In der vergangenen Woche fühlten sich alle als Sieger. Die von der Oberbürgermeisterin Charlotte Britz geführte SPD-Verwaltung präsentierte sich als Motor des Weiterbaus des Ludwigsparkstadions. CDU-Innenminister Klaus Boullion nahm für sich in Anspruch, durch beherztes Eingreifen das Projekt doch noch in die richtige Richtung gelenkt zu haben. Und selbst der Saarbrücker OB-Kandidat der CDU, Uwe Conradt, in sozialen Netzwerken aufgrund seiner temporären Blockadehaltung bereits als „Baustopp-Uwe" tituliert, reklamierte, erst durch seinen Einspruch seien die nötigen Fakten auf den Tisch gekommen. Außer Frage steht, dass es wichtig und richtig ist, dass sich Stadt und Land auf einen Weiterbau des „Parks" geeinigt haben. Außer Frage steht auch, dass alle Beteiligten das Projekt schlecht kommuniziert haben. Der Neubau des Stadions war eine Notwendigkeit, kein Anflug von Größenwahn. Der alte „Park" war marode, die Haupttribüne asbestverseucht, das Dach in die Jahre gekommen. Zudem war es eine Frage der Zeit, bis die Stehplätze baufällig geworden wären. Kommunen sind dafür verantwortlich, dass ihre Immobilien in einem betriebsfähigen Zustand sind. Die Übertragung des Stadions an den 1. FC Saarbrücken, den damaligen Hauptmieter, hatte die Stadt abgelehnt. Das ist ihr gutes Recht. Das zentrale Problem ist aber, dass in Zeiten des „Online-Prangers" jedes Bauprojekt im Vorfeld zerredet wird. Daher neigen Politiker dazu, Kosten kleinzurechnen, um das Wutbürgertum in Schach zu halten.
Dabei handelt es sich bei denen mehrheitlich um Leute, die bereits der Bau einer Hundehütte überfordern würde. Die Lehre muss sein: Von Beginn an die Kosten realistisch kalkulieren und darauf hinweisen, dass auch die Konjunktur eine Rolle spielt. Für den Bau-Boom, der in ganz Europa die Preise hochtreibt, kann kein Stadt-Planer etwas. Die sind aber verpflichtet, der Öffentlichkeit reinen Wein einzuschenken. Dann gibt es auch irgendwann ein Ende ohne Schrecken.