Die Sängerin Jain ist in Deutschland noch relativ unbekannt. In Frankreich und Belgien belegte sie dagegen bereits hohe Chartpositionen. Die Künstlerin ist noch relativ jung, sie wurde im Jahr 1992 in Toulouse geboren. Dennoch ist sie, wie die meisten anderen Künstler, die man in irgendeiner Weise ernst nehmen kann, bestrebt, sich für ein soziales Miteinander einzusetzen.
Musiker mögen in der Regel Menschen. Sie haben ein Faible für andere Kulturen, interessieren sich für andere Länder und haben oftmals bereits in jungen Jahren mehr erlebt, als man es auf den ersten Blick denken mag. Jain beispielsweise wuchs in unterschiedlichen Ländern auf, lebte unter anderem in Dubai und im Kongo. Hierdurch erklären sich die interkulturellen musikalischen Einflüsse in ihrem Leben, die sich in ihren Songs niederschlagen. Sie weiß schlicht und ergreifend, wovon sie singt.
Der Titel „Flash (Pointe-Noire)" beispielsweise erzählt von diesem interkulturell geprägten musikalischen Lebensgefühl: „We were the only ones back in a Congo town/ To feel this magical sound, down into our souls." Dies klingt alles sehr euphorisch. Doch Jain ist sich den mehr oder weniger unterschwelligen rassistischen Tendenzen, die auch in Frankreich anzutreffen sind, durchaus bewusst. Der Ausdruck „Pointe-Noire" ist eine mehr oder weniger offensichtliche Anspielung auf den negativ gefärbten Ausruf „Pieds-Noirs". So bezeichnete man in Frankreich einst die eingewanderten Algerierfranzosen.
Doch Rassismus entsteht nicht nur in Deutschland. Und auch Frankreich ist wandlungsfähig. Hier werden mehr Flüchtlinge integriert als in Deutschland – zumindest offiziell. Da passt es doch gut, dass die sympathische Jain mit ihrer eingängigen Gute-Laune-Musik von den Höhen und Tiefen einer zuweilen etwas sturen Mittzwanzigerin singt, einen Song wie „Abu Dhabi" schmettert – und den Krieg verurteilt („Souldier"). Zuweilen taucht sogar das ein oder andere für Europäer „ungewöhnliche" Instrument auf. So spielt Sidiki Diabaté im Song „Oh Man" die Kora, eine westafrikanische Stegharfe mit 21 Saiten, die gelegentlich auch als „Harfenlaute" bezeichnet wird.