Richard Thompson wünscht sich den wütenden Sturm, das vernichtende Feuer, den reinigenden Regen. Aber: „The Storm Won’t Come"… Feuer und Regen leider auch nicht. Der nunmehr 69-jährige Brite ersehnt sich im fulminanten Eröffnungsstück nicht weniger als einen Neuanfang. Dafür soll vom Alten eben möglichst viel gelöscht werden.
Doch es hilft alles nichts. So sehr seine Stimme auch barmt, fleht, raunzt, beschwört, betört, so sehr die Saiten seiner Elektrischen auch schneiden, züngeln, flirren, perlen, pulsieren, jubilieren, fluchen, streicheln – es ist aussichtslos. Was für ein Start in diese „13 Rivers"! Wenige Minuten genügen für die Erinnerung daran, dass kein Gitarrist dieses Planeten so brillant sein Handwerk beherrscht. Ja, richtig gelesen. Dieser Mann ist der große ewige Held des Rezensenten – auch als Songschreiber.
Und als Sänger? Nun, diesbezüglich hat er vor allem eines: ureigenes Charisma.
Mit all diesen Meriten reihen sich von den Anfängen mit Fairport Convention („Liege & Lief" (1969): ein Einsame-Insel-Album) über seine Werke mit Ex-Ehefrau Linda („Shoot Out The Lights" (1982): ein ebensolches) bis hin zu den zahlreichen Solo-Meisterwerken die Gänsehaut-Momente dieser einzigartigen Karriere nur so aneinander. Und das tun sie auch auf diesem neuen Album, auf dem vieles vertraut wirkt – nicht nur der so spöttische wie romantische Ton.
Auch die Gitarre steckt angestammtes Terrain ab. Thompson hat ja selbst erkannt: der komplette Neuanfang ist Illusion, die inspirierte Variation des Bewährten ist es nicht. Und diese findet auf „13 Rivers" in beglückender Formvollendung statt. Weitere überragende Tracks hat das 13-Song-Paket mit dem galoppierenden „Bones Of Gilead", dem unglaublich sehnsüchtig dargebotenen „My Rock, My Rope", dem quirligen Folk-Rock von „No Matter" und dem sich und uns auf denkbar berührende Weise mit der Vergänglichkeit konfrontierende „Shaking The Gates (Of Heaven)". So, und für jene, die immer nur die letzte Zeile lesen: Richard Thompson ist der Größte!