Das „Café Zucker und Zimt" in St. Arnual ist klein, aber oho. Familie Harfi verwöhnt ihre Gäste nicht nur mit Kaffeevariationen, sondern an vier Abenden in der Woche auch mit Köstlichkeiten der orientalischen Küche.
Wie man bei mir innerhalb von nur einer Sekunde einen guten Eindruck hinterlassen kann? Girgis Harfi, der Inhaber von „Café Zucker und Zimt", hat den Dreh raus. Als meine Begleitung und ich in dem kleinen gemütlichen Lokal, im eher dörflichen Stadtteil von Saarbrücken – St. Arnual – ankommen, läuft eines meiner Lieblingsalben von Jack Johnson in wohlig angenehmer Lautstärke. Sofort macht sich ein Hauch von Urlaub breit, denn der gute Herr Johnson hat es richtig gut drauf, seine Hörer in Sonne-, Strand- und Palmen-Feeling zu versetzen. Seine Gitarre und er sind für mich der Inbegriff der Entspannung und ideal, um einfach mal abzuschalten. Ein perfekter Start für unseren Besuch.
Wir nehmen Platz an der großen Fensterfront, von der man einen wunderbaren Blick auf die große Terrasse des Cafés hat. Harfi erzählt, dass sich die Gäste im Sommer um die Plätze draußen reißen. Als St. Arnualerin weiß ich das natürlich längst, denn wann immer mich mein Weg durch die Brühlstraße führte und die Sonne sich blicken ließ, herrschte ein reges Treiben auf der Terrasse. Besonders an Sonntagen, denn dann wird hier leckerer Kuchen zu Kaffeespezialitäten oder Tee serviert. Um die Zubereitung der Kuchen kümmert sich Ruth Harfi mit viel Liebe. Sie ist zwar hauptberuflich in einer ganz anderen Branche tätig, unterstützt ihren Mann in ihrer Freizeit aber wo sie kann.
Als der 54-Jährige das alte Bauernhaus am Rande der Saar 1996 kaufte, diente es seiner Familie und ihm zunächst nur als Wohnung. Als dann im Laufe der Jahre ein Anbau dazu kam, beschloss der gelernte Architekt, sein eigenes kleines Kaffeehaus im Erdgeschoss zu eröffnen. Nun finden hier seit mehr als zehn Jahren bis zu 38 Gäste Platz für ihr gemütliches Beisammensein.
„Das Motto ist Kunst und Musik"
„Das Motto unseres Cafés ist ganz einfach – Kunst und Musik", erzählt Girgis Harfi, während wir an unserem spritzigen Hugo mit frischer Minze und Limette nippen. Das ist schon beim Reinkommen unschwer zu übersehen. Mir sind sofort die zahlreichen Gemälde aufgefallen, die im „Zucker und Zimt" die Wände schmücken. In regelmäßigen Abständen dürfen sich hier regionale Künstler austoben und ihre Werke zur Schau stellen.
Jeden Donnerstag wird’s musikalisch. Dann kann man im „Café Zucker und Zimt" nicht nur seine Falafel genießen, sondern bekommt ab 19.30 Uhr nebenbei auch noch Futter für die Ohren. Meist regionale Künstler aus den Bereichen Chanson, Soul und Jazz bis hin zu Rock finden hier eine Bühne. Harfi erzählt, dass er zu Anfangszeiten noch regelrecht Künstler suchen musste. Mittlerweile muss er eher selektieren und genau planen, um allen gerecht werden zu können.
Wer wie meine Begleitung und ich vorhat, seinen Freitagabend im „Café Zucker und Zimt" zu verbringen, den erwartet ein Klassiker der nordafrikanischen Küche – nämlich Tajine. Als Tajine wird das Schmorgefäß an sich, aber auch das Gericht darin genannt. Hierbei werden das Gemüse sowie das Fleisch ganz schonend gegart. Hierzulande etwa vergleichbar mit der Zubereitung eines Gerichts im Römertopf. Die leckere Tajine wird wahlweise mit Hühnchen, Lamm, Fisch oder ganz einfach vegetarisch serviert. Die Basis einer jeden Tajine bilden im „Café Zucker und Zimt" Fenchel, Karotten, Zucchini oder Gemüse der Saison. Da Girgis Harfi die Küche alleine schmeißt und die Zubereitung einer Tajine sehr aufwendig ist, bittet er immer um telefonische Reservierungen im Voraus.
