Mit nur einem Mausklick in den Urlaub – so einfach ist das nicht. Bei Flug- und Reiseportalen gibt es für Urlauber vieles zu beachten und zu recherchieren.
Schnell mal ins Internet und mit wenigen Klicks eine Reise gebucht – so einfach ist es leider nur in einer Wunschvorstellung. In Deutschland buhlen Dutzende Reiseportale und Metasuchmaschinen um die Aufmerksamkeit der Urlaubswilligen, eine ungeheure Vielfalt an Angeboten bedient einen milliardenschweren Markt. Nach Angaben des Verbandes Internet Reisevertrieb (VIR) gaben die Deutschen für Reisen mit mindestens einer Übernachtung im Jahr 2017 36,5 Milliarden Euro aus – und das nur über Online-Buchungen. 123,6 Millionen vorab gebuchte Reisen ab einer Übernachtung teilen sich auf in 56,4 Prozent, bei denen ausschließlich über digitale Kanäle gebucht wurde, 38,9 Prozent, bei denen ausschließlich analog gebucht wurde und 4,7 Prozent, bei denen digitale und analoge Kanäle zur Buchung genutzt wurden, so der VIR. Dabei sind nicht alle großen Portalmarken in diesem Verband vertreten, die absoluten Zahlen sind also durchaus höher. Flüge, Hotels, Mietwagen, Kreuzfahrten, Pauschalreisen, individuelle Trips – für alle Urlaubsarten existieren mittlerweile Internetportale. Klar, dass die Überschaubarkeit mittlerweile zu wünschen übrig lässt. Das liegt aber nicht nur an der Fülle der Anbieter, sondern auch an der Technik. Auf was müssen Urlauber nun besonders achten, wenn sie online buchen wollen? Torsten Kirstges ist Professor an der Jadehochschule Wilhelmshaven für den Bereich Management der Reiseveranstalter und Reisemittler sowie nachhaltigen Tourismus. Er bucht vor allem Flüge für Geschäfts- und Urlaubsreisen über die gängigen Portale. „Ich empfehle, zuerst eine Metasuchmaschine nach den Strecken zu durchsuchen und dann auf den Seiten der Airlines die Preise zu vergleichen. Manchmal sind die Flüge dort günstiger als auf den Portalen", erklärt er. Das liege daran, dass die Fluglinien mittlerweile die Konditionen auf Seiten der Portale verteuern. Das soll Urlauber direkt auf die Seiten der Fluglinien locken, um Provisionen, die diese an Portale für das Vermitteln von Fluggästen zahlen, zu sparen.
Außerdem sollen die Kunden an die Fluglinie und nicht das Portal gebunden werden und über Zusatzverkäufe wie Mietwagen, das Hotel oder Versicherungen zusätzliches Geld bei der Fluglinie lassen – Internetvermittler und Fluglinien werden also auf dieser Ebene zu Konkurrenten. „Dadurch geraten Portalseiten unter Druck", erklärt der Tourismusexperte. Starke Schwankungen der Preise gebe es dabei zwar nicht, aber von Portal zu Airline kann der gleiche Flug also durchaus unterschiedlich bepreist sein, so Kirstges.
Unterschiedliche Preise für die gleiche Flugstrecke
Alle Internetseiten von Reisevermittlern greifen dabei auf die gleichen Datenbanken zurück, in die die Anbieter ihre Angebote einspeisen. Es gebe unterschiedliche Datenformate, neuere und ältere, leistungsfähigere und weniger leistungsfähigere, flexiblere und informativere und damit besser vergleichbare. Die Schwankungen innerhalb eines Portals für eine Hotel- oder Flugbuchung zu unterschiedlichen Uhrzeiten kommt meist durch den Markt zustande – je nach Auslastung und Nachfrage. Wenn bestimmte Angebote stark nachgefragt werden, steigt natürlich der Preis. Insofern funktionieren Reiseportale wie eine Börse fast in Echtzeit. „Es gibt Technologien, die sogar den Computer identifizieren können, von dem aus die Reiseanfrage gestartet wurde. Wenn Sie nun an einem Urlaub oder Flug interessiert sind und immer wieder im Internet den Preis verfolgen, kann es sein, dass er alleine dadurch teurer wird", so Kirstges. Solche Tricks kann man umgehen, indem man einen zweiten Computer nutzt oder sich im Inkognito-Modus, den jeder Browser besitzt, nach einer Reise umsieht.
