Als Sophie Trelles-Tvede 2012 entdeckte, dass spiralförmige Telefonkabel Frisuren gut zusammenhalten, begann die Erfolgsgeschichte von Invisibobble. Im Interview spricht die Gründerin über die Anfänge – und darüber, wie sich das ausgeleierte Spiralhaargummi wieder zusammenzieht.
Frau Trelles-Tvede, wie haben Sie entdeckt, dass man mit Telefonkabeln Zöpfe binden kann?
Das war im ersten Semester meines Studiums. Damals war ich auf eine „Bad Taste"-Party eingeladen, auf der sich jeder möglichst geschmacklos anziehen sollte. Mein Outfit stand relativ schnell fest, und kurz bevor ich mich auf den Weg machen wollte, habe ich mein Outfit spontan mit einem alten Telefonkabel als Haargummi finalisiert. Dieses Telefon hing damals an der Wand meines Wohnheimzimmers. Die Idee kam mir am nächsten Morgen, als ich aufgewacht bin und der Pferdeschwanz immer noch saß. Außerdem hatte ich kaum einen lästigen Knick im Haar, der mich sonst immer sehr gestört hat.
Wie kamen Sie dann auf die Idee, telefonkabelähnliche Haargummis zu entwickeln?
Ich war nach dieser Party so überrascht, dass das mit dem Telefonkabel so gut funktioniert hat. Kein lästiger Knick im Haar und ein Pferdeschwanz, der besonderes gut hielt, obwohl das Kabel ja nicht dafür gemacht war. Ich wusste, dass viele Mädchen ähnliche Bedürfnisse bei ihren Haaren hatten, und so hat sich langsam dieser Gedanke in meinem Kopf festgesetzt. Ich hab mich mit Felix, meinem Mitgründer von Invisibobble, ausgetauscht, und so wuchs die Idee.
Wie konnten Sie Ihre Idee schließlich umsetzen?
Tatsächlich haben wir erst mal alles allein gemacht. Mein Geschäftspartner und ich hatten keine Vorerfahrung und nur wenig Startkapital. Es hat sechs Monate gedauert, bis wir den ersten Invisibobble so in den Händen hielten, wie wir ihn uns vorgestellt hatten. Wir waren auf Messen unterwegs und haben die Produkte verschiedenen Unternehmen vorgestellt. Das war viel Trial and Error. Wir hatten so was vorher nie gemacht, was dazu geführt hat, dass wir sehr unbedarft und manchmal auch sehr naiv in Termine gegangen sind.
Können Sie anderen Tipps geben, die auch ein Beauty-Produkt entwickelt haben?
Mein persönlicher Tipp ist, es einfach mal auszuprobieren. Wenn die Produktionskosten keine horrenden Summen sind, hat man nichts zu verlieren. Es ist wichtig, mutig zu sein und an seine Idee zu glauben. Wichtig ist, dranzubleiben und viel darüber zu reden. So tun sich viele Möglichkeiten auf, die am Ende entscheidend für den Erfolg sein können.
Wie ist der Produktentwicklungsprozess bei Invisibobble?
Wenn es um die Entwicklung von neuen Produkten, Special Editions und Marketingkonzepten geht, ist das immer Teamwork, denn so entstehen die besten Ideen. Nie kommt eine finale Idee von einer einzigen Person. Wir haben ein Core-Team, das aus dem Brand Management, Marketing und R&D (Forschung und Entwicklung, Anm. der Redaktion) besteht. Am Anfang des Prozesses präsentiert jeder seine Ideen, die ihren Ursprung in der jeweiligen Funktion haben. So kommen viele verschiedene Blickwinkel und Zugänge zusammen, und die besten Ideen und Produkte entstehen. Wir gewinnen gemeinsam und wir verlieren gemeinsam. Wenn Komplikationen auftreten, übernehmen wir gemeinsam Verantwortung.
Welche Rolle spielt Glück in einer erfolgreichen Gründung?
Ich glaube schon an Glück, allerdings bin ich davon überzeugt, dass man es selbst beeinflussen kann. Wenn man Chancen erkennt und wahrnimmt und am Ende Erfolg hat, dann hat man sich sein Glück sehr hart erarbeitet.
Wenn Sie zurückblicken: Gibt es Dinge, die Sie anders und/oder genauso machen würden?