Meine Begleitung und ich haben uns an die Varianten mit Hühnchen und Lamm getraut. Mein erstes Mal Tajine, und ich freue mich schon jetzt aufs zweite Mal. Solch zartes Fleisch und Gemüse habe ich selten gegessen. Man spürt sofort den Geschmack des Orients auf der Zunge. Ein Glas des süffigen Muskatellers dazu, und nichts kann mehr schief gehen. Zur Tajine werden übrigens Reis und Salat gereicht. Dieses schmackhafte Vergnügen aus Tausend und einer Nacht gibt’s ab 14,90 Euro.
Girgis Harfi ist im Sudan geboren und Sohn ägyptischer Eltern. Diese Einflüsse lässt er merklich in seine Küche einfließen. Die Gewürze, die er verwendet, bringt er selbst aus dem Sudan mit oder lässt sie sich von Freunden mitbringen. Dazu verarbeitet er klassische Gewürze der arabischen Küche wie Kumin, Koriander und Curry.
Sonntags gibt’s ein Mezze-Buffet
Auf die Qualität seiner Produkte legt er besonderen Wert, denn das Getränkesortiment im Café ist komplett in Bio-Qualität. Ob Bier, Wein oder Limonade – selbst das Wasser trägt hier ein Bio-Siegel. „Bio ist für mich eine Lebenseinstellung, wir tischen unseren Gästen nur das auf, was wir persönlich auch mögen und gutheißen können. Und das kommt immer gut an", erzählt Girgis Harfi. Das spürt man – in jeglicher Hinsicht. Während unseres Gesprächs begrüßt er immer wieder neue Gäste, teilweise mit Namen. Stammgäste, zweifelsohne. Gern setzt sich Harfi auch einmal zu seinen Gästen an den Tisch, um mit ihnen anzustoßen. Man fühlt sich ein bisschen wie im eigenen Wohnzimmer. Die familiäre Stimmung steckt an.
In dieser gemütlichen Atmosphäre genießen wir zum Abschluss des Abends noch ein Stück der lauwarmen Schokoladentarte. Einfach lecker! Ich brauche keinen Käse zum Magenschließen, sondern einfach nur ein gutes Stück Kuchen.
Qualität ist bekanntlich die beste Werbung, und das trifft insbesondere für „Zucker und Zimt" zu. Harfi berichtet, dass sein Café allein durch Mundpropaganda und Weiterempfehlungen super läuft. „Meine Stammgäste kommen immer und immer wieder mit neuen Leuten, und diese wiederum kommen auch wieder hierher und bringen noch mal neue Gäste mit", sagt er stolz. Und genau so habe ich es auch gemacht. Das „Zucker und Zimt" für mich entdeckt, Freunden davon erzählt, einen Termin ausgemacht – und schon sitze ich an einem Sonntagabend wieder bei Girgis Harfi im Lokal.
Sonntagabends tischt er immer ein vegetarisches Mezze-Büfett auf. Übersetzt bedeutet „Mezze" die Art des Servierens verschiedener orientalischer Vorspeisen. Für den Preis von 11,90 Euro pro Person bleibt hier definitiv niemand hungrig, so viel kann ich versprechen. Neben hausgemachten Falafelbällchen, Hummus, Fladenbrot, Oliven und vielem mehr kommen auch Fleischliebhaber auf ihre Kosten. Harfi serviert zu einem geringen Aufpreis Extras vom Grill, etwa Lachsfilet, Lamm, Merguez und Hähnchenbrustfilet.
Diejenigen, die ich trotz meiner schnellen Rückkehr ins „Zucker und Zimt" jetzt noch nicht überzeugen konnte, Familie Harfi auch mal einen Besuch abzustatten, kann ich vielleicht mit der folgenden Information ins Boot holen. In Zukunft soll es wieder – wie einst zur Eröffnung des Cafés – ein Frühstück am Sonntagmorgen geben. Das musste vor einigen Jahren leider aus Kostengründen eingestellt werden, aber Girgis Harfi möchte einen neuen Versuch wagen. Ich für meinen Teil würde mich riesig über eine neue Frühstücksadresse in Saarbrücken freuen.