Den „Freiburg-Fluch" konnte die Mannschaft von Hertha BSC nicht ablegen – darum sollte sie nun ihre gute Statistik gegen die „Top 4" fortsetzen.
Mit der Bilanz von einem Treffer und einem Eigentor war Niklas Stark in der vorangegangenen Woche gegen Mainz 05 noch so etwas wie der „Matchwinner" gewesen – paradoxerweise hatte der Verteidiger durch den von ihm verursachten Rückstand quasi die Handbremse im Team von Hertha BSC gelöst und später höchstpersönlich für das 2:1-Siegtor gesorgt. Vergangenen Samstag brachte dann Vedad Ibisevic in der Partie beim SC Freiburg ebenfalls das Kunststück fertig, in beide Tore zu treffen und wurde zum Gesicht der 2:1-Niederlage im Breisgau. So kurios kann es im Fußball bisweilen zugehen – und, wie mancher leidgeprüfte Hertha-Fan behaupten würde, vor allem bei der „Alten Dame". Vor allem anderen wollte Pal Dardai in Freiburg aber nicht wieder so eine schwache erste Halbzeit erleben wie im Spiel gegen Mainz. Doch das Bild sollte dann sehr dem der Vorwoche ähneln: Die Hausherren hatten zunächst die bessere Zweikampfquote und ließen die Berliner nicht richtig ins Spiel kommen. Als SC-Torwart Alexander Schwolow dann bei einem Kopfball von Stark nach 25 Minuten – der ersten Hertha-Chance in der Partie – zur Stelle war und wenig später das 1:0 für Freiburg fiel, hatten die Hausherren das Geschehen erstmals zu ihren Gunsten gewendet. Auch die Hoffnung von Pal Dardai, gegen einen Widersacher auf Augenhöhe mal nicht in Rückstand zu geraten, wurde von seinem Team ein weiteres Mal enttäuscht. Sträflich die Lethargie in der Defensive vor dem Gegentor: Maximilian Mittelstädt hinderte Grifo nur halbherzig an dessen Flanke, im Zentrum hatte sich Petersen dazu im Rücken von Jordan Torunarigha davongestohlen und köpfte frei zum 1:0 für den SC Freiburg ein.
Arne Maier erstmals nicht in der Startelf
Im Verlauf der Woche vor dem Spiel hatte sich das Lazarett dabei zunächst wie erhofft etwas gelichtet: Per Skjelbred (nach Infekt), Peter Pekarik (Wadenblessur) und Marvin Plattenhardt (Adduktorenverletzung) kehrten zu den Trainingseinheiten des Teams zurück. Ja, sogar bei Davie Selke ließ Pal Dardai bis zuletzt noch die Tür offen – der Angreifer musste zuvor gegen Mainz mit einer Muskelverletzung an der Hüfte ausgewechselt werden. Am Ende konnte der 24-Jährige jedoch nicht mitwirken. Etwas überraschend gab Pal Dardai dazu schon im Vorfeld Vedad Ibisevic eine Startelfgarantie – hatte der Bosnier zuvor doch dreimal über 90 Minuten nur die Bank gedrückt und kam gegen Mainz erst in der Schlussphase zu einem „Joker-Einsatz". Doch bei der Pressekonferenz vor dem Spiel ließ der Hertha-Trainer durchblicken, im Breisgau auf ein 4-4-2-System zu setzen. Die Doppelspitze bildete dabei neben Ibisevic (34) mit Salomon Kalou (33) ein weiterer Routinier. Unverhofft traf die Verantwortlichen allerdings der Ausfall von Valentino Lazaro: Der österreichische Nationalspieler klagte nach dem Freitagstraining über Schmerzen im Knie und bekam von der medizinischen Abteilung Sportverbot erteilt. So entschied sich Pal Dardai kurzfristig dann doch für das 3-5-2-System, schließlich hatte er mit dem nach seiner Sperre zurückgekehrten Karim Rekik neben Stark und Torunarigha wieder die von ihm favorisierten Spieler für die Dreierkette zusammen. In der Konsequenz wartete der Ungar dazu mit einer weiteren Überraschung auf: Fabian Lustenberger rückte aus der Abwehr (wie gegen Mainz) nicht auf die Bank, sondern auf die Position von Arne Maier im defensiven Mittelfeld. Der 20-Jährige aus Herthas Talentschuppen stand somit erstmals in dieser Spielzeit nicht in der Startelf. Zur Pause aber korrigierte Dardai diese Entscheidung und brachte den Youngster für den Schweizer ins Spiel, der nicht unbedingt seinen besten Tag erwischt hatte.
