Charles Darwin, geboren am 12. Februar 1809, gilt als berühmtester Biologe der Menschheitsgeschichte. Seine Evolutionstheorie beeinflusste nicht nur die Wissenschaft maßgeblich, sondern veränderte auch die Art und Weise, wie wir unsere Welt betrachten.
Seine Theorie wurde als Evolutionstheorie weltberühmt. Doch als Charles Darwin Ende 1859 sein Buch „Über die Entstehung der Arten" herausbrachte – der vollständige englische Originaltitel lautet: „On the Origin of Species by Means of Natural Selection, or the Preservation of Favoured Races in the Struggle for Life" –, kam in dem gesamten Werk nicht einmal der Begriff Evolution vor. Darwin verwendete zwar das Verb evolvieren, sprach ansonsten aber etwas sperrig von der Abstammung mit Modifikation. Erst in späteren Auflagen des Buches tauchte dann auch der Begriff Evolution auf.
Zu diesem Zeitpunkt war längst offensichtlich, welchen Einfluss Darwins Veröffentlichung nicht bloß auf die Wissenschaft hatte, sondern auch ganz generell darauf, wie wir die Welt betrachten. Er gilt nicht umsonst als der berühmteste Biologe der Geschichte. „Nichts in der Biologie hat einen Sinn, außer im Licht der Evolution", formulierte Theodosius Dobzhansky, einer der führenden Vertreter der synthetischen Evolutionstheorie, welche später die Genetik mit der Evolutionstheorie vereinigte. Auf einmal gab es nicht nur eine naturwissenschaftliche Erklärung für die Vielfalt in der Natur. Mit seinem Buch veränderte Darwin vor allem auch den Blick von einem statischen zu einem dynamischen Weltbild. Es widerlegte die biblische Theorie, dass jede Art für sich und unveränderlich von Gott geschaffen sei.
Darwin hatte einst selbst Theologie studiert, seine Ehefrau Emma war gläubige Christin. Immer wieder äußerte sie ihm gegenüber die Befürchtung, dass die beiden im Jenseits nicht mehr zusammenkämen, wenn er von seinem Glauben abfalle. 1844 schrieb Darwin in einem Brief an seinen Freund und Mitstreiter Joseph Hooker, seine Abkehr vom biblischen Weltbild käme ihm vor, als würde er „einen Mord gestehen". Lange zögerte Darwin mit einer Veröffentlichung seiner revolutionären Idee, stattdessen forschte er intensiv über Rankenfußkrebse. Erst als er 1858 das Manuskript eines gewissen Alfred Russel Wallace erhielt, der unabhängig von ihm zu denselben Schlussfolgerungen gekommen war, ging er mit seiner Theorie an die Öffentlichkeit.
Einige Jahrzehnte zuvor hatte sein Großvater Erasmus Darwin als Naturwissenschaftler bereits in die gleiche Richtung spekuliert. Charles Darwin selbst, der am 12. Februar 1809 im englischen Shrewsbury geboren wurde, schien anfangs jedoch einen ganz anderen beruflichen Weg einzuschlagen. Er studierte zunächst Medizin im schottischen Edinburgh, brach das Studium jedoch schon nach zwei Jahren ab, weil er sich vor dem Operieren ekelte. Er wechselte nach Cambridge und begann dort ein Theologiestudium, jedoch ohne große Begeisterung, auch wenn er bis dahin noch fest an die Lehren der Bibel glaubte. Parallel zu den Vorlesungen widmete er sich mit großer Leidenschaft dem Sammeln und Identifizieren von Käfern. Regelmäßig besuchte Darwin die Botanikveranstaltungen von John Stevens Henslow, der ihn 1831 dazu ermunterte, an einer Expedition teilzunehmen, deren Ziel es war, die Küsten Südamerikas genauer zu vermessen. Eine einmalige Gelegenheit für einen Naturwissenschaftler, zu dem Darwin zu diesem Zeitpunkt längst geworden war.
Darwin sammelte unzählige Proben
Im Dezember 1831 stach Darwin an Bord der HMS Beagle in See. Fast fünf Jahre lang segelte er über die Weltmeere. Die Reise führte den damals 22-Jährigen einmal um den Globus. Schon von unterwegs schrieb Darwin zahlreiche Briefe nach England, die ihn in der Heimat zu einem angesehenen Wissenschaftler machten.
Anfangs befasste er sich noch hauptsächlich mit der Geologie, doch mit der Zeit widmete er sich zunehmend der Natur. Darwin sammelte Tausende Proben und beobachtete unzählige neue Arten, die zuvor noch kein Mensch jemals gesehen hatte.
