Wer hat nicht schon einmal zur Notlüge gegriffen? Macht sie das Leben nicht leichter, erspart Verletzungen oder verhindert einen Konflikt? Doch auf Dauer geht es selten gut mit dem Lügen. Die Wahrheit fordert früher oder später ihr Recht. Die Lüge hat viele Gesichter. Sie reicht vom absichtlichen Betrug über die Selbsttäuschung und Illusion bis zur Heimlichkeit und zum Schweigen.
Autor Benedict Wells erzählt in seinem neuesten Buch, wie sich die Lüge in das Leben der Menschen einschleicht oder in ihrer kreativsten Form, der Fantasie, zum Ausdruck kommt.
Zehn Geschichten, die zum Nachdenken anregen. Was motiviert Menschen zu lügen? Welche Not steckt dahinter, wenn die Wahrheit unerträglich wird? Oder packt sie nur die Lust, die Realität zu verlassen, um sich der Fantasie hinzugeben?
So glaubt ein Wanderer sich auf dem Höhepunkt seines Lebens, obwohl er diesen schon längst verpasst hat. Oder eine Schriftstellerin meint, ihre Muse täuschen zu können, um sich nicht zwischen Kunst und Liebe entscheiden zu müssen. Bedrückend die alte Frau, die im Park fremde Leute anspricht, nur um ihrer Einsamkeit zu entfliehen. Heiterer liest sich dazwischen die Geschichte von einer Bibliothek mit heimlich sprechenden Büchern.
Herzstück des Erzählbandes „Die Wahrheit über das Lügen" bildet die fiktive Geschichte über die wahre Entstehung von Star Wars, dem Kinofilm „Krieg der Sterne". Wells nimmt den Leser mit auf eine Zeitreise in die 70er-Jahre zu dem Filmemacher Adrian Brooks, der sein Imperium auf einer einzigen Lüge aufgebaut hat und am Ende seines Lebens einem jungen Journalisten alles beichtet.
Jede einzelne Geschichte fesselt den Leser auf ihre Weise. Der Autor hat ihn „beim Erzählen am Haken", weil alles bis zur Pointe unberechenbar bleibt. Wells gelingt es, den Leser so nah in das emotionale Erleben seiner Figuren hineinzuziehen, dass der am Ende einer Geschichte wie aus einem Traum erwacht und traurig, ernüchtert oder leicht verwirrt der Wahrheit ins Gesicht blickt.