Erst nach dem Seitenwechsel erspielte sich Hertha BSC ein Übergewicht und machte Druck – bis zum Ausgleich von Ibisevic sollte aber eine halbe Stunde vergehen. Mit einem glänzenden Spielzug war das Freiburger Bollwerk geknackt, und der Bosnier traf per Direktabnahme nach Flanke von Torunarigha. Jetzt schien vieles möglich, auch ein später Sieg der Berliner – und am wenigsten vielleicht das, was dann aber geschah. Bei einem Eckstoß des Sport-Clubs drängten sich die Spieler im Strafraum von Hertha BSC, und ausgerechnet Ibisevic verlängerte den Ball ins eigene Tor. Es sollte die finale Wendung des Spiels sein – am Ende standen die Berliner mit leeren Händen da. Unglücklich aufgrund der zweiten Halbzeit, aber eben auch wegen der schwachen ersten 45 Minuten und des unnötigen Rückstands einmal mehr selbst eingebrockt. Konnte die Negativserie gegen Mainz beendet werden, so bleibt Herthas „Freiburg-Fluch" also weiter bestehen. Zum Glück, möchte man beinahe sagen, bekommen es die Hauptstädter da nun mit dem Spitzenteam von Borussia Dortmund zu tun. Schließlich holte man aus den bislang sechs Duellen gegen die „Top 4" (Bayern, BVB, Leipzig, Gladbach) diese Saison sehr ordentliche zehn Punkte.
Hertha zuletzt gegen den BVB zu Hause viermal ungeschlagen
Dass es bei den Dortmundern in den letzten Wochen nicht rundläuft, ist hinlänglich bekannt. Vor dem Heimspiel gegen den VfB Stuttgart vergangenen Samstag hatten die Männer von Trainer Lucien Favre in fünf Bundesligaspielen lediglich einen Sieg einfahren können und verspielten mit der Ausbeute von sechs Punkten in diesem kurzen Zeitraum ihren komfortabel erscheinenden Vorsprung auf den FC Bayern München an der Tabellenspitze. Die Leichtigkeit der Hinrunde – das war auch beim 3:1-Sieg gegen den VfB zu erkennen – ist dem BVB-Team mittlerweile zweifelsohne abhandengekommen. Im Hinspiel in Dortmund beendeten Dardais Schützlinge noch eine BVB-Serie von sechs Pflichtspielsiegen in Folge. Bei dem 2:2 hatten die Blau-Weißen nicht nur das nötige Spielglück, sondern auch einen herausragenden Salomon Kalou in ihren Reihen. Zweimal gelang dem Ivorer der Ausgleichstreffer, zunächst vor der Pause nach einem Konter, dann per verwandeltem Foulelfmeter in der Nachspielzeit. Überhaupt scheinen Kalou die Schwarz-Gelben zu liegen: Seit seinem Wechsel an die Spree im Jahr 2014 zeichnete er mit vier Treffern für die Hälfte aller Torerfolge gegen Dortmund verantwortlich. So haben die Westfalen vor allem bei Gastspielen im Olympiastadion ihren Schrecken eingebüßt: Viermal blieb Hertha BSC zuletzt auf eigenem Platz gegen den BVB ungeschlagen. Trotz all dieser vermeintlich positiven Vorzeichen aber können die Fans der Blau-Weißen am Sonnabend (18.30 Uhr) auf einen erneuten Rückstand durch ein Eigentor dennoch sicher gut verzichten.