Wer ist wer? Im Animationsabenteuer „Spider-Man: A New Universe" beerbt und bestärkt Spidey-Veteran Peter Parker (Jake Johnson) den jungen Wilden Miles Morales (Shameik Moore). Der muss allerdings im Kampf gegen Bösewichte feststellen, dass es mehrere Varianten seiner Gattung gibt. Insgesamt sechs wirbelnde Spinnen sorgen für Chaos in, unter und über dem Big Apple.
Es kann nicht nur einen geben: Ist Spider-Man (Jake Johnson) der viel geliebte Peter Parker? Nicht ganz. Denn diesmal verbirgt sich unter dem blauroten Ganzkörperkondom ein Bub namens Miles Morales (Shameik Moore), und der agiert in einem Paralleluniversum. In diesem fantastischen Universum wurde der 15-jährige Afroamerikaner Miles ebenfalls von einer heimtückischen, radioaktiv verseuchten Spinne infiziert. Wie sein Vorgänger hat der junge Springinsfeld wenig Erfahrung im Umgang mit seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten. Durch einen glücklichen Zufall begegnet er dem schon etwas älteren Peter Parker, der sich flugs zum Mentor des Frischlings berufen fühlt: „Du willst also wirklich Spider-Man sein? Willst Du es lernen?", fragt er genervt seinen sympathisch-naiven Protegé. „Ja, kann ich!", entgegnet der resolut. Gesagt, getan. Ein hartes Training, das viele Tücken birgt und Lachsalven beim Betrachter bewirkt, beginnt. Doch damit nicht genug. Das Heldendasein in Paralleluniversen ist alles andere als überschaubar. Miles Morales erhält nicht nur professionellen Beistand des markant designten Peter Parker. Auch Gwen Stacy alias Spider-Gwen (Hailee Steinfeld) spinnt ihre weitreichenden Netze, während Spider-Man Noir (Nicolas Cage), Peter Parker alias Spider-Ham (John Mulaney) sowie Peni Parker (Kimiko Glenn) die Wolkenkratzer von New York ins wilde Chaos stürzen. Den alles entscheidenden Showdown gegen den gefürchteten Kingpin (Liev Schreiber) muss Miles jedoch allein auf sich gestellt überstehen …
Showdown gegen den Kingpin
Ebenso gut überstanden hat der freundliche Spinnenjunge von nebenan unzählige Realfilme und Reboots. Nun mischen die Drehbuchasse und Produktionsprofis Phil Lord und Chris Miller die Saga um den Kult-Kletterer neu auf. Mit innovativen CGI-generierten Techniken und einem diesmal farbigen Jungheroen, um der Ära Barack Obama Respekt zu zollen und derzeit brisanten rassistischen Strömungen in den USA entgegenzuwirken. Auf familienfreundliche Manier im kreativen Verbund mit Bob Persichetti („Der kleine Prinz") und Peter Ramsey, der mit „Hüter des Lichts" 2012 in seinem Fach für Furore sorgte. Man(n) hat sich diesmal eng an die comiceske Vorlage gehalten, das ist bei diesem selbstironischen Popcorn-Kracher mit seinen zahllosen Anspielungen und Versatzstücken aus dem Marvel-Walhalla auch zu sehen. Man denke nur daran, als Homer im „The Simpsons Movie" sein Schweinchen an der Decke herumturnen ließ und dazu „Spider-Pig" intonierte. Hier erleben wir seine Premiere. Das im Lachsalvenfeuerwerk tobende Schweinchen hört auf das Kosekürzel „Spider-Ham". Comichefte mit diesem formidablen Freak existieren tatsächlich, nach einer Idee von Tom De Falco und Mark Armstrong aus den ausufernden 1980ern, die als erfolgreiche Parodie auf den Saubermann Spider-Man zum Leben erweckt wurde.
Unglaublich aber wahr, seit mehr als einem halben Jahrhundert schwebt er mittlerweile festgeklebt an Skyline-Türmen, um Verbrecher hinter schwedische Gardinen zu verfrachten. Er ist und bleibt einer der schillerndsten Comic-Götzen: Spider-Man, alias „The Amazing Spider-Man" oder einfach auch „Die Spinne". Die Comic-Figur in der Comicreihe von Marvel Comics wurde von Stan Lee und Steve Ditko kreiert. Sein erster Auftritt war in „Amazing Fantasy Nr. 15" im August 1962. Keine Frage, der wendige Athlet ist neben Hulk eine der markantesten Figuren des Kultverlags. Mit dem Popcornbuster „Spider-Man, der 2002 weltweit die Lichtspielhäuser beben ließ, feierte Spider-Man seinen bislang größten Popularitätsboom. Die Verfilmung von Regisseur Sam Raimi mit Tobey Maguire in der Hauptrolle strotzte zwar vor künstlerischen Eigenmächtigkeiten, wurde aber vom breiten Publikum begeistert angenommen. Bis August 2002 spielte der Fantasybuster 808 Millionen US-Dollar ein. 2004 verbuchte das Sequel „Spider-Man" mit einem weltweiten Einspielergebnis von 773 Millionen US-Dollar ebenfalls einen Megahype. Der Film gewann den Oscar für die besten visuellen Effekte und katapultierte ihn mit 891 Millionen zum erfolgreichsten Teil der Trilogie. Mit einem Budget von 259 Millionen US-Dollar galt er zudem bis dato als teuerster Kinofilm aller Zeiten.
Eine der markantesten Figuren
Der Parcours-Perfektionist glänzte ebenso unzählige Male im TV. Die erste Cartoon-Serie wurde 1967 von Ralph Bakshi produziert. Von 1978 bis 1979 wurde das Format „The Amazing Spider-Man" ins Leben gerufen, das allerdings in bester B-Movie-Qualität erfolgreich floppte. Auch Japan lancierte in den 70ern eine Realfilm-Serie von Spiderman, in der die Spinne, für asiatische Filme typisch, einen Riesen-Roboter in Power-Ranger-Gestalt als Assistent an seiner Seite hatte. Er begeisterte weiterhin als „Spider-Man: The Animated Series" von 20th Century und landete im Theater: Die Weltmusiker Bono und The Edge brachten die gelenkige Kunstfigur 2011 als Broadway-Musical auf die größte Bühne. Übrigens: Einer seiner größten Fans ist kein Geringerer als Barack Obama, der vor Journalisten seine „Sammelleidenschaft von Spiderman-Comics" gestand. Die wird nun um ein Vielfaches wertvoller, denn Stan Lee, die Legende und Herausgeber von Marvel Comics verstarb 95-jährig am 12. November im Cedars-Sinai Medical Center in L. A. Seine grandiosen Geschöpfe leben weiter, aberwitzig und denkwürdig, immer gerade dann, wenn sie völlig außer Rand und Band durch die bodenlosen Häuserschluchten fliegen. Wie hier, in diesem turbulenten Animationshighlight, dem 2019 wieder ein lang erwartetes, reales folgen wird. Nämlich „Spider-Man: Far From Home" von Jon Watts mit Tom Holland.