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WAS MACHT EIGENTLICH...

Jacques Bernard Ickx
Foto: imago / Media Punch

… Jacky Ickx?

In der Formel 1 holte er acht Siege, gewann fünfmal die „24 Stunden von Le Mans" und wurde zweimal Langstrecken-Weltmeister. Nach dem 73-Jährigen, der kürzlich in Le Mans als Grand-Marshall agierte, wurde jetzt eine Kurve der Grand-Prix-Strecke von Spa-Francorchamps benannt.

Nicht der Fahrer ist das Geheimnis, sondern das Team! Der Erfolg hängt von vielen Leuten ab, die die Öffentlichkeit nie sieht", gab sich die Rennsport-Legende Jackie Ickx in einem Youtube-Interview vor wenigen Wochen anlässlich des 24-Stunden-Rennens von Le Mans sehr bescheiden. Erstmals fungierte der zweifache Formel-1-Vize-Weltmeister dort als Grand Marshall, der das Feld in die Formationsrunde geführt hat. Ickx hatte zwischen 1969 und 1982 dieses 24-Stunden-Spektakel bei 15 Starts in Ford und Porsche sechsmal gewonnen, was ihm den Ehrentitel „Monsieur Mans" einbrachte. Als größten Unterschied zwischen dem heutigen und früheren Automobilsport nennt Ickx in diesem Interview, dass „früher alle Fahrer unterschiedliche Autos in unterschiedlichen Wettbewerben gefahren haben. Heute hat man nur eine Chance, wenn man sich auf eine Disziplin konzentriert." Ickx gilt bis heute als bester Allrounder: Seine vielen Titel in unterschiedlichen Motorsport-Disziplinen hatten ihn ab Mitte der 60er-Jahre drei Jahrzehnte lang zum erfolgreichsten Rennfahrer gemacht. Acht Formel-1-Grand-Prix- und sechs Le-Mans-Siege, die Formel-2-Europameisterschaft, etliche Tourenwagen- und Rallye-Erfolge, die amerikanische CanAm-Meisterschaft, zwei Langstreckenweltmeistertitel und sogar mit 18 eine belgische Motorradmeisterschaft dokumentieren das breite Spektrum seines Könnens.

Jacky Ickx ge­winnt 1968 den Formel-1-Grand- Prix in Frankreich.
Jacky Ickx ge­winnt 1968 den Formel-1-Grand- Prix in Frankreich. - Foto: picture alliance / AP Images 

„Dinge, die du niemals vergisst"

Nachdem er 1974 in der Formel 1 von Ferrari zu Lotus und danach zu weiteren Rennställen gewechselt war, hatte er in weniger guten Autos keine Chance mehr auf vordere Platzierungen. Deshalb wandte er sich dem Tourenwagen- und Rallyesport zu. Ickx genießt in der Branche bis heute große Wertschätzung und gilt als eine Art Vaterfigur für die Jüngeren. Genau 50 Jahre nach seinem ersten Formel-1-Grand-Prix-Sieg 1968 in Rouen wurde kürzlich eine Kurve des belgischen Formel-1-Kurses in Spa-Francorchamps nach ihm benannt: Ein 90-Grad-Linksknick, der bisher „Speaker`s Corner" genannt wurde, heißt künftig „Jacky-Ickx-Kurve". Vor der Kurven-Taufe konnte der Namensgeber dann noch zwei Ehrenrunden im Ferrari 312B drehen. Dabei wurde er auch an einen Schatten erinnert, der auf seiner Karriere lastet: 1985 kollidierte Ickx auf dieser Strecke mit der deutschen Formel-1-Hoffnung Stefan Bellof, der dabei tödlich verunglückte. Angeblich hatte Ickx das Signal übersehen, dass ihn ein schnellerer Fahrer überholen will. Der Vorwurf, er habe Bellof absichtlich abgedrängt, konnte nie belegt werden: „Das sind Dinge, die du niemals vergisst. Das war schrecklich für mich. Es war ein dummer und völlig unnötiger Unfall, und die Folgen für ihn waren grausam", bedauerte Ickx in einer NDR-Reportage.

Immer wieder betont Jacky Ickx bis heute, wie wichtig für einen Rennfahrer das Umfeld ist: Es sei einfach Glück, wenn man zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle ist und das richtige Team und ein Gewinnerauto hat. Noch heute schwärmt er von Porsche, für deren Team er zehn Jahre lang gefahren ist. Das sei ein Privileg gewesen, eine Art Erfolgsgarantie. Am 13. Oktober war Ickx auch erstmals Gast bei der Porsche-Sound-Nacht, bei der lautstark Rennwagen aus sieben Jahrzehnten präsentiert wurden, und war beeindruckt, wie viele Menschen sich doch für Motorenlärm begeistern können. Er hat im Laufe seiner 1995 beendeten Fahrer-Karriere neben Porsche in vielen anderen Autos Erfolge gefeiert, etwa mit BMW, Matra-Cosworth, Cooper-Maserati, Ferrari, Lotus, Ford, Lola oder Mercedes. „Welches davon ist denn rückblickend Ihr Lieblingsauto?", wollte Fernando Alonso wissen, als er kürzlich in Le Mans für „Motorsport Magazin.com" seinen legendären Kollegen interviewte. „Du liebst immer das Auto, mit dem du gewinnst", gab sich Ickx diplomatisch. Dass er nie Formel-1-Weltmeister geworden ist, kümmert ihn wenig: „Ich hatte einen guten Schutzengel. Dass ich nach hunderttausend Runden noch lebe: Das ist meine Meisterschaft", betonte Ickx gegenüber dem Sportinformationsdienst „sid". Dabei gestand er auch, dass er sich bei seinem Paris-Dakar-Sieg in Afrika verliebt hat. „Von der Schönheit wie vom Elend dieses Kontinents war ich überwältigt. Afrika verdient mehr, als es bekommt. Ich liebe es", bekennt Ickx, der heute mit seiner Partnerin Khadja Nin, einer Sängerin aus Burundi, viel Zeit in Afrika verbringt.

Seine Tochter fährt auch

Nach seiner aktiven Laufbahn blieb Ickx dem Automobilsport als Veranstalter von Rennen und als Coach weiter verbunden. Als Adviser habe man jedoch keinen großen Einfluss, weil die Coaching-Möglichkeiten begrenzt sind. Da es keineswegs leicht sei, moderne Rennwagen zu fahren, müsse jeder seine eigenen Erfahrungen machen. Mit Rat und Tat zur Seite steht Ickx natürlich seiner Tochter Vanina, die sich ebenfalls dem Tourenwagen-Sport verschrieben hat. In der Formel 1 drückt er derzeit seinem 26-jährigen Landsmann Stoffel Vandoorne im McLaren-Cockpit die Daumen, dass dieser sich dort neben Fernando Alonso behaupten kann.

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