In zwei Wochen startet die Regionalliga Südwest in die Restrunde. Einige Teams haben die Winterpause genutzt, um den Kader noch einmal kräftig durcheinander zu wirbeln. Andere hielten sich dagegen zurück.
Vertrauen in den bisherigen Kader oder noch einmal Aufrüsten? Vor dieser Frage stehen alle Manager und Trainer – egal in welcher Klasse. „Man hat manchmal das Gefühl, was machen zu müssen, weil die Konkurrenz etwas macht. Dabei stellt sich dann doch die Frage, ob es zielführend ist oder ob man dem Kader vertraut", sagt beispielswiese Dirk Lottner, Trainer des 1. FC Saarbrücken.
Der amtierende Meister und derzeitige Tabellenzweite hat mit Benjamin Kessel und Pierre Fassnacht zwei Defensiv-Akteure abgegeben, dafür aber etwas überraschend Offensiv-Mann Ivan Franjic verpflichtet. Hinter dem Mittelfeldspieler waren dabei neben dem portugiesischen Erstligisten GD Chavez auch die Niederländer von Fortuna Sittard her. Außerdem soll Franjic auf dem Zettel mehrerer Drittligisten gestanden haben. „Wenn man die Möglichkeit hat, einen solchen Spieler zu verpflichten, muss man zuschlagen. Wir hatten ihn schon länger im Blick", erklärt Saarbrückens Sportdirektor Marcus Mann. Dass sein Verein in der Defensive nicht auf die Abgänge reagiert hat, sieht er nicht als Nachteil. „Wir wollten nur etwas machen, von dem wir absolut überzeugt sind. Einen Lückenfüller zu holen, hätte nichts gebracht." Tabellenführer Waldhof Mannheim hat mit Rückkehrer Marcel Seegert dagegen einen Großtransfer getätigt. „Das war aber auch nötig, weil unser Kader schon relativ auf Kante genäht war", sagte Trainer Bernhard Trares. Innenverteidiger Seegert wurde mit Waldhof vor drei Jahren Meister, wechselte dann mit Trainer Kenan Kocak zum Zweitligisten Sandhausen, wurde dort aber aufgrund von Verletzungen nicht glücklich. Der Spitzenreiter hielt es ansonsten wie der Verfolger aus Saarbrücken mit Zurückhaltung. Mit Silas Schwarz (TSV Schott Mainz), und Torwart Miro Varvodic (vereinslos) schlossen die Mannheimer lediglich bestehende Kader-Lücken. „Wir haben zwar bis zum Ende der Transferperiode die Augen offengehalten, aber es war nichts Passendes dabei. Wir haben in der Hinrunde gut gearbeitet, es gab keinen Grund, alles über den Haufen zu werfen", erklärte Sportdirektor Jochen Kientz.
Eine erstaunlich große Fluktuation herrschte dagegen beim dritten Aufstiegskandidaten, dem TSV Steinbach Haiger. Shqipon Bektasi (Bahlinger SC), Frederic Löhe (FC Gießen), Tom Zündorf (1. FC Kaan-Marienborn) sowie der im Sommer als Königstransfer erst verpflichtete Benedikt Koep (VfB Stuttgart II) verließen den Club. „Benedikt ist mit großen Erwartungen zum TSV gekommen, wurde aber von verschiedenen Verletzungen immer wieder zurückgeworfen und ist daher nie richtig angekommen. Er hat, auch aus privaten Gründen, um seine Freigabe für einen Wechsel nach Stuttgart gebeten, dem haben wir entsprochen", so TSV-Geschäftsführer Matthias Georg über den Transfer des Stürmers, der bei der U21 des Bundesligisten im Kampf um den Klassenerhalt helfen soll.
Steinbach baut seinen Kader um
Als Nachfolger für Koep präsentierte Steinbach einen bekannten Namen. Marcel Reichwein, immerhin schon 34 Jahre alt, kam vom KFC Uerdingen. Insgesamt absolvierte der 1,90 Meter große Mittelstürmer auf über 250 Partien im deutschen Profifußball. „Ich bin froh, dass der Wechsel geklappt hat und ich die Chance bekomme, noch mal in einem sehr ambitionierten Verein Fußball zu spielen. Die Mannschaft hat mich super aufgenommen, und ich hoffe, einen Teil zum Erfolg beitragen zu können", kommentiert Reichwein seinen Wechsel.
Den Nordhessen gelang wohl auch der spektakulärste Wintertransfer. Christopher Kramer (29) wechselte vom finanziell angeschlagenen Wuppertaler SV zum Tabellendritten der Regionalliga Südwest TSV Steinbach. Der amtierende Torschützenkönig der West-Staffel (20 Tore) führt die Torjäger-Liste aktuell erneut mit zwölf Treffern in 19 Partien an. „Christopher Kramer war unser absoluter Wunschspieler für die Offensive, und daher sind wir froh, dass er sich für einen Wechsel zum TSV entschieden hat. Er wird uns sofort verstärken und soll mit seiner Torgefährlichkeit in der Rückrunde ein Schlüsselspieler für uns werden", so Geschäftsführer Matthias Georg.
Bei der Konkurrenz hat man die Aktivitäten in Steinbach aufmerksam verfolgt. „Gute, interessante Spieler" habe der TSV verpflichtet, „aber es ist keine Sache, die wir zu kommentieren haben", sagte FCS-Trainer Dirk Lottner.
Die beiden anderen Saar-Vereine waren wie der FCS nur einmal auf dem Transfermarkt tätig, wobei dem FC Homburg mit der Verpflichtung des Offenbacher Kreativ-Spielers Ihab Darwiche ein echter Coup gelang. „Er ist ein kompletter Spieler, der vielseitig einsetzbar ist", sagt FCH-Cheftrainer Jürgen Luginger. Neben der Position im rechten Mittelfeld kann Darwiche auch links oder als hängende Spitze eingesetzt werden.
In seinen 62 Einsätzen für die Offenbacher Kickers in der Regionalliga Südwest erzielte der 25-Jährige in den letzten beiden Spielzeiten zwölf Treffer
und bereitete 16 Tore vor. Die SV Elversberg nahm kurzfristig noch Zentrumsspieler Dennis Rosin vom Drittligisten SF Lotte unter Vertrag. „Dennis ist ein junger, hungriger Spieler. Wir wissen um das Potenzial, das in ihm steckt", sagte SVE-Sportdirektor Ole Book. Abwehrspieler Moritz Koch läuft wegen seines Architektur-Studiums hingegen künftig für die SVE in der Saarlandliga auf, wo sich auch Sommer-Transfer Muhamed Alawie öfter zeigen könnte, für den Neu-Trainer Horst Steffen „oben" keine Verwendung mehr hat.
VfB Stuttgart verstärkt seinen Nachwuchs
Auffällig während der diesjährigen Transferperiode ist die Zurückhaltung der Abstiegskandidaten auf dem Transfermarkt.
So verzichtete der FK Pirmasens auf jeglichen Neuzugang, und Hessen Dreieich beschränkte sich auf einen Transfer. Die Hessen hatten allerdings während der Hinrunde noch kräftig nachgelegt. „Es kommt darauf an, die vorhandenen Ressourcen sinnvoll einzusetzen", erklärt Dreieich-Coach Rudi Bommer.
Einige interessante neue Namen gibt es aber doch noch. Der VfB Stuttgart nahm neben Koep auch Cottbus-Kapitän Marc Stein unter Vertrag und will so den Abstieg doch noch verhindern, und die Mainzer Reserve präsentierte mit Dominic Peitz (34) vom Zweitligisten Holstein Kiel auch noch einen gestandenen Spieler.