In Asien gehört der Elektroroller längst zum täglichen Verkehrsbild. Aber auch in Europa steigt das Interesse an der Alternative zur klassischen Benzinversion. Wir geben Tipps, auf was Interessenten beim Kauf achten sollten.
Wer über den Kauf eines Elektrorollers nachdenkt, sollte sich fragen: Für was will ich das Fahrzeug einsetzen? Denn es mache einen Unterschied, ob man nur in der Stadt oder auch auf Landstraße oder Autobahn mobil sein will, sagt Michael Lenzen, der Vorsitzende des Bundesverbands der Motorradfahrer. Viele E-Roller taugen vornehmlich als Stadtfahrzeuge. Modelle wie die BMW C evolution, die deutlich mehr als 100 km/h schnell ist, aber auch knapp 14.000 Euro kostet, sind noch die Ausnahme.
„Der Großteil der bisher angebotenen Modelle fällt in die Klasse der Fahrzeuge, die 45 km/h erreichen", sagt Norbert Meiszies. Dafür reiche der Führerschein der Klasse AM ab 16 Jahren oder der Klasse B für Personenwagen, erklärt der Chefredakteur des Fachmagazins „Motoretta". Er empfiehlt, sich über das rasch wachsende Angebot am besten beim Fachhändler zu informieren. Nicht nur, weil man hier gleich einmal Probe sitzen kann, sondern auch wegen der noch recht neuen Technologie an sich. „Allerdings sind Fachhändler, die ausschließlich auf Elektromobile setzen, zurzeit noch rar gesät", sagt Marcel Hutfilz.
Der Gründer von Scooterhelden Berlin hat sich auf den Verkauf von ausschließlich elektrisch betriebenen Fahrzeugen wie Rollern, Pedelecs und Reha-Mobilen spezialisiert und hält einige Internetforen wie „Home & Smart" durchaus für eine gute erste Anlaufstelle. Zum Beispiel, um sich über Preise zu informieren. Die Regelpreisspanne liege zwischen 2.000 und 4.000 Euro, schätzen Meiszies und Hutfilz. Nur deutsche Modelle, etwa von Kumpan, lägen mit um die 5.000 Euro darüber.
China ist klarer Vorreiter
„Die meisten der Modelle innerhalb dieser Preisspanne stammen aus chinesischer Fertigung", sagt Meiszies, der darin aber keinen Makel sieht. Die Entwicklung in Sachen Elektromobilität sei in China so weit fortgeschritten, dass selbst deutsche Anbieter zum Teil chinesische Komponenten verbauten. So habe etwa die chinesische Marke Niu weltweit bereits mehr als 400.000 Elektroroller verkauft und sich in Deutschland den Ruf als Trendsetter erarbeitet.
Auch Hutfilz sieht die Chinesen weit voraus. Niu-Roller seien die meistverkauften in Europa. „Mag sein, dass der deutsche Kunde anfangs noch unfreiwilliger Tester war", sagt er. „Aber die Chinesen haben diese Technologie nicht nur bezahlbar gemacht, sondern stellen sich schnell auf Probleme ein und setzen, wenn es sein muss, innerhalb eines Jahres auch mal zwei, drei Änderungen um."
Dass der Leistung des Akkus eine ganz entscheidende Rolle zukommt, ist beim E-Roller nicht anders als beim Auto. „Das Leistungsspektrum bei den 45-km/h-Rollern reicht von etwa 1.000 bis 4.000 Watt", erklärt Meiszies, der dazu rät, mindestens auf 2.500, besser auf 3.000 Watt und für den häufigen Einsatz im Zweimannbetrieb gar auf 4.000 Watt zu setzen. Nur so sei man auch bei größeren Steigungen gut unterwegs.
Hutfilz sieht im Zweimannbetrieb ohnehin kein Problem: „Die meisten Roller haben eine Zuladung von 160 bis 180 Kilo, und die Beschleunigung ändert sich aufgrund der typischen Charakteristik eines E-Motors selbst mit zwei Personen kaum." So sorge das enorme Drehmoment auch dafür, dass man immer der Erste sei, der von der Ampel loskommt.
Meiszies gibt die durchschnittliche Reichweite je nach Einsatz und Gangart mit 40 bis 60, Hutfilz mit 50 bis 70 Kilometer an. Das gelte für den Einsatz eines Akkus, während ein Zusatz-Akku die Reichweite entsprechend ums Doppelte erhöhe. Mit etwa 1.000 Euro verschlingt der allerdings noch mal ein Drittel des ursprünglichen Anschaffungspreises.
Wie und wo aber laden? Lenzen mahnt bei den Herstellern zunächst eine einheitliche Norm für die Stecker an. „Die meisten Roller aber lassen sich an einer herkömmlichen 230-Volt-Steckdose aufladen." Erfreulich auch: Etwa 80 Prozent der Modelle verfügen über portable Akkus, die man bequem an der Steckdose laden kann. Lediglich besonders günstige E-Roller, etwa aus dem Baumarkt, würden noch auf fest verbaute Akkus setzen, sagt Hutfilz. „In Berlin etwa ein No-Go, weil man dann unter Umständen ein 20-Meter-Kabel in den dritten Stock legen muss."
Lebensdauer eines Akkus bei 40.000 Kilometer
Die Lebensdauer eines besseren Akkus sieht Meiszies bei etwa 40.000 bis 45.000, eine Jahreslaufleistung bei etwa 4.000 Kilometern. Selbst dann aber erreiche ein solcher Akku noch eine Kapazität von 60 bis 70 Prozent. Die Betriebskosten eines vergleichbaren Rollers mit Benzinmotor, etwa einer Vespa mit 50 ccm, liegen um das Fünffache über denen eines Elektrorollers. „Das liegt nicht nur an den Kraftstoffpreisen, sondern auch daran, dass nur selten Werkstattkosten anfallen", erklärt der „Motoretta"-Chefredakteur. Lenzen bestätigt: „Die Inspektionskosten sind niedrig, da der E-Motor praktisch wartungsfrei ist. Fahrwerk und Bremsen müssen überprüft und gewartet werden, der Motor nicht."
Apropos Vespa: Auch der wohl bekannteste Roller-Hersteller bietet nun erstmals eine Elektrovariante an. Die aber ist mit 6.390 Euro alles andere als ein Schnäppchen und weist zudem einen zusätzlichen Nachteil auf: Der Akku ist hier noch fest installiert.