Der Erste Weltkrieg gilt als vielerlei: als Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts, als Beginn eines neuen Dreißigjährigen Krieges, als Ende der alten Welt. Tatsächlich markiert das millionenfache Töten zwischen 1914 und 1918 eine Epochenwende. Ausgelöst wird es am 28. Juni 1914 durch das serbisch gesteuerte Attentat auf den Thronfolger Österreich-Ungarns, Erzherzog Franz Ferdinand, und dessen Frau in Sarajevo. Nach den tödlichen Schüssen rutschen die Großmächte auf dem europäischen Kontinent binnen fünf Wochen in den Krieg – durch Fehleinschätzungen, Ängste, Inkompetenz und Selbstüberschätzung.
Am Ende hat das vier Jahre währende Schlachten das globale Machtgefüge fundamental verändert. Die MoÂnarchien in Deutschland, Österreich, Russland und im Osmanischen Reich brechen zusammen. Die Grenzen auf dem Globus werden verschoben, es entstehen neue Staaten. Der „Große Krieg" ist der Ausgangspunkt für den Aufstieg der Sowjetunion und des Nationalsozialismus. Ohne ihn hätte es wohl nicht den Zweiten Weltkrieg, den Holocaust, den Stalinismus und den Kalten Krieg gegeben. Für viele Historiker ist er nur der Beginn einer viel längeren Epoche, „die Europa und die ganze Welt schließlich mit einer weiteren Orgie der Gewalt überzog".