Wenn Sie an ethisch und ökologisch korrekte Kleidung denken, haben Sie weite Schlabber-Shirts in faden Farben im Kopf? Weit gefehlt! Zumindest bei modernen Marken erscheinen Naturtextilien in einem völlig anderen Gewand: mal sportlich, mal verspielt, mal elegant – aber immer stylish, zeitgemäß, bequem und nachhaltig.
Eco Fashion ist das Richtige für Modebewusste, die bei ihrem Einkauf nicht nur auf sich, sondern auch auf andere Menschen sowie ihre Umwelt achten möchten. Die Produkte werden aus nachwachsenden Rohstoffen ohne Chemikalien-Einsatz und unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellt. Einige Pullover, Hosen, Röcke, Jacken und Accessoires bestehen etwa aus Bio-Baumwolle oder Wolle, andere aus Leinen, Hanf oder Bambus – mal naturbelassen, mal mit hautfreundlichen Naturfarben eingefärbt.
In Zeiten, in denen wir täglich Schlagzeilen über Meere voller Plastik – das zum Beispiel auch in Fleece-Pullovern enthalten ist –, Mitarbeiter in Nähfabriken, die unter menschenunwürdigen sowie gefährlichen Bedingungen arbeiten oder Tiere, die in Massentierhaltung und für die Pelzindustrie leiden, lesen, wächst das Interesse an umwelt- und tierfreundlicher Bekleidung stetig und es sprießen immer mehr Marken aus dem Öko-Boden, die sich auf diese spezialisiert haben.
In allen größeren Städten finden sich inzwischen Fancy-Concept-Stores – etwa von Glore –, die nachhaltige Bekleidung, Accessoires, Lifestyle- und Deko-Produkte anbieten und einen coolen Mix an verschiedenen Eco-Fashion-Labels im Programm haben. Die Zeit von selbst gehäkelten Ponchos, Birkenstock-Sandalen und Dritte-Welt-Läden ist vorbei. Der Aspekt, ästhetisch ansprechende Bekleidung mit coolen Designs herzustellen, ist den meisten Brands ebenso wichtig wie die faire, nachhaltige Produktion in Bio-Qualität.
Immer mehr Marken mit Umwelt im Blick
Mit dem niederländischen Label Froy & Dind erhalten belgische Farbenfreude und Retro-Romantik Einzug in den Kleiderschrank, mit der Kölner Marke Armedangels fantasievolle Prints auf unifarbenem Stoff. Recolution aus Hamburg stellt seit 2010 Bio-Streetwear her, die GOTS-zertifiziert und vegan ist. Produziert werden die Teile in der Türkei und in Portugal. Das Label achtet auf umweltfreundliche und sozialverträgliche Herstellung – vom Anbau der Bio-Baumwolle über die Produktion des Stoffes bis zum fertigen Kleidungsstück. Auch bei Bleed Clothing müssen weder Menschen, Tiere noch Umwelt für Kleidungsstücke „bluten". Die Marke aus Bayern führt auch vegane Leder-Kleidung aus Kork in ihrem Repertoire.
An Labels, die Organic-Jeans herstellen, mangelt es ebenfalls nicht. Neben Mud Jeans produziert die niederländische Marke Pearls of Laja Damenjeans, die unterschiedliche Figurentypen gekonnt in Szene setzen. Alle Jeans von Pearls of Laja sind vegan, GOTS-zertifiziert und werden auch in Plus Sizes angeboten.
Bei dem fairen Modelabel Eterna aus Passau finden vor allem Geschäftsleute hochwertige Hemden und Blusen in Bio-Qualität zu guten Preisen unter klimaneutraler Herstellung. Eterna kompensiert den CO2-Ausstoß durch die finanzielle Unterstützung von verschiedenen Umwelt- und Klimaschutzprojekten. Herrenhemden fertigt die Öko-Marke auch nach Maß.
Es gibt mittlerweile pflanzliches „Rhabarberleder"
Ganz auf Leder spezialisiert ist Deepmello. Da bei der konventionellen Ledergerbung umweltschädliche Chromsalze zum Einsatz kommen, werden die Produkte des Leipziger Labels pflanzlich gegerbt. Deepmello nutzt die in Rhabarberwurzeln verfügbaren Gerbstoffe, um sein „Rhabarberleder" herzustellen. Einige Marken sind schon seit mehreren Jahrzehnten erfolgreich. So stellt People Tree (London) bereits seit über 25 Jahren nachhaltige Kleidungsstücke her. Besonders beliebt: die femininen Casual-Sommerkleider.
Der absolute Vorreiter der Öko-Mode stammt aber aus Deutschland: Trigema produziert seit nunmehr rund 100 Jahren Sport- und Freizeitbekleidung sowie Wäsche für Damen, Herren und Kinder – unter fairen Bedingungen und hohen ökologischen Standards made in Germany. Viele selten originelle und farbenfrohe Eco-Fashion-Marken finden sich vor allem im Bereich Kinderbekleidung. Aus ihrer Nische ist die Ökomode längst herausgewachsen. Wer gerne online shoppt, findet unter anderem bei Avocadostore, Glore, Avesu oder Fair-a-porter eine schöne Auswahl diverser Organic-Fashion-Brands. Die einzelnen Marken haben natürlich überwiegend auch eigene Online-Shops.
