Kinder und Tiere funktionieren immer, sagt eine der berühmten goldenen Regeln, die gern in Redaktionen zitiert werden. Und wenn mal weder das eine noch das andere zur Hand ist, greift man halt zum Gegenteil: Only bad news are good news. So gesehen hätte der Saarland-Pakt kaum eine Chance, mehr als nur ein kurzes Nachrichtenleben zu führen: keine Tiere, keine Kinder, kein zermürbender Koalitionskrach mit der Aussicht auf Rücktritte. Und zu allem Überfluss auch noch ein Kompromiss. Jenes Ungetüm mit dem bitteren Beigeschmack, alles und jeden verraten zu haben oder zumindest als eindeutiger Verlierer aus der Schlacht hervorzugehen.
Mit dem Pakt hat die Saar-Groko nicht nur diese Mechanismen widerlegt, sondern auch etwas geleistet, was man nach dem Schauspiel der „großen" Berliner Bühne der Politik kaum noch zutrauen wollte.
Immerhin geht es um 50 Millionen Euro im Jahr für die Saar-Kommunen. Die CDU wollte die für Schuldentilgung, die SPD für Investitionen. Beides berechtigte Ansprüche und beides zwingend geboten. Nach Berliner Spielregeln wäre jetzt ein wochenlanger Streit fällig gewesen. Nun liefert die Saar-Groko einen Kompromiss, der nicht nur vernünftig ist, sondern vor allem ganz offensichtlich gut vorbereitet wurde, vergleichsweise geräuschlos und mit einem Ergebnis, das den Argumenten und der Situation im Rahmen des Möglichen Rechnung trägt. Mehr noch: den Koalitionspartnern ist es gelungen, im Vorfeld ihren jeweils eigenen Akzent in dieser seit Langem drängenden Frage zu präsentieren, um sich anschließend auf einen Weg zu verständigen, der beidem Rechnung trägt.
Nun ließe sich trefflich streiten, was eigentlich das Wichtigere daran ist: Der große Durchbruch, der zwar nicht alle Probleme der Kommunen löst, aber ihnen endlich Spielräume zurückgibt, oder die Fähigkeit der im Saarland noch großen Volksparteien, in einer großen Koalition Lösungen in großen Fragen auf diese Art zu finden. Dass man Letzteres überhaupt würdigen kann, sagt ziemlich viel über den sonstigen Zustand „der Politik". Tobias Hans und Anke Rehlinger dürfen in Berlin gerne einmal erklären, wie das mit good news funktionieren kann.