Die Musikerin Franziska Hölscher ist von „Musik und Theater Saar"-Chef Joachim Arnold zur neuen Leiterin der Kammermusiktage Mettlach ernannt worden. Eine Vorschau auf ausgewählte Programmpunkte.
Die Geige hat sie dabei. Obwohl sie kein Konzert spielen wird. Franziska Hölscher ist Berufsmusikerin und Festivalleiterin. An diesem Tag ist sie als frisch gebackene neue Leiterin der Kammermusiktage Mettlach unterwegs im Saarland, um Kooperationen zu schmieden und mit Medienvertretern zu sprechen. Joachim Arnold, Chef von Musik und Theater Saar, hat ihr diese Aufgabe übertragen – seit 1986 betreut der Gründer selbst die renommierte Musikreihe. Er hat sie zu dem gemacht was sie ist, nämlich zu einer feinen Adresse für Freunde der klassischen Musik, an traditionsreichem Standort, dem Refektorium der Alten Abtei.
Franziska Hölscher nahm an mehreren Kammerkonzerten in Mettlach als Musikerin teil und beschreibt, dass sie den Ort als „einen besonderen, mit eigenem Reiz und speziellem Flair" erlebt habe. Der Kontakt zu Joachim Arnold blieb in Folge bestehen. Er nahm wahr, dass die Musikerin seit 2014 zusammen mit Severin von Eckardstein die Kammermusikreihe „Klangbrücken" im Konzerthaus Berlin leitet und bot ihr schließlich an, innerhalb der Kammermusiktage Mettlach eine eigene Reihe „Franziska Hölscher und Freunde" zu konzipieren. Aus den Dialogen entspann sich mehr. Sodass Franziska Hölscher nun nicht nur die besagte Reihe, nämlich ein Kammermusikfest vom 9. August bis zum 11. August, innerhalb der Kammermusiktage Mettlach, sondern die gesamte Programmgestaltung angeboten bekam. „Damit ich frischen Wind und neue Ideen einbringe", bekennt sie fröhlich.
„Franziska Hölscher und Freunde" bringt am 10. August eine Veranstaltung in den Zeltpalast, die Hölscher im Repertoire führt, also einige Male bereits aufgeführt hat, aber durchaus neu und ungewohnt daherkommt. „Der Karneval der Tiere" mit Katja Riemann, Musik von Camille Saint-Saëns und Texten von Roger Willemsen – ganz und gar keine Vorstellung, die für Kinder geeignet ist. Auch wenn der Termin, Samstagnachmittag, 16 Uhr, den Anschein einer Familienvorstellung erwecken mag. Neu ist auch, dass erstmals eine Kooperation mit der Musikhochschule Saar zustandekommt. Fünf Studierende werden dabei sein, wenn „Der Karneval der Tiere" im Saarland einstudiert wird.
Kooperation mit der Musikhochschule
Für die Reihe „Franziska Hölscher und Freunde" packt die Musikerin die Geige dann auch aus. Am 9. August spielt sie in einer Soiree Schubert, Mendelssohn und Rameau. Jean-Philippe Rameau ist ein Komponist der Barockzeit. Franz Schubert und Felix Mendelssohn Bartholdy zählen zu den Romantikern. Einen Augenblick mag man stutzen, vielleicht erstaunt „Nanu!" rufen und sogleich in Erfahrung bringen: Welchen Komponisten oder welche Musikepoche Hölscher besonders schätzt. Derzeit beschäftige sie sich mit Alter Musik, mit Barockmusik, da sie ein Postgraduierten-Studium in Salzburg am Mozarteum aufgenommen hat. Lebhaft wird sie, wenn sie sagt: „Es ist für mich unheimlich wichtig, Bezüge und Korrespondenzen zwischen den verschiedenen Epochen zu schaffen. Etwa die Moderne aus dem Blickwinkel der Alten Musik zu beleuchten. Das sind spannende Gegenüberstellungen." Eine kleine Pause. dann setzt sie nach: „Ohne die Romantik und die Klassik könnte ich aber auch nicht leben."
Zwar will sie diese Linie nicht als Programmatik der Spielplangestaltung für die Kammermusiktage Mettlach benennen, aber es zeigt sich schnell genau dieser Aspekt erneut. „Baroques Blues" bringt durch das „Grenzgänger"-Duo Runge & Ammon Werke von Bach, Händel, Gershwin, Kapustin und Piazolla zusammen. Franziska Hölscher erläutert erneut, dass sie „Barock in Bezug oder Kontrast zu anderen Stücken aus Klassik bis Gegenwart" interessiert.
Grenzgänge der Musikgenres
Neu ist das Format „Seitenwechsel". Der Klarinettist Clemens Trautmann, Präsident der Deutschen Grammophon, wird zum Gesprächskonzert erwartet. Dabei berichtet er über sich und seinen künstlerischen Werdegang und zwar eine Stunde vor dem „Baroques Blues"-Konzert, am Samstag, 10. August, um 18 Uhr. Das erste „Grenzgänger"-Konzert findet vorher am Freitag, 12. Juli, statt. Die Echopreisträger „Spark" spielen: Mozart, Porter, Ravel und ABBA – an einem Abend.
Als Berlinerin, die ins Saarland kommt, würde sie besonders die Nähe zu Frankreich und Luxemburg inspirieren, eröffnet die Musikerin, daher habe sie ein neues Format erdacht, um die Landschaft zu erkunden: Musik im Weinberg, Musik auf Weingütern mit geführten Wanderungen – zwei Veranstaltungen dieser Art sind geplant.
Viele neue Künstler und Gesichter werden in dieser kommenden Saison zu entdecken sein, aber gesetzt bleiben die Matineen mit dem Rivinius Klavierquartett, am Sonntag, 7. Juli, und Bernd Glemser, am Sonntag 14. Juli. Franziska Hölscher weiß: „Beide gehören zur DNA der Kammermusiktage Mettlach."
Dass Ort und Musik in Resonanz stehen, steht für die Festivalmanagerin unzweifelhaft fest. Daher denke sie intensiv darüber nach, wo sie was platzieren könne: „Gerade die Programme, die über das klassisch-traditionelle Format hinausgehen, habe ich in den Zeltpalast gelegt, auch um zu zeigen, dass sie ein breiteres Publikum ansprechen könnten. Es ist mir sehr wichtig, auch ein junges Publikum anzusprechen - ich habe die Hoffnung, dass möglicherweise durch den Ort Barrieren fallen."
Unzweifelhaft kennt sich Hölscher in der Musikliteratur aus. Gefragt, ob sich im Konzertprogramm dennoch ein Stück befinde, dessen Aufführung sie mit Spannung entgegensehe, antwortet sie: „Im Grunde kenne ich den größten Teil der Werke gut, sehe aber jeder Aufführung mit Spannung entgegen, weil die Interpretationen der Künstler Innovation mit sich bringen werden."
Und welche drei Begriffe beschreiben die neue Saison der Kammermusiktage Mettlach 2019 auf das Trefflichste? Hölscher: „Neuland, wegen der neuen Konzertformate und Spielstätten. Individualität, wegen der aufregenden Musikerpersönlichkeiten. Wagnis, wegen der Neuerungen, die es anzunehmen gilt."