an die Spitze der Bundesliga und ins Halbfinale der Champions League führte. Der BVB verschliss mit Peter Bosz und Peter Stöger gleich zwei Trainer und hangelte sich am Ende mit Müh und Not in die Champions League. Insofern sollte man vorsichtig sein, wenn man angesichts der aktuellen Tabellensituation von einer möglichen Wachablösung spricht. Aber es gibt Anzeichen, die darauf schließen lassen, dass der Titelkampf tatsächlich spannender verlaufen könnte als zuletzt. Zum einen deutet sich bei den Bayern zumindest unmittelbar kein Trainerwechsel an. Das Risiko, den relativ unerfahrenen Nico Kovac zu installieren, war den Verantwortlichen bewusst. Eine neuerliche Rückkehr von Heynckes ist ausgeschlossen, der internationale Markt bietet zudem kaum deutschsprachige Alternative. Dass die Bosse um Uli Hoeneß und Kalle Rummenigge nach den schwierigen Erfahrungen mit Ancelotti und Pep Guardiola abermals einen Trainer zu verpflichten, der die Landessprache nicht kann, ist kaum vorstellbar. Der Umbruch, der sich bei den Bayern nicht nur auf dem Platz, sondern auch in der Führungsetage andeutet, ist ohnehin alternativlos. Zum anderen präsentiert sich der BVB deutlich stabiler als im Vorjahr. Als Trainer fungiert Lucien Favre, der schon gezeigt hat, dass er Spitzenfußball kann. Zudem mischt Matthias Sammer wieder mit. Der „Fußball-Besessene" steht nicht für Mittelmaß, und die Einkaufspolitik des Sommers lässt darauf schließen, dass die Bundesliga zumindest ein bisschen spannender werden könnte.