Die Eintönigkeit in Sachen Damenhandtaschen hat ein Ende. Denn an die Seite der kantigen Alltagsbegleiter haben viele Designer nun auch runde Tote Bags gestellt. Die „Pixie" von Chloé ist Vorreiter des Trends.
Als Clare Waight Keller im Frühjahr 2017 die Prognose aufgestellt hatte, dass runde Handtaschen, im Englischen Circle Bags, Rounded Bags oder Circular Bags genannt, bald zu den neuen It-Taschen aufsteigen würden, dürfte die Designer-Konkurrenz diese Trendvoraussage mit höchster Aufmerksamkeit zur Kenntnis genommen haben. Schließlich war es Clare Waight Keller, die nicht nur dem Traditionshaus Chloé frisches Fashion-Leben mit femininen, von zeitgemäßer Eleganz geprägten, romantisch-mädchenhaften Kollektionen eingehaucht hatte, sondern gemeinsam mit Céline-Kreativchefin Phoebe Philo über mehrere Jahre auch das Maß aller Dinge in Sachen Damenhandtaschen-Design war. Sie hat schon jetzt legendäre Bags wie „Nile", „Marcie", Faye", „Drew", „Padlock" oder „Paraty" entworfen. Kellers Trend-Ankündigung bezüglich der Circle Bag hatte allerdings auch einen ganz konkreten Anlass. Schließlich sollte die neue, „Pixie" getaufte Tote Bag, natürlich besonders in der runden Form, so etwas wie das Chloé-Accessoire-Highlight der Wintersaison 2017/2018 und gleichzeitig das Abschiedsgeschenk der 1970 in Birmingham geborenen Designerin an ihren Arbeitgeber werden, für den sie seit 2011 die modischen Geschicke geleitet hatte.
Die Hintergründe für die überraschende Ablösung blieben weitgehend im Dunkeln. Auch wenn in der Fashion-Branche der Austausch von Führungskräften inzwischen der Praxis von Trainern im internationalen Fußball-Geschäft ähnelt, die allerdings in der Regel nur bei anhaltender Erfolglosigkeit geschasst werden. Wohingegen Keller die 1952 von der Schneiderin Gaby Aghion gegründete Marke durch Verjüngung der DNA gepaart mit der Beimischung einer coolen und leichten Brise wieder mit zur Spitze geführt hatte. Neben weit geschnittenen Culotte-Hosen und weiten Capes hatte sie vor allem mit den innovativen Handtaschen für Furore und geschäftlichen Erfolg gesorgt.
Kein Wunder, dass auch die kleine kreisrunde Leder-„Pixie" mit dekorativen Metallhenkeln, trotz eines Preises von mehr als 1.200 Euro aufwärts, wie eine Bombe in der Fashion-Community eingeschlagen und in Windeseile zum Liebling der Streetstyle-Stars und Blogger-Königinnen geworden war. Der Hype um die Bag wurde zusätzlich durch Herzogin Meghan, damals noch Markle, angeheizt, die an Weihnachten 2017 beim Kirchgang in Norfolk mit der Circle-Chloé-Pixie-Bag in ihrer rechten Hand abgelichtet worden war. Nicht ungewöhnlich für die künftige Herzogin von Sussex, schließlich sollte sie wenig später auch ihr Hochzeitskleid von ihrer Lieblingsdesignerin Keller in deren neuer Funktion als Givenchy-Kreativchefin maßschneidern lassen.
Platz genug für Minimalistinnen
In der Sommersaison 2018 gab es plötzlich bei vielen Labels wie Dolce & Gabbana, Saint Laurent, Céline, Ulla Johnson, Christian Siriano, Roksanda, Anthropolgie, Ellen & James, H&M oder Mango runde Modelle. Sowohl aus Bast handgeflochten als auch in hochwertiger Leder-Ausführung, als Crossbody- oder Henkeltasche ebenso verfügbar wie als in der Must-have-Accessoire, das in der Armbeuge getragen wird.
Nett und ulkig zugleich war der Erklärungsversuch um das neue Handtaschen-Phänomen einiger Journale wie der „Cosmopolitan" oder der „Elle" mit dem Hinweis auf entsprechende Täschlein aus Bali, die dort seit jeher traditionell aus Ata Gras (einem Farngewächs) oder Rattan in allen Größen hergestellt werden. Gewissermaßen sei die Runde-Taschen-Welle dank der beliebten Mitbringsel aus Asien gleichsam in die Fashion-Welt hineingeschwappt. Darüber lässt sich allenfalls schmunzeln, denn ohne den Run auf die „Pixie"-Bag wäre wohl kaum ein solcher Trendzug angestoßen worden.
Allerdings werden von dem Hype auch diesen Winter einige noch relativ unbekannte Marken dank vergleichsweise niedriger Preise profitieren können, die ihre runden Taschen in Bali-Manier oder sogar vor Ort auf den Philippinen herstellen. Beispielsweise Cult Gaia (gegründet 2012 mit seinen Täschlein aus Bambus), Ellen & James, Catzorange oder Nomad Cinq. Einen weiteren Geheimtipp möchten wir an dieser Stelle gleich verraten: nämlich die an kleine Medizinbälle erinnernden, mit einer Schlaufe am Handgelenk oder mit einer Metallkette über der Schulter tragbaren „Ballon-Bags" der Marke Bea Bühler.
Natürlich stellt sich bei den neuen, größtenteils ziemlich kleinen Eyecatchern das übliche Problem, dass frau nicht für all ihre im Alltag überlebensnotwendigen Utensilien Platz finden wird. Schlüssel, Lippenstift oder Kreditkarte lassen sich locker unterbringen, aber bei größeren Smartphones könnte es schon eng werden. Da hilft eigentlich nur das Motto Probieren geht über Studieren. Was auch für die neuen Circle Bags des Winters gilt. Sie wirken zierlich und überaus feminin und verleihen dem gesamten Outfit einen ordentlich Touch Unkonventionalität sowie mehr als einen Hauch von romantischer Nonchalance. Die schönsten Taschen haben wir in den Kollektionen von Balmain (einige Modelle rundum mit Fransen verziert), Gucci (Beutel teilweise mit goldener Kalligraphie überzogen), Moschino (Modell in Pink), Chanel (mit unübersehbarem Logo), Anthropologie (schwarzes Leder mit Webmuster) und Preen (punk-rockig) entdecken können.
Wer weniger Geld in seine neue Circular Bag investieren möchte, sollte sich die Modelle von New Look (Schultertasche mit Schlangenprint), French Connection (Crossbody), Mango (handgestrickte Optik), Marks & Spencer (Crossbody), Topshop (Crossbody), Accessorize (Ockergelb), Zara (sehr schickes Modell in Kastanienbraun) oder & Other Stories (braunes Wildleder) mal genauer anschauen.