Wenige Wochen nach ihrer Wahl hat sich Annegret Kramp-Karrenbauer gleich in Sachen Beliebtheit an der Spitze von Umfragen festgesetzt. Das hat Spekulationen um den nächsten Karriereschritt Richtung Kanzleramt weiter befeuert. Eine Zufallsumfrage auf Berlins Straßen ergibt ein differenziertes Bild.
Jochen St. (59), Kaufmann, Köln
„Natürlich kann Annegret Kramp-Karrenbauer Kanzlerin. Das ist eine Frau, die ihren Lebensweg komplett dem politischen Karriereweg verschrieben hat. Die also alles auf dem Altar der Macht opfern würde. Selbstverständlich steht Annegret Kramp-Karrenbauer für die Merkel-Linie. Also, eine Erneuerung der Politik ist von ihr nicht zu erwarten, aber auf jeden Fall wird sie eine Politik der Beständigkeit fortsetzen. Also, Deutschland wird unter einer Kanzlerin Kramp-Karrenbauer berechenbar bleiben, was in der Weltpolitik ja auch wichtig ist."
Martina P. (53), Einzelhandel, Hamburg
„Also ich bin da mittlerweile sehr ungehalten, weil die neue CDU-Chefin doch ganz klar für die alte Merkel-Linie steht. Doch ein ‚Weiter so’ brauchen wir jetzt nicht. Schauen sie doch mal, was diese Merkel-Politik in den vergangenen Jahren gebracht hat. Die Verkehrsinfrastruktur ist total kaputt, die Züge fahren nicht pünktlich, die Autobahnen sind hinüber. Das alles ist Ergebnis der Merkel-Politik und jetzt soll dann Annegret Kramp-Karrenbauer für einen neuen Politikstil sorgen, das klappt doch vorne und hinten nicht. Also, ich hätte mir einen Friedrich Merz gewünscht."
Wolfgang Brinkmann (65), Reisekaufmann, Gütersloh
„Die neue CDU-Vorsitzende steht ja nur für ein ‚Weiter So‘ wie bisher. Ich hätte mir da schon einen Friedrich Merz gewünscht. Das wäre dann tatsächlich ein neuer Politikstil gewesen. Vor allem von einem Mann, der aus der Wirtschaft kommt und weiß, was da draußen an den Märkten wirklich los ist. Mit Annegret Kramp-Karrenbauer sitzt doch wieder eine an den Schalthebeln, die aus der politischen Verwaltung kommt, also vom realen Leben keine wirkliche Ahnung hat. Doch in Anbetracht der anstehenden Aufgaben wäre es für meine Begriffe an der Zeit, jetzt jemanden ins Kanzleramt zu bekommen, der auch die harte, wirtschaftliche Realität kennt."
Haneka Gretter (56), Kauffrau, Bruchsal
„Sie dürfen Annegret Kramp-Karrenbauer ja nicht nur auf ihre politische Karriere reduzieren. Sie ist Mutter von drei Kindern, sie hat sich mit ihrem Mann abgesprochen, sie macht Karriere, und ihr Mann kümmert sich um ihren Haushalt. Das alles hat die Familie Kramp-Karrenbauer entschieden, zu einer Zeit, in der das absolut unüblich war. Und darum finde ich es gut, dass die CDU genauso eine Frau zu ihrer Chefin gemacht hat. Ich bin mir sicher, Annegret Kramp-Karrenbauer steht für eine weitere solide Politik wie ihre Vorgängerin Merkel. Bitte schauen sie einfach mal, uns geht es sehr, sehr gut, und ich denke, unter Annegret Kramp-Karrenbauer wird dieses Erfolgsmodell weitergeführt."
Peter Behrenswerth (54), Immobilienmanager, Osnabrück
„Ich hätte mich sehr viel gefreut, wenn Friedrich Merz neuer CDU-Vorsitzender geworden wäre. Das wäre dann tatsächlich ein Neubeginn der CDU nach den Merkel-Jahren gewesen. Doch jetzt mit der Wahl von Annegret Kramp-Karrenbauer geht es mit der Union so weiter wie bisher, also ein Aufbruch ist das ganz bestimmt nicht. Aber um auf ihre Frage zurückzukommen, natürlich kann Kramp-Karrenbauer Kanzlerin. Sie wird von Bundeskanzlerin Merkel ein perfekt geführtes Haus übernehmen. Da wurde in den vergangenen Jahren zwar nicht wirklich was entschieden, aber gut verwaltet. Und genau da wird Kramp-Karrenbauer ansetzen. Das heißt für die deutsche Politik, es geht so weiter wie bisher. Ob das dann allerdings am Schluss des Tages reichen wird, steht in den Sternen, ich glaube es allerdings nicht."
Barbara K. (65), Sekretärin, Stuttgart/Miami Beach
„Das ist ganz witzig, mein Mann und ich leben ja zur einen Hälfte des Jahres in den USA und zum anderen Teil in Stuttgart und selbst in den USA ist über die neue CDU-Vorsitzenden in den Nachrichten ausführlich berichtet worden. Und in der Berichterstattung in den USA entstand immer so das Bild, das Annegret Kramp-Karrenbauer von Bundeskanzlerin Merkel zu ihrer Nachfolgerin ernannt wurde. Hier jetzt in Deutschland habe ich mitbekommen, dass es ja da offenbar eine Kampfabstimmung gegeben hat und Kramp-Karrenbauer nur ganz knapp überhaupt gewählt wurde. Aber ich wünsche ihr alles Gute zur ihrer Wahl als Bundeskanzlerin, weil sie es werden wird, denn die SPD hat ja nicht wirklich einen Gegenkandidaten."
Werner Hofer (60), Angestellter, Bremen
„Na, dass Annegret Kramp-Karrenbauer Kanzlerin wird, steht für mich außer Frage, sie wird es werden. Ich selber finde das nicht wirklich gut. Egal, ob Kanzlerin oder Kanzler, wenn die von der CDU kommen, finde ich das nicht gut. Aber das derzeitige Problem ist halt tatsächlich, dass wir keine Alternative haben, denn die SPD hat ja nicht wirklich was Entsprechendes dagegenzusetzen. Andrea Nahles ist da doch etwas sehr farblos, und darum wird es die CDU-Dame machen. Auf mich wirkt sie etwas verkniffen, aber wahrscheinlich muss sie sich an die neue Rolle erst gewöhnen. Und ich bin fest davon überzeugt, Annegret Kramp-Karrenbauer wird das System Merkel, also Aussitzen und Abwarten, noch weiter perfektionieren."
Mierella Offen (24), Wirtschaftsstudentin, Nürnberg
„Die kleine Frau Merkel, so nehme ich Annegret Kramp-Karrenbauer wahr. Wobei sie natürlich für eine Verjüngung der Partei steht, dafür steht ja schon ihr Doppelname. Und von daher bin ich überzeugt, sie wird die nächste Kanzlerin. Sie hat ja da einen wahren
Blitzstart hingelegt, noch vor einem Jahr war sie eigentlich völlig unbekannt, und nun ist sie in aller Munde. Also ich kann mir gut vorstellen, dass sie unsere nächste Kanzlerin ist. Wobei ich das Interview nicht ganz sie glücklich fand, indem sie erzählt hat, dass sie ihren neuen Generalsekretär angetanzt hat. Ich meine mal unter uns Frauen, dass macht man, aber erzählt es doch keinem."