1835 traf er auf der wichtigsten Station seiner Weltumsegelung ein: auf den Galapagosinseln im Pazifik, etwa 1.000 Kilometer westlich der ecuadorianischen Küste. Der Archipel ist für seine außerordentliche und einmalige Flora und Fauna berühmt und lieferte auch Darwin den entscheidenden Impuls für seine Forschung. Er beobachtete, dass die Riesenschildkröten auf den verschiedenen Inseln unterschiedliche Panzerformen hatten – einige rund, andere eher sattelförmig. Darwin stellte fest, dass Letztere vor allem auf solchen Inseln vorkamen, auf denen während der Trockenzeit der Boden weitgehend austrocknet; sie können sich besser hochdrücken und somit auch die Blätter von Büschen und Sträuchern erreichen. Auf den Inseln, auf denen es das ganze Jahr über ausreichend feucht ist, ist dies jedoch nicht notwendig.
Darwin beobachtete auch eine ganze Reihe verschiedener Finkenarten, wobei er allerdings zunächst davon ausgegangen war, dass es sich um ganz unterschiedliche Vogelarten handelt. Erst der Ornithologe John Gould wies ihn nach seiner Heimkehr darauf hin, dass es sich tatsächlich um eng verwandte Finkenarten handelte, deren Schnabelform sich jedoch ebenfalls unterschied – je nachdem, was ihre bevorzugte Nahrung war. Mit der Zeit hatten sie diesbezüglich ganz bestimmte Merkmale entwickelt.
Nach seiner Rückkehr stellte Charles Darwin aus seinen Beobachtungen drei Schlussfolgerungen auf. Erstens: Die verschiedenen Individuen einer Population existieren in verschiedenen Variationen, deren erbliche Merkmale sich unterscheiden und die miteinander im Wettbewerb stehen. Jene, die besonders gut an die jeweilige Umwelt angepasst sind, haben größere Chancen zu überleben – Darwin spricht vom „survival of the fittest". Zweitens: Diese Individuen geben ihre erblichen Merkmale an die nächste Generation weiter. Daraus folgt drittens das, was Darwin zunächst Abstammung mit Modifikation nannte und was wir heute als Evolution bezeichnen: Die natürliche Selektion fördert die am besten Angepassten, sodass sich die Art über mehrere Generationen hinweg verändert beziehungsweise eine ganz neue Art daraus entsteht – oder eine Art vollständig eingeht.
Forscher hatte nicht immer recht
Die Art und Weise, wie Darwin in seinem Buch die Pro- und Contra-Argumente seiner Theorie gegeneinander abwägt, um dann daraus seine Schlüsse zu ziehen, ist ebenso beeindruckend wie überzeugend. Überhaupt sei sein Buch „ein Lesegenuss, vollgepackt mit Material, mit komplex verschlungenen Themen –
wie die Erzählstränge eines Romans – und reich an Sprachbildern", befand vor einigen Jahren in einem Artikel in der „Frankfurter Rundschau" der Evolutionsbiologe Matthias Glaubrecht, selbst Autor einer Darwin-Biografie.
Seit Charles Darwin wissen wir, dass alle Lebewesen von gemeinsamen Vorfahren abstammen. Das lässt sich etwa anhand der Ähnlichkeit des Knochengerüstes einer menschlichen Hand und eines Fledermausflügels, der Ruderflosse eines Tümmlers und eines Pferdefußes belegen – alle vier hatten einen gemeinsamen Ursprung. Was Darwin allerdings nie gesagt hat, war, dass der Mensch vom Affen abstammt, auch wenn dies bis heute oft behauptet wird und gleich nach Erscheinen des Buches entsprechende Karikaturen erschienen, die ihn als Affen darstellten. Überhaupt vermied er es zunächst bewusst, die Abstammung des Menschen zu thematisieren, wenngleich er am Ende seines Buchs bereits andeutete: „Licht wird auf den Ursprung der Menschheit und ihre Geschichte fallen."
Erst in dem 1871 erschienenen Buch „Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl" befasste er sich intensiv mit der Verwandtschaft des Menschen mit dem Affen.
Rückblickend lag Charles Darwin zwar nicht mit allen seinen Überlegungen richtig. Die Entstehung des Lebens auf der Erde war ihm nicht klar; zudem war er von der Überlegenheit des Mannes über die Frau überzeugt und glaubte, dies auch mithilfe seiner Evolutionstheorie begründen zu können.
Seine Erkenntnisse waren dennoch bahnbrechend. Dass sie in der Folge auch von Rassisten und Sozialdarwinisten missbraucht wurden, um damit die eigene Überlegenheit evolutionsbiologisch erklären zu können, dafür konnte er nichts. Darwin starb am 19. April 1882 krank und geschwächt. Bis heute gilt er als der berühmteste Biologe der Geschichte.