Beim Kauf von „grüner Mode" sollte man auf die Authentizität der Modelabels achten. Wo wird gefertigt? Unter welchen Bedingungen? Aus welchen Materialien bestehen Bekleidung und Accessoires? Sind diese unbehandelt und mit natürlichen Farben eingefärbt? Orientieren kann man sich darüber hinaus an Gütesiegeln: Wenn auch noch Siegel wie GOTS, IVN, Fairtrade oder das der Fair Wear Foundation unterstützt werden, kann man ruhigen Gewissens einkaufen. Umfassende Informationen zu dem Thema liefert die Webseite www.utopia.de.
Umweltfreundlich shoppt man natürlich auch, wenn man weniger und dafür bewusster konsumiert und sich für Stücke aus hochwertigen Materialien in guter Verarbeitung entscheidet, die man dann tatsächlich auch anzieht. Denn laut Experten werden nur 35 Prozent der Bekleidung im Damenkleiderschrank wirklich getragen. Für vieles, was spontan geshoppt wird, lässt sich schlichtweg kein Anlass finden. Andere Stücke wiederum sind kaum kombinierbar oder doch zu unbequem, zu klein oder zu groß. Für solche Fälle bieten sich Second-Hand-Länden oder Tauschpartys mit Freundinnen an.
Auch Pelz ist bei Ökomode kein Thema. Eco-Fashion-Labels verzichten darauf. Und auch immer mehr Designer entscheiden sich dafür, keine Produkte mit Echtpelz-Besatz herzustellen und zu verkaufen. Vorreiterin war Stella McCartney. Die britische Designerin und Tochter von Paul McCartney, die zuvor für Chloé tätig war, entwirft seit 2001 eigene Stücke ohne Leder und Pelz. In den letzten Jahren stellten auch viele andere Designer-Brands und Kaufhausketten den Pelzverkauf ein und beendeten damit ihre Unterstützung der Pelzindustrie, in deren Auftrag jedes Jahr Millionen Nerze, Füchse, Waschbären und auch Hunde und Katzen einen grausamen Tod finden. Neben Harald Glööckler zählen etwa auch Armani, Calvin Klein, Escada, Alexa Chung, Vivienne Westwood, John Galliano, Gucci, Michael Kors, Jimmy Choo, Donna Karan, Hugo Boss, Ralph Lauren, Tommy Hilfiger, C&A, Karstadt, Zara, P&C, Mango, Otto, Galeria Kaufhof und sogar Versace dazu. John Galliano bemerkte in einem Interview zu seinem Ausstieg aus dem Pelzgeschäft, dass man heute ethische Werte kaufe. Und Designer Giorgio Armani sagte in einem offiziellen Statement: „Der technische Fortschritt der vergangenen Jahre hat uns sehr gute Alternativen zu Echtpelz beschert, die die Verwendung grausamer Praktiken an Tieren unnötig machen. Wir haben diesen Prozess lange verfolgt und uns jetzt dazu entschieden, einen großen Schritt vorwärts zu machen und unsere Aufmerksamkeit auf wichtige Themen wie Umwelt- und Tierschutz zu lenken."
Übrigens gibt es auch immer mehr Kosmetikunternehmen, die ohne Tierversuche auskommen – darunter etwa Burt’s Bees, Sante, Ahava, Babor, Kryolan, Catrice, NYX, Paul Mitchell oder Lush. Eine vollständige Liste findet sich bei peta.de.
Models und Stars sind Vorbilder
Auch viele Influencerinnen, Models und Stars gehen mit gutem Beispiel voran. So bloggt etwa Influencerin Marie Nasemann, GNTM-Finalistin und Werbegesicht der Bio-Kosmetikmarke Lavera, auf ihrem Blog fairknallt.de begeistert über Eco-Fashion. Auch Pop-Ikone Pink, Pamela Anderson, Topmodel Fernanda Tavares oder Tattoomodel Victoria van Violence tragen keinen Echtpelz.
Neben Bekleidung und Accessoires gibt es auch im Lifestyle-Bereich viele nachhaltige Produkte. So findet man in vielen Fair-Fashion-Geschäften etwa auch Geschirr aus Bambus, das sich als erstaunlich robust und dekorativ erweist. Omnipräsent in vielen Läden sind auch verspielte Papierdekorationen, etwa von der niederländischen Künstlerin Jurianne Matter. Wenn man sich aufmerksam umsieht, kann man zum Beispiel kleine Laternen, Figuren oder Lampions aus FSC-zertifiziertem Papier entdecken, das mit Tinte auf Basis pflanzlicher Öle bedruckt wurde. Und wem es nach einer kleinen Stärkung gelüstet, darf in einigen Geschäften sogar beherzt nach einem gesunden grünen Apfel statt nach Gummibärchen greifen.
Weitere Infos: www.utopia.de