Zur jüdisch-christlichen Woche der Brüderlichkeit hat der saarländische Klezmer-Musiker Helmut Eisel ein interkulturelles Musikprojekt initiiert. „Meet Klezmer!" bringt vom 10. bis zum 17. März rund 100 Jugendliche von vier Schulen mit zwei jüdischen Musikern aus Israel zusammen.
Mit Musik Menschen zusammenzubringen, Grenzen überwinden und gemeinsam Gutes tun: das motiviert den bekanntesten saarländischen Klezmer-Musiker Helmut Eisel immer wieder, ist sozusagen das Ziel seines musikalischen Wirkens. Dazu zählen für ihn vor allem gemeinsame Konzerte mit Jugendlichen und professionellen Musikern – Konzerte, die er in aller Welt auf die Beine stellt.
Sein neuestes Begegnungsprojekt heißt „Meet Klezmer!" und verfolgt genau diese Intention. Die Akteure werden in der Synagoge Saarbrücken zum gemeinsamen Musizieren und interkulturellen Austausch jeweils schulweise zusammenkommen, anschließend werden sie ein Konzert an ihren Schulen geben und sonntags zum Abschlusskonzert in der Synagoge gemeinsam auf der Bühne stehen.
Eine wahre Herkulesaufgabe, der sich der 63-jährige Berufsmusiker verschrieben hat. Denn einfach war es nicht, alle Akteure unter einen Hut zu bringen: „Ich musste interessierte Schulen und Lehrer finden, die bereits im Vorfeld ihre Schüler auf den musikalischen Workshop einstimmen, drei Musikstücke mit ihnen erarbeiten und bereit sind, an allen Aktivitäten rund um die Begegnungswoche teilzunehmen."
Die Rückmeldungen der angeschriebenen Schulen blieben anfänglich aus. Doch Helmut Eisel blieb beharrlich und warb überzeugend für seine Idee, Jugendliche durch Musik gegen Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit anzurühren. Zu guter Letzt meldeten sich dann doch mehr interessierte Schulen als er in der einen Woche betreuen kann. „Nun bin ich guten Mutes, dass wir das Projekt nächstes Jahr mit weiteren Schulen fortführen können."
Eine wahre Herkulesaufgabe
Entstanden ist das Projekt „Meet Klezmer!" aus einer musikalischen Begegnung im vergangenen Jahr. „Damals habe ich mit einer Musikklasse des Saarbrücker Gymnasiums am Schloss, dem Klezmer-Musiker Hanan Bar-Sela aus Jerusalem und dem Kantor der Synagogengemeinde Saar Benjamin Chait zusammen musiziert", erinnert sich Helmut Eisel. „Dieses gemeinsame Schaffen hat die Schüler derart inspiriert, ihnen neue Horizonte eröffnet, ihre Augen geweitet, dass wir uns gesagt haben: das ist eine so wunderbare Erfahrung, die möchten wir mit anderen Schulen teilen. Gerade in Zeiten von wachsendem Antisemitismus in Deutschland und rassistischen Übergriffen auf hier lebende Juden wollen wir mit Jugendlichen in den Dialog treten, schwelende Vorurteile beseitigen, sie emotional berühren und ihnen zeigen, dass das Miteinander der Kulturen und Religionen einen höheren Stellenwert hat, als Hass und Hetze."
Gewinnen konnte Helmut Eisel für sein neues Projekt die Flötistin Emuna Stein und den Pianisten Orian Shukrun, beide junge Musiker aus Israel und bestens bekannt in der dortigen Klezmer-Szene. „Beide Künstler werden jeweils einen Vormittag mit den Schülerinnen und Schülern in Workshops gemeinsam musizieren, zu Klezmer-Melodien improvisieren und am Ende ein gemeinsames Konzert erarbeiten. Die beiden israelischen Musiker sprechen gut Englisch, die Kommunikation wird schon klappen ist sich Helmut Eisel sicher. „Benjamin Chait wird außerdem die Jugendlichen durch die Synagoge führen und ihnen viel über das Judentum berichten. Er kann faszinierende Geschichten erzählen, mit seiner fröhlichen Art schafft er schnell Nähe, kann Jugendliche direkt anrühren. Gemeinsames Essen mit koscheren Leckereien steht auch auf der Tagesordnung. Am Nachmittag werden die Schüler in ihren Schulen jeweils ein Konzert geben. Abgerundet werden die Schülerkonzerte natürlich durch Einlagen der Solisten und Diskussionen mit den Besuchern. Freitags sind Menschen aller Glaubensrichtungen zum Schabbat-Gottesdienst in der Synagoge Saarbrücken eingeladen. Und am Sonntag, 17. März, präsentieren alle beteiligten Schüler und Solisten im Rahmen eines feierlichen Abschlusskonzerts in der Synagoge, was sie die Woche über zusammen erarbeitet haben."
„Schönheit in der Vielfalt"
Was erhofft sich Helmut Eisel von seinem Projekt „Meet Klezmer!"? „Ein Gefühl von Gemeinschaft und Schönheit in der Vielfalt. Jeder einzelne kann dazu beitragen, dass unsere Gesellschaft harmonisch ‚zusammenklingt‘. Dieses Gefühl sollen die Schüler und auch die Besucher unserer Konzerte empfinden. Jeder einzelne Musiker in einem Orchester kann sich mit seinem eigenen Talent einbringen, darf auch mal ‚ein Solo‘ spielen. Wir wollen keinen Einheitsbrei. Aber um ein gemeinsames Konzert auf die Bühnen zu bringen, muss sich jeder an Vorgaben und an Regeln halten, jeder einzelne ist wichtig und trägt zum Gelingen des großen Ganzen bei. Wenn jeder das beherzigt, wird keiner ausgegrenzt, wird keiner herabgewürdigt. Dann ist kein Platz mehr für Verbitterung. Dann siegen die Harmonie, das Verständnis und die gegenseitige Wertschätzung."