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WAS MACHT EIGENTLICH...

Heute betreibt Katharina Saalfrank in Berlin eine familientherapeutische Praxis.
Foto: picture alliance / dpa-Zentralbild

… Katharina Saalfrank?

Als „Super Nanny" gab sie von 2004 bis 2011 Eltern von verhaltensauffälligen Kindern nicht unumstrittene Erziehungsratschläge. Für die RTL-Sendung bekam sie 2007 den deutschen Fernsehpreis. Eine Anfang dieses Jahres mit ihr gestartete Sat.1-Ratgeber­sendung floppte. Heute betreibt die 47-Jährige in Berlin eine familientherapeutische Praxis.

Ich vermisse das Fernsehen nicht. Wenn es am schönsten ist, soll man bekanntlich gehen", blickt Katharina Saalfrank 2016 in einem Interview mit „Bild.de" zurück. Ihr Ausstieg bei „Super Nanny" erfolgte 2011 nach sieben erfolgreichen Jahren auf eigenen Wunsch, weil sie damals gegenüber RTL ihre Unzufriedenheit über die Ausrichtung der Sendung zum Ausdruck gebracht und ein Weitermachen in der vorliegenden Form ausgeschlossen hatte. Möglicherweise war diese Entscheidung auch eine Reaktion der Pädagogin auf die anhaltende Kritik von Experten an ihren in der Show propagierten Methoden. 2005 bekam Saalfrank sogar den „Preis der beleidigten Zuschauer", weil die telegene „Super Nanny" die Würde der Kinder durch Vorführen in Extremsituationen verletzt habe. Sie bedauert den Rückzug bis heute nicht, zumal sie sich inzwischen von einigen ihrer damaligen Ratschläge distanziert hat. Zuletzt war sie nur noch hin und wieder in Talkshows zu sehen, bekundet aber bei „Bild.de": „Wenn es um Inhalte und Beziehungen geht, bin ich gern dabei."

Trotzdem hat Saalfrank im Januar 2018 wieder den Versuch gestartet, in einem TV-Ratgeber-Format erfolgreich zu sein. Am 15. Januar startete bei Sat.1 die tägliche Mittagssendung „Jetzt helfen wir Ihnen – Die Problemlöser im Einsatz". Neben Christopher Posch und Lencke Steiner war die ehemalige Super-Nanny einer der Experten, die jeden Mittag um 14 Uhr in einer Doku-Soap Lebenshilfe bei erfundenen, von Laiendarstellern gespielten Problemen anboten. Nach recht gutem Start nahm das Publikumsinteresse aber rapide ab und die Sat.1-Verantwortlichen verzichteten nach den letzten Testsendungen auf eine dauerhafte Übernahme ins tägliche Programm.

2010 stellt Katharina Saalfrank das Buch „Heute fängt die Schule an“ vor, für das sie das Vorwort geschrieben hat.
2010 stellt Katharina Saalfrank das Buch „Heute fängt die Schule an" vor, für das sie das Vorwort geschrieben hat. - Foto: picture alliance / dpa

„Langweilig und durchschaubar"

Es war nicht das erste Mal, dass ein Comeback der Pädagogin auf dem Bildschirm scheiterte. 2013 verzichtete das Südwest-Fernsehen auf die Ausstrahlung der mit Saalfrank geplanten Ratgebersendung „Expedition Familie", da die Pilotsendung wenig Zuschauerresonanz gefunden hatte. Zudem war die Ex-Nanny nach ihrem Ausstieg bei RTL eine Zeit lang als „Glückstrainerin" auf dem Online-Portal „My better life" tätig und versuchte dort, fast gescheiterte Beziehungen zu retten. Dass sich der Riesenerfolg der „Super Nanny" wohl nicht mehr wiederholen lässt, hat für Saalfrank privat den Vorteil, dass sie dadurch mehr Zeit mit ihren eigenen vier Kindern verbringen kann.

Saalfrank ist aber nicht auf solche TV-Engagements angewiesen. Ohnehin hält sie laut „t-online.de" nicht viel vom aktuellen Fernsehangebot: „Im Moment finde ich das Programm eher langweilig und durchschaubar. Es sieht aus, als komme nur bereits aus Quotensicht Bewährtes in einer Neuauflage. Es scheint sich keiner so richtig was zu trauen."

Vor ihrer Entdeckung fürs Fernsehen hatte Saalfrank bereits als Pädagogin und Musiktherapeutin in einer ambulanten Psychiatrie, auf einer Intensivstation für Kinder und an einer Sonderschule gearbeitet. Seit einigen Jahren betreibt sie jetzt in Berlin eine pädagogisch-psychologische Praxis und hat sich dort vor allem der Familientherapie verschrieben. Sie setzt dabei auf eine bindungs- und beziehungsorientierte Eltern- und Familienberatung. Dabei wird das Verhalten des Kindes nicht als störend verstanden, sondern als wertvolles Signal auf seelisch-emotionale innere Vorgänge. Saalfrank versucht nach eigenen Angaben, zusammen mit den Eltern auf der Bindungs- und Beziehungsebene „neue wertschätzende und entwicklungsfördernde Antworten zu finden." Auswärtige Ratsuchende betreut sie auch online und bietet auf ihrer Homepage verschiedene Online-Seminare an, wie den gerade abgeschlossenen siebenteiligen Basis-Kurs „Kinder besser verstehen".

Schreibt auch Ratgeber

Zusätzlich bietet die einstige Super-Nanny ergänzend zu den Online-Kursen auch Präsenzeinheiten in ihrer Berliner Praxis an. Durch die Ausbildung bindungs- und beziehungsorientierter Kursleiter versucht Saalfrank, Mitstreiter für ihr Konzept zu finden. In mehrmonatigen Online-Modulen mit Praxisanteilen, Selbsterfahrung und Präsenzveranstaltungen sollen die späteren Kursleiter das Rüstzeug erwerben, um danach Eltern in schwierigen Situationen vor Ort begleiten zu können.

Ein weiteres Standbein der vielseitigen Pädagogin, die auch schon mal mit Luzy van Org eine Platte produzierte, in zwei Filmen eine Therapeutin gemimt und sich im SPD-Wahlkampf engagiert hat, ist das Schreiben von Ratgebern. Das erste Werk „Die Super Nanny: Glückliche Kinder brauchen starke Eltern" erschien bereits 2007 während der RTL-Zeit. Danach folgte 2013 „Du bist ok, so wie du bist: Das Ende der Erziehung". Zuletzt veröffentlichte die seit 25 Jahren glücklich verheiratete Autorin die Bücher „Was unsere Kinder brauchen" (2016) und „Kindheit ohne Strafen" (2017).

Ehrenamtlich engagiert Saalfrank sich als Patin eines Kindertageszentrums in der litauischen Stadt Kleipeda an der Ostsee, wo Sozialarbeiter Kinder aus sozialen Risikofamilien nach Schulschluss betreuen, um ihnen die Integration in die Gesellschaft zu erleichtern. Zusätzlich entstehen dort noch zwei Familienhäuser, wo Sozialwaisen ein neues Zuhause finden sollen.

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