Mit rund 760 Pistenkilometern ist der Skiverbund Ski amadé eines der größten Wintersportgebiete in Europa. 25 Ortschaften gehören dazu. Eine davon ist St. Johann Alpendorf. Rund um die Kleinstadt finden Skikönner beste Bedingungen und Anfänger ein breites Angebot an Kursen.
Hätte Florian Ganser einen Wunsch frei, würde sich der junge Skilehrer nepalesische Verhältnisse ins Salzburger Land wünschen. Will heißen: Es könnte „verdammi nochmal" das ganze Jahr Schnee auf den Bergen liegen. Der 23-Jährige weiß, was er von seiner Bergwelt will: Skifahren – so oft es nur geht. Sein Wissen und Können vermittelt er bestgelaunt und kompetent an seine Schüler. Wie 999 andere gehört er zu der Skilehrer-Schar, die in den „Snow Spaces" ihr „Gutwesen" treiben.
Florians Hoheitsgebiet schlängelt sich rund um die Salzburger Sportwelt-Regionen Flachau, Wagrain und die „Bezirkshauptstadt" St. Johann Alpendorf. Zur Sportwelt gehören mit Fun-Snowparks für Boarder und Freestyler auch noch Radstadt, Altenmarkt-Zauchensee, Kleinarl, Eben, Filzmoos und Goldegg. Die Sportwelt wiederum ist auch nur eines von fünf Skigebieten (Schladming-Dachstein, Gastein, Hochkönig, Großarltal) mit 25 Skiorten, die sich über 760 Pistenkilometer erstrecken. Man verliert schnell den Überblick, denn wir befinden uns in Österreichs größter und wohl auch innovativster Pistenverbundsregion – dem Schnee-Universum von Ski amadé. 270 Lift- und Seilbahnanlagen gondeln in Hochphasen bis zu 365.000 Personen pro Stunde durch das Pistennetz. In 71 regionalen Skischulen üben die Skilehrer der großen „Amadé- Gleichgesinnten-Familie" ihren Beruf bereits in der dritten Generation aus. Jeder scheint hier jeden zu kennen, und wie sich in Berlin die Busfahrer zuwinken, ist das zunftverbindende Zunicken samt zugeworfenem Spruch Usus. „Der Schneetourismus bietet sowohl Einheimischen wie Saisonarbeitern sichere Arbeitsplätze in allen touristischen Bereichen", sagt Ski-amadé-Marketingexpertin Simone Schartner, die sich um die Entwicklung neuer „made my day"-Event-Packages wie die „Ladies Week" mit Kräuterworkshops oder Yoga am Berg kümmert.
Skilehrer Florian arbeitet für „Rot Weiss Rot Wagrain & Alpendorf" – eine der ältesten Skischulen der Region mit Skistaderln (Equipment-Verleih) und computeradaptierter Anpassung. An die 70 Skilehrer werfen unter den Fittichen der Gründer Gerhard Sint und Siegi Kreidenhuber ihren Zöglingen auf der Piste gekonnt „die Fische zu": Ein hübsches „Köder-Bild", mit dem die Lehrkörpertruppe in ihren roten Overalls gerne kokettiert. Die Methode sei modern, und man habe sie sich vom Pike Place Fish Market in Seattle abgeschaut. Auf dem gehe es auch lebhaft und bestgelaunt zu. Wie dort die Fische mit lustigen Sprüchen durch die Halle geworfen werden, so müsse man sich den Pistenunterricht inklusive spielerischer Aufwärmübungen vorstellen.
„Weniger Krafteinsatz und Unfälle"
Neben Einzel- und Familienunterricht für alle Level, gibt es für spätberufene Skifahrer oder Wiedereinsteiger die „Learn2Ski-Methode", die das Skifahren nach drei Tagen garantiert. In der familienkompatiblen Region gibt es dann zum Weiterüben gleich 145 leicht zu befahrende blaue Pisten auf 275 Kilometern, 181 rote auf 390 Kilometern und 30 sind schwarz gekennzeichnet.
„Schönes Skifoan" ist ein Quasi-Paragraf, der seit knapp zwei Jahren im Skilehrplan Österreichs verankert steht: „Skifahren soll sich anfühlen, als ob man sich geschmeidig Butter auf eine Stulle schmiert", sagt Florian, der die langen Kurven und bewusst gefahrenen Halbkurven auch gerne recht bunt mit einem Regenbogen vergleicht und die geweitete Krümmung anschaulich mit dem Skistock in den Schnee ritzt: „Statt mit den Skiern hinten einfach nur cool und racig rumzuwischen, fährt man heute sportmotorisch feiner, eleganter und genussvoll-locker." Indem er fragmentarisch jede Kurve in ihre Einzelteile zerlegt und sie dann laaangsam vorfährt, fühlt man den Unterschied zwischen schmalbeinigem Gleiten und Hansi Hinterseher-mäßigem, kantigem Carven (Wedeln). Bei der „neuen Skiästhetik" fuchtelt man auf gar keinen Fall mit Stöcken oder verfällt in die Rückenlage mit falscher Skibelastung. Fazit: „Weniger Krafteinsatz und Unfälle bei gleichem Spaßfaktor", grinst der gebürtige Pongauer, der selbst – kaum außer Sichtweite – gerne mal über eine schwarze Piste buckelt. Reines Privatvergnügen natürlich. Der Leistungsgedanke falle, wie im echten Leben, auch auf der Piste immer mehr weg, und es bleibe mehr Zeit, um sich das gigantische Alpenpanorama mal in Ruhe anzuschauen und länger für den Hüttengenuss zu pausieren.
