Würstchen und Schwenker grillen hat eigentlich jeder Saarländer in seiner DNA. Doch auf dem Grill lässt sich mehr zaubern, viel mehr. Was alles geht, können Interessierte in Kursen der „Grillakademie Saar" in Saarlouis lernen. Ein Besuch vor Ort.
Ein Freitagabend im Februar in Saarlouis. 20 gestandene Männer – erstaunlicherweise keine Frauen – haben sich für den Grillkurs „Steak de Luxe" angemeldet. Die Leitung der Grillkurse liegt in den Händen von Werner Bomblé, einst Chefkoch in einigen Häusern, darunter auch dem „Linslerhof" im schönen Saargau. Ich kenne ihn bereits einige Jahre und habe auch schon häufiger bei ihm gegessen. Bomblé macht den Job in der Grill-Akademie mittlerweile hauptberuflich.
Die Angebote der Grill-Akademie sind für Anfänger wie auch für Kenner gleichermaßen interessant. Sie umfassen vom Grundlagenkurs und speziellen Angeboten wie etwa „Ab in den Süden", „Räuchern, schmoren, grillen" bis zum heutigen Kurs „Steak de Luxe" alle erdenklichen Varianten. Allein in diesem Jahr werden insgesamt 143 Kurse angeboten. Dazu kommen noch jede Menge Firmenveranstaltungen – etwa Weihnachtsfeiern mit gruppendynamischem Akzent.
Ein solcher Grillkurs ist auch immer ein Feld zum Experimentieren. Unter Anleitung eines geschulten Grillmeisters wird getüftelt, probiert, genossen – und vor allem viel gegrillt. Auf dem Programm stehen heute Salat mit selbstgemachter Sauce aus Sweet Chili- und Sojasauce mit Pinienkernen. Dazu gibt es Thunfisch. Danach stehen Steakvariationen auf dem Programm: irische Tomahawk-Steaks, ein Iberico-Schweinenacken sowie ein Dry Aged Roastbeef. Dazu gibt es Champignons mit Bergkäse und anschließend ein Prime Rip, letztlich ist das ein Entrecôte am Stück, und dazu Süßkartoffeln und Schmorgurkengemüse. Ein Blueberry-Cheesecake zum Dessert rundet das Ganze ab und wird natürlich – wie alles andere auch – auf dem Grill zubereitet. Für Getränke sorgt jeder selbst. In den beiden großen Kühlschränken ist alles vorrätig. Bomblé und sein Team sind gerne behilflich.
Cheesecake zum Dessert
Doch vor jedem kulinarischen Genuss steht zunächst einmal die Arbeit. Die 20 Herren der Schöpfung säubern zunächst das Gemüse, putzen und schneiden Pilze. Die Stiele der Champignons werden abgebrochen, klein geschnitten, mit Crème Fraîche und Bergkäse vermischt, und anschließend werden die Champignons damit gefüllt. Anschließend werden für den Salat Tomaten, Paprika, Gurken und noch viel anderes Grünzeug geputzt und geschnitten.
Während die Gruppe konzentriert arbeitet, komme ich mit Gabriel Frisch ins Gespräch. Beim Hausherrn Aqua-Saar ist er zuständig fürs Marketing. Wie die Grillakademie entstand, will ich von ihm wissen. „Die Grundidee kam uns, weil wir Weber-Grills verkaufen", erzählt er. „Mit jedem verkauften Grill gab es auch immer wieder die gleichen Fragen, was man mit solch einem hochwertigen Grill alles machen könne. Unser Chef nahm die Anregungen auf, und so gründeten wir vor fünf Jahren die Grillakademie." Diese läuft inzwischen so erfolgreich, dass mittlerweile auch ein Catering dazugehört.
Die Jungs sind derweil alle gut gelaunt und scherzen beim Schnippeln. Gearbeitet wird dabei aber dennoch sehr konzentriert. Die verschiedenen Grills,
die heute benutzt werden, stehen logischerweise alle im Freien – draußen im Schneetreiben. Doch das kann ihren Tatendrang und ihre Neugier nicht bremsen. Werner Bomblé erklärt, dass er für den Fisch einen andern Grill benutzen wird als etwa für das riesige Entrecôte, das zweieinhalb Stunden bei seitlicher Hitze gegrillt werden wird. Es ist spannend zu sehen, was auf den unterschiedlichen Grills alles möglich ist. In anderen Kursen wird beispielsweise gezeigt, wie sich auf dem Grill eine Pizza backen lässt.
Alle in der Runde sprechen sich mit Vornamen an. Ich stehe neben Klaus. Ich frage ihn, warum ihn als Saarländer ein Grillkurs interessiere, denn eigentlich haben doch Saarländer das Grillen im Blut. Klaus lacht: „Ich muss Dich enttäuschen, ich bin Pfälzer. Aber wir grillen ja auch gerne. Wir sind ein Volk von Grillern, Dichtern und Schwenkern! Ich grille zuhause nur auf dem Holzgrill. Heute will ich mich über andere Grills informieren, vor allem Gasgrills. Ich bin sozusagen auf Weiterbildung. Und ich muss sagen, es überrascht mich schon, was hier alles gegrillt wird."
Temperatur per App kontrolliert
In der Tat ist es schon beeindruckend, was Meister Bomblé über Warenkunde erzählt. Auch ich lerne noch jede Menge dazu. Etwa, dass im konkreten Fall die Fleischtemperatur nicht mit einem Thermometer im Inneren gemessen wird, sondern über eine App. Diese App ist auf einem großen Bildschirm zu sehen, sodass alle die Fleischtemperatur jederzeit überprüfen können.
Das ganze Jahr über laufen neben den Grundlagenkursen natürlich auch Kurse passend zu den Jahreszeiten. Von Spargel und Erdbeeren im Frühjahr bis zur gefüllten Gans im November oder zur Weihnachtszeit. Gearbeitet wird immer im Team, und manchmal muss es auch schnell gehen. Bei der Vorbereitung des Thunfischs wird dieser in mundgerechte Portionen geschnitten. Zwei Teilnehmer legen die Stücke auf den Grill, einer dreht sie. Das muss ratzfatz gehen, denn der Thunfisch darf von jeder Seite nur kurz angebraten werden, sonst wird er schnell trocken und ungenießbar. Die Jungs arbeiten perfekt zusammen.
Fisch ist ein Klassiker, den ohnehin jeder schon mal ausprobiert hat. Werner Bomblé erklärt aber auch, wie man etwa Obst grillt oder ein Hähnchen am Drehspieß. Die Teilnehmer erfahren Wissenswertes über exklusive Fleischsorten wie beispielsweise das sündhaft teure Koberind, und wie das Fleisch saftig bleibt oder noch zarter und saftiger wird. Wäre ja auch eine Schande, wenn solch teure Produkte auf dem Grill verbrutzeln würden. Zudem gibt es Tipps und Kniffe zu vegetarischen Varianten und natürlich zu Fisch in allen Variationen.
Klar, dass an diesem Abend nicht nur gegrillt, sondern auch vorzüglich gespeist wird. Und mal ehrlich: Was kann besser schmecken als etwas, das man selbst zubereitet hat? Dabei wurde gefachsimpelt, was das Zeug hält, über die Vorzüge dieses und jenes Grills diskutiert und genossen – einschließlich des auf dem Grill zubereiteten Desserts.
Wer wissen möchte, wie vor allem letzteres funktioniert, sollte vielleicht selbst einmal einen Kurs der Grillakademie Saar in Saarlouis besuchen. Ich fand, es war ein rundum gelungener Abend.