Rechtsextreme stören durch laute Zwischenrufe eine Live-Radiosendung aus dem Berliner Maxim-Gorki-Theater. Auf dem Vorplatz des Deutschen Theaters erscheint vor der Vorstellung eine Gruppe Rechtsextremer, entrollt ein Transparent, wirft Flugblätter in die Luft und skandiert Parolen. „Identitäre" (eine völkisch orientierte Gruppe) unterbricht eine Theatervorstellung massiv durch Geschrei, lautes Rufen, in die Höhe gereckte Plakate. Einer filmt das Ganze mit der Handykamera, und keine zehn Minuten später posten es die Rechtsextremisten in den sozialen Netzen.
Einzelfälle sind das offenbar nicht mehr. Ulrich Khuon, Intendant des Deutschen Theaters und Vorsitzender des Deutschen Bühnenvereins, sieht mittlerweile die „Kunstfreiheit infrage gestellt". Der Kulturkampf von Rechts stehe nicht bevor, er sei bereits in vollem Gang. Bianca Klose von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus (MBR) betont: „Die Zunahme rechter Anfeindungen des Kunst- und Kulturbetriebs steht beispielhaft für einen gesellschaftlichen Rechtsruck, dem Demokraten entschieden begegnen müssen." Und Klaus Lederer, Berliner Kultursenator sieht die Politik gefragt, dem Kulturkampf von Rechts etwas entgegenzusetzen. Anlass war die Vorstellung einer neuen Handreichung der MBR („Alles nur Theater?"). Oft genug stellen Rechtsextreme Anträge auf Streichung von Geldern für missliebige staatliche finanzierte Kultureinrichtungen oder machen Stimmung über parlamentarische Anfragen. Wie in Sachsen-Anhalt, wo die AfD forderte, deutsche Theaterstücke „volksnah" zu inszenieren. Auch wenn Rechtsextremisten „Neutralität" forderten, diene dies nur dazu, sich selbst als Opfer zu inszenieren.
Zu den Handlungsempfehlungen gehört, sich öffentlich zu positionieren und damit Flagge zu zeigen, sich auf die störungsfreie Durchführung von Veranstaltungen vorzubereiten und gegebenenfalls per Hausrecht Bild- wie Tonaufnahmen zu untersagen. Das Wichtigste aber sei, sich nicht einschüchtern zu lassen und sich über das eigene Selbstverständnis grundsätzlich zu verständigen.