Das Saarland versteht sich als das französischste aller Bundesländer, als Bindeglied zwischen Paris und Berlin. Die bescheidene Landesvertretung in Paris hat sich zur Plattform für den Ausbau der Frankreichstrategie des Landes entwickelt.
Plötzlich stand das kleinste Flächenland am Rand der Bundesrepublik im internationalen Rampenlicht. Mit Interview-Wünschen aus Frankreich und anderen europäischen Ländern war zu rechnen, aber dass selbst in Übersee Neugier geweckt wurde, war nicht unbedingt zu erwarten.
Fünf Jahre ist es nun her, dass die damalige Ministerpräsidentin des Saarlandes und heutige CDU-Bundesvorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer unter dem Label einer „Frankreichstrategie" ein ebenso ungewöhnliches wie ambitioniertes Ziel ausgab. Binnen einer Generation soll das Land zu einer „leistungsstarken multilingualen Region deutsch-französischer Prägung" werden, in der neben Deutsch auch Französisch als Verkehrssprache, ergänzt durch Englisch, treten sollte. Das Saarland als erstes mehrsprachiges Bundesland und damit europäische Referenzregion.
Mit Elysée 2.0 eröffnen sich weitere Perspektiven, ist doch das Augenmerk ausdrücklich auf die Grenzregionen gerichtet. Europa-Staatssekretär Roland Theis hatte schon früh gefordert, das Saarland als „Modellregion für Elysée 2.0" zu entwickeln.
Ein wichtiger Baustein der Frankreichstrategie war die Eröffnung eines Saarland-Büros in der französischen Hauptstadt Paris vor knapp drei Jahren. Diese Vertretung hat sich als Anlaufstellstelle und Zentrum des Austauschs von Politik und Wirtschaft, aber auch Kultur etabliert. Bei einer Diskussion um die Zukunft der Frankreichstrategie anlässlich eines Informationsbesuchs der Landespressekonferenz verwies Christophe Fauchon darauf, dass in Frankreich die Zahl der Schüler, die Deutsch lernen, zunehme. Auch wenn das „noch nicht die ganz große Zahl" sei, sei das wachsende Interesse spürbar. Dabei stoße man allerdings auch an Grenzen, der „Mangel an Lehrern ist ein Problem". Frédéric Joureau, ehemals französischer Generalkonsul in Saarbrücken, jetzt bei der französischen Atomaufsicht ASN, sieht nach der französischen Regionalreform gute Perspektiven der Zusammenarbeit in der Grenzregion mit der neuen Großregion Grand-Est. Konkret nannte er Bereiche wie E-Mobilität, autonomes Fahren oder Cybersicherheit.
Mobilität ist auch aus Sicht der Wirtschaft ein zentrales Anliegen neben Sprache und Bildung, erläuterte Jörn Bousselmi von der Deutsch-Französischen Industrie- und Handelskammer in Paris, um die Sichtbarkeit des Saarlandes in Paris zu verstärken, „lieber ein oder zwei Themen richtig zu bearbeiten, statt sich zu breit aufzustellen". Joureau griff die Idee eines Europas der Projekte von Robert Schuman, einem der Gründerväter der Europäischen Union auf, wofür die Frankreichstrategie beispielhaft stehe und als „Inkubator" wirken könne. Bousselmi unterstützte die Idee, die Zusammenarbeit „mehr in Laboratorien mit Werkstattcharakter" umzusetzen. Übereinstimmend begrüßten die Teilnehmer die Anregung, zur unterstützenden Verstärkung eine Vernetzung mit der Wissenschaft, etwa in Form einer Professur für grenzüberschreitende Zusammenarbeit, anzustreben.
Für die Perspektive konkreter Zusammenarbeite wies er auf die besondere französische Mentalität hin.