Die Szenen waren herzzerreißend: Zum ersten Mal seit fast sieben Jahrzehnten sahen sich im August dieses Jahres in Nordkorea Verwandte wieder, die im Koreakrieg voneinander getrennt worden waren. Unter ihnen waren auch die 92-jährige Südkoreanerin Lee Keum Seon und ihr mittlerweile 71-jähriger Sohn, den sie zuletzt als Kleinkind gesehen hatte. Mit Freudentränen in den Augen ergriff sie dessen Hand und fragte: „Wie viele Kinder hast Du?"
Insgesamt trafen im nordkoreanischen Diamanten-Gebirge in einem Ferienhotel 89 südkoreanische Senioren auf rund 180 nordkoreanische Verwandte. Die meisten sind bereits weit über 80 Jahre alt, ausgewählt wurden sie aus 57.000 Bewerbern per Zufallslotterie. Zur Freude blieb ihnen allerdings nicht allzu viel Zeit. Sie konnten nur rund elf Stunden mit ihren Verwandten verbringen, bevor sie zurück in die Heimat mussten. Es waren die ersten koreanischen Familienzusammenführungen seit mehr als drei Jahren.
Seit dem Koreakrieg entzweit die beiden Nachbarstaaten eine verminte entmilitarisierte Zone. Rund 700.000 Koreaner sollen während der Wirren des Kriegs gen Süden geflohen sein. Die koreanische Halbinsel ist seit dem Ende des Krieges 1953 geteilt. Südkoreas Regierung pocht seit Längerem darauf, möglichst regelmäßig Treffen zwischen den getrennten Familien zu veranstalten. Das nordkoreanische Regime hatte deren Zustandekommen jedoch regelmäßig an politische Vorbedingungen geknüpft und immer wieder platzen lassen.