Deutschland und Frankreich, einst europäische Erzfeinde, sind seit Langem versöhnt. Grundlage dafür war unter anderem der Elysee-Vertrag von 1963. Dieser soll nun in Aachen erneuert werden. Kern der Zusammenarbeit beider Länder war seither die grenzüberschreitende Jugendarbeit. Émilie, Sophia, Philip und Grégory engagieren sich für die deutsch-französische Freundschaft und haben das Projekt „Élysée 2.0.19" ins Leben gerufen. Ihr Ziel: der Stimme ihrer Generation im neuen Élysée-Vertrag Gehör zu verschaffen.
Vor einem Jahr haben Deutschland und Frankreich den 55. Jahrestag der Unterzeichnung des Élysée-Vertrages gefeiert. Der Vertrag ist ein Symbol der Freundschaft zwischen unseren beiden Ländern und einmalig auf der Welt.
Aus diesem Anlass luden wir damals 20 junge Menschen aus der Region Île-de-France ein, mit Akteuren der deutsch-französischen Zusammenarbeit über die Zukunft Europas zu diskutieren und die französische Ministerin für europäische Angelegenheiten, Nathalie Loiseau, zu treffen. Aber das sollte es noch nicht gewesen sein: Warum nicht in einem größeren Kreis über den neuen Élysée-Vertrag diskutieren?
Vor dem Hintergrund der Europa-Rede des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron riefen wir einige Monate später das Projekt „Élysée 2.0.19" ins Leben. Damit wollten wir der Stimme unserer Generation bei der Neuauflage des Élysée-Vertrags Gehör verschaffen, die am 22. Januar 2019 unterschrieben wird. Unser Projekt sollte jungen Menschen zeigen, wie Demokratie wirklich gelebt werden kann und dem Bild einer politikverdrossenen Jugend etwas entgegensetzen.
Zwischen Mai und September 2018 haben mehr als 300 junge Menschen auf einer eigens für das Projekt eingerichteten Online-Plattform 400 Vorschläge gemacht, die wir den politischen Vertreterinnen und Vertretern in beiden Ländern übermittelt haben.
Zu den Vorschlägen gehört etwa die Einrichtung eines deutsch-französischen Migrationsrates. Beide Länder könnten gemeinsame Antworten auf die Herausforderungen, die Einwanderung mit sich bringt, entwickeln, und so ihre Rolle als Motor Europas konkret ausfüllen. Binationale Theater-, Musik- oder Filmschulen könnten den kulturellen Austausch voranbringen und die Verbindungen zwischen Kunstschaffenden und dem Publikum in beiden Ländern stärken. Die gegenseitige Anerkennung von Universitäts- und Ausbildungsabschlüssen ist unabdinglich, wenn es darum geht, junge Menschen für Mobilitätserfahrungen zu gewinnen und eben diese Erfahrungen aufzuwerten. Wie wäre es außerdem mit der Einrichtung deutsch-französischer Doppelausbildungsgänge nach dem Beispiel der Deutsch-Französischen Hochschule (DFH)? Wie steht es um die Erhöhung der Unterrichtseinheiten für die Partnersprache an Schulen? Auch ist es wichtig, Austauschprogramme für junge Menschen auszubauen, wie sie das Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW) fördert. Ein Teilnehmer hatte schließlich die Idee, Schulen, die sich im Alltag für die deutsch-französischen Beziehungen einsetzen, mit einem Label auszuzeichnen.
Die Kampagne ist für uns ein Erfolg, mit so vielen Vorschlägen hatten wir nicht gerechnet. Und sie zeigt: Das Engagement jeder und jedes Einzelnen ist es, was die tiefe deutsch-französische Freundschaft auszeichnet. In der Neuauflage des Élysée-Vertrages sehen wir ein starkes Signal. Wir hoffen, dass damit konkrete Maßnahmen verbunden sind und dass darin auch die Vorschläge des Projektes „Élysée 2.0.19" einfließen werden.