Ich denke, dass wir vieles richtig gemacht haben. Wir haben uns zu verschiedenen Zeitpunkten auf unterschiedliche Dinge konzentriert, das war wichtig. In den ersten Monaten ging alles darum, das Produkt zu perfektionieren. Wir wollten selbst zu 100 Prozent vom Produkt überzeugt sein, bevor wir es präsentieren. Marketing und Distribution waren zu diesem Zeitpunkt eher eine B-Priorität. Als das Produkt passte, ging es an die Distribution. Da wir keine Investoren haben, mussten wir zuerst Umsatz machen, um die finanziellen Mittel für richtiges Marketing zu haben. Dann konnten wir damit starten, die Brand Invisibobble aufzubauen. So würde ich immer wieder vorgehen. Eine Sache, die ich auf jeden Fall ändern würde, ist das Risiko von Neuprodukt-Launches. Wir haben immer ungefähr 100 Produktideen, launchen aber nur ein bis zwei. Wir verpassen viele Chancen wegen Unsicherheit und Zögern. Das wollen wir ändern, damit wir zukünftig viel mehr Produkte launchen. Es ist okay, wenn einige Produkte floppen. Einige der größten Unternehmen der Welt launchen Produkte, die floppen, und das ist in Ordnung – du machst weiter, lernst aus deinen Fehlern und machst es beim nächsten Mal besser.
Inzwischen gibt es viele verschiedene Artikel. Haben Sie diese auch selbst entwickelt?
Ja, es gibt mittlerweile einige unterschiedliche Invisibobble-Arten. Uns ist nach und nach aufgefallen, dass Invisibobble in verschiedenen Größen und Formen unsere einzelnen „Haarbedürfnisse" noch besser befriedigen könnte. Es gibt ja auch kleinere Haargummis, den Invisibobble Nano, für feineres Haar oder für bestimmte Frisuren. Klar steht Invisibobble immer noch primär für das Spiralhaargummi. Das soll aber auf keinen Fall unsere letzte große Innovation sein. Unsere komplette Produktentwicklung, Testphasen, Redesign von Neuprodukten findet In-House statt. Wir haben ein eigenes R&D-Team.
Was ist das Innovative an den Produkten?
Bei Invisibobble stehen Form und Material im Mittelpunkt. So sind alle Produkte aus besonderem Kunstharzmaterial, damit sie auf der einen Seite besonders gut aus dem Haar zu lösen sind und sich nicht mit Wasser oder Schweiß vollsaugen, aber eben auch so langlebig wie möglich sind und nicht an einer bestimmten Stelle reißen. Außerdem greifen unsere Kollektionen und Editionen mit verschiedenen Farben und Looks aktuelle Trends auf. Unsere Magic-Mermaid-Collection wechselt im UV-Licht die Farbe, die Cheat-Day-Collection roch nach Süßigkeiten. Wir wollen einfach anders sein und stellen den Status quo bestehender Produkte infrage.
Die Invisibobble leihern mit der Zeit etwas aus. Gibt es Tricks, damit sie sich wieder zusammenziehen?
Ja, das ist super einfach. Wenn man seine Invisibobble ganz simpel für kurze Zeit in heißes Wasser legt, ziehen sie sich wieder fast auf Originalgröße zusammen. Das gilt im Übrigen auch für unseren neuen Invisibobble-Sprunchie, der mit Stoff überzogen ist.
Es gibt viele ähnliche Produkte von Nachahmern. Wie unterscheidet sich das Original von diesen? Kaufen Sie interessehalber manchmal Produkte von Nachahmern, um sie zu testen?
Grundsätzlich ist Nachahmung ja nur ein Kompliment. Am Anfang war die Aufmerksamkeit auf diese Nachahmer-Produkte sehr stark, als das ganze Thema Spiralhaargummis auf einmal so groß wurde. Wir gehen gerade den Weg weg von „Invisibobble ist das Spiralhaargummi" hin zu „Invisibobble ist eine Marke für Haar-Accessoires", sodass unser Original zwar nicht weniger wichtig, die Möglichkeit der Nachahmung allerdings schwieriger wird. Mittlerweile haben wir ein Produktportfolio, mit dem wir uns von Nachahmern der Spiralhaargummis unterscheiden. Außerdem merken wir, dass unsere Kunden wissen, was sie an uns haben. Sie lieben die Langlebigkeit, neue Farben und die Liebe zum Detail.
Haben Sie Tipps für schöne Winterfrisuren?
Ich selbst trage meine Haare fast immer in einem einfachen Pferdeschwanz mit einem Invisibobble. Aber auf unserem Instagram-Kanal @invisibobble werden regelmäßig super schöne Frisur-Inspirationen und auch Tutorials, passend zur festlichen Jahreszeit, gepostet.
Was wird uns 2019 erwarten?
Für 2019 planen wir neben unseren Special Collections die größte Innovation, seit wir das Spiralhaargummi gelauncht haben. Alles noch supergeheim, aber wir sind wahnsinnig aufgeregt und freuen uns auf die Resonanz.
Womit sind Sie derzeit beschäftigt?
Derzeit beschäftigen wir uns mit der Winterkollektion für 2020. Wir arbeiten also weit im Voraus an unseren Kollektionen, damit auch wirklich alles so wird, wie wir uns das vorstellen.
Weitere Infos: www.invisibobble.com/de