So jung wie lebensklug spricht er da auch Simone Schartner aus dem Herzen, die das Kulinarikprojekt Taste Ski amadé leitet. Es verbindet ausgewählte Genuss-Initiativen mit Skifahren. Mit der Vernetzung von ebenso traditionellen wie originellen Speis- und Trank-Stationen kommt der Genussfaktor „ohne Skier" nicht zu kurz. „Die meisten Hütten- und Berg-Restaurants der Region bleiben ihren Traditionen zwar treu, binden aber neue Regionalprodukt-affine Konzepte an", sagt die Genuss-Ski-Expertin. Die Hüttenwirte stellen neuerdings endlich die regionalen Produkte heimischer Bauern und Produzenten aus den fünf Regionen mehr in den Fokus. Aber dieses Bewusstsein müsse erst mal durchsickern. Da helfe es, mal beim Nachbarn zu linsen, wenn der plötzlich mehr Zulauf habe. Auch der Self-Service werde durch mehr Bedien-Service ersetzt. Ein Jahreshighlight ist der bereits seit 2015 stattfindende „Höchste Bauernmarkt der Alpen". Dort präsentieren Manufakturen und Familienbetriebe vom 16. bis 23. März ihre lokalen Produkte an den 30 über die Region verteilten Ständen. Der allerhöchste steht auf 2.700 Metern auf dem Kreuzkogel in Sportgastein – dem höchsten Punkt der Region.
Datenbrille mit Pistennavi
Zu einem bereits etablierten Gondel-Frühstück, geführten Genusstouren oder Prosecco- und Weinverkostungen der jährlich prämierten Amadé Regio-Rot- und Weißweine kann man jetzt auf neuen Genuss-Ski-Routen die Kulinarik-Highlights ganz individuell abfahren. 22 Ski- und Weingenuss-Hütten – gekennzeichnet mit einer Zertifizierungsplakette – gesellen sich zu 250 Skihütten und Berg-Restaurants. „Am besten schmeckt das Essen doch da, wo es seinen Ursprung hat. Wo im Winter die Skifahrenden über den Schnee carven, wachsen im Sommer die guten Gräser und Kräuter für die Kühe. Aus ihrer Milch entsteht der Käse, aus dem dann auf den Hütten die Kasnocken (Käsespätzle) gemacht werden. Unseren Gästen soll bewusst werden, wie gut, außergewöhnlich oder auch total einfach unsere regionale Küche schmecken kann", schwärmt die Projektleiterin. Nationalgerichte wie der Tafelspitz, eine Kaspressknödelsuppe oder Germknödel und Kaiserschmarrn munden in einer urigen Skihütte genauso wie ein mariniertes Teriyaki-Rindersteak vom Ortsfleischer in der schicken Koberhütte mit asiatischer Fusionsküche.
Und warum nicht auch ein Überraschungsmenü im Sternerestaurant genießen? Der Dreihauben-Koch Vitus Winkler aus St. Veit im Pongau zaubert wahre Tellergemälde mit Zutaten aus Wald und Garten.
Ski amadé ist ein Erfolgskonzept, was wohl auch der 90-prozentigen Beschneibarkeit der Pisten zu verdanken ist. Über 4.000 Schneemaschinen erzeugen rund 15 Millionen Kubikmeter Schnee, indem bei minus zwei Grad Außentemperatur ganze Schmelzwasserseen nach oben gepumpt und wieder verschneit werden. „Als größter Ski-Verbund Österreichs haben wir in der Vergangenheit vor allem von den enormen Investitionen in die Schneesicherheit und von Innovationen im Erlebnis- und Technologiesektor profitiert. Wir gehören längst zu den modernsten Skidestinationen und bauen diesen Vorsprung weiter aus", sagt Christoph Eisinger, Geschäftsführer und Mit-Visionär von Ski amadé, der nach dem Rekordwinter 2018 eine Investition von rund 108 Millionen Euro eingeplant hat. Darunter fallen auch Servicequalität und Aufstiegshilfen, wie Täler verbindende Großraumgondeln und weitere „Couch-Bubbles" – überdachte Sessellifte mit Sitz- und sogar eine mit Rückenheizung.
Wie ein Schneekönig freut sich Eisinger über den Hauch von Science-Fiction, der aus der „leiwandstig", einer ausgeklügelten Mobile-App mit 3D-Effekt, über das Alpenpanorama weht. Der „Ski amadé-Guide" punktet mit hochgenauem Trackingtool, einer Routing-Funktion und fotorealistischem Kartenmaterial. Die neueste digitale Spielwiese ist die Datenbrille mit Pisten- und Genussstations-Navi. Ein Geschenk, das sich die Region zu ihrem im Jahr 2020 anstehenden 20-jährigen Bestehen gemacht hat. Kein Schnee von gestern!