m Jahr 2005 hatte sich Helmut Schmidt schon seit 22 Jahren aus der aktiven Politik zurückgezogen. Dennoch schaffte er es damals in einer Umfrage zu den 100 beliebtesten Deutschen auf Platz zehn – und war damit der bestplatzierte Politiker. Auch in einer ZDF-Umfrage zu den 100 größten Deutschen der Geschichte, bei der sich im Jahr 2003 1,5 Millionen Menschen beteiligten, landete Schmidt auf einem beachtlichen 21. Platz. Und obwohl das Rauchen bereits zu dieser Zeit immer kritischer gesehen wurde, verziehen ihm die Deutschen, dass er immer und wirklich überall qualmte. Im fortgeschrittenen Alter gab Schmidt den Welterklärer und war gern gesehener Gast in allen bekannten Talkshow-Formaten im Fernsehen, aber auch bei öffentlichen Veranstaltungen. Die Interviewer und auch die Zuschauer schätzten es, dass Schmidt offen seine Meinung sagte – ohne Rücksicht auf Parteiinteressen. Das brachte dem Altkanzler viele Sympathien ein, die während seiner aktiven Zeit als Politiker eher spärlich gesät waren. Als Minister oder später als Bundeskanzler wurde er zwar respektiert, geliebt wurde er damals allerdings nicht. Vielen galt er als zu norddeutsch-unterkühlt, in gewisser Weise sogar als arrogant und zu karrierefixiert. Schnell und zielstrebig hatte er sich nach oben gearbeitet. Er selbst hat dies immer bestritten. Unstrittig war allerdings seine Rolle als Krisenmanager. Immer wieder stellte er unter Beweis, dass er auch vor unbequemen Entscheidungen nicht zurückschreckte. Diesen Ruf erarbeitete er sich in seiner Hamburger Zeit bei der Sturmflut 1962 sowie als Bundespolitiker während der Ölkrise Anfang der 70er-Jahre und vor allem mit seiner konsequenten Haltung im Kampf gegen den Terror der Roten Armee Fraktion, RAF.
Einen Tag vor Heiligabend würde Helmut Schmidt seinen 100. Geburtstag feiern. Grund genug, seine Lebensleistung nochmals zu würdigen.