Unterschiedliche Preise für die gleiche Flugstrecke entstehen auch durch die Anbieter selbst, sagt Bettina Lemeßier von E-Dreams Odigeo, die unter anderem die Buchungsplattform Opodo.de betreiben. „Fluglinien schnüren häufig Marketingpakete für Portale, indem sie zum Beispiel auf einer Strecke eine Million Flüge zu einem besonders günstigen Preis anbieten." Vor allem Hotelketten oder Fluglinien vergeben Marketingkontingente mit werbewirksamen, günstigen Preisen. Je größer die Hotelkette, desto feiner ist wahrscheinlich die Steuerung dieser Kontingente zu verschiedenen Uhrzeiten oder über verschiedene Vertriebskanäle wie Internetvermittler oder den Direktvertrieb über die eigene Hotelwebseite, sagt Professor Kirstges. Billig-Airlines wie Ryanair sind bekannt dafür, Portale wegen der Provisionen möglichst zu meiden, aber häufig Tiefpreisangebote zu streuen. Diese Flüge für oft nur wenige Euro finden allerdings meist zu Randzeiten statt, etwa früh am Morgen oder nachts und nur auf ganz bestimmten Strecken. Inklusive ist dabei nichts: Gepäck und andere Serviceleistungen lassen sich diese Fluglinien extra bezahlen. „Auf die Weise kommt man dann auch rasch auf 50 bis 70 Euro pro Flug, der dann kaum noch billiger als ein Flug bei einer der traditionellen Airlines ist", ergänzt Kirstges.
Aber nicht nur Tageszeit, Nachfrage und Werbepreise der Anbieter lassen den Preis schwanken, sondern auch Dutzende unterschiedliche Buchungsklassen: Wer in der Economy-Klasse nach Mallorca fliegt, kann fast sicher sein, dass sein Nebenmann einen anderen Preis gezahlt hat. Denn für die Fluglinien sind erste Klasse, Business- und Economy-Klasse nur die gängige, für alle sichtbare Einteilung. Dahinter stecken häufig mehr als zwei Dutzend Preiskategorien, die vom Anbieter gesteuert werden. „Es gibt solventere Kunden, die würden tendenziell mehr für einen Flug als andere zahlen. Nun will die Fluggesellschaft natürlich vermeiden, dass diejenigen, die mehr zahlen würden, den Flug zu billig bekommen", erklärt Tourismusexperte Kirstges.
Champagner, Drei-Gänge-Menü und mehr Beinfreiheit gegenüber Tomatensaft und einem belegten Brötchen sind allerhöchstens grobe Kategorien und Serviceleistungen, die nicht den hohen Preisunterschied zwischen den gängigen Klassen erklären. Dafür verantwortlich sind Tarife je nach Zielgruppe: Studenten und unter 25-Jährige; Tarife für Flüge unter der Woche oder übers Wochenende – das sind dann eher keine Geschäftsleute oder Firmenkunden, sondern Touristen; Tarife für kurzfristige Buchungen, die damit teurer als längerfristige sind. All dies fließt in die Preisgestaltung der Airlines ein. Die richtige Mischung aus Passagieren zu finden, die viel Geld für den Platz in der Maschine zahlen, und die die Maschine füllen, ist also das Ziel jedes Angebots der Fluglinie.
Um den Kunden noch mehr zu durchleuchten, sind Daten für die Hotelbetreiber und Fluggesellschaften wichtig. Passgenau zugeschnittene Angebote und Preise sollen dieses „Amazon-Modell" auch auf die Reisebranche übertragen. „Vorausschauende Systeme, die mit Big Data arbeiten, sind aber noch Zukunftsmusik. Und klar können Flüge über Heimassistenten wie Alexa oder Google Home per Spracheingabe gebucht werden – aber noch suchen die Assistenten nicht den günstigsten Flug heraus. Und jeder, der nicht routiniert immer die gleiche Strecke reist, wird immer wieder Preise vergleichen", ist Kirstges überzeugt.
Genau auf die Gepäcktarife achten
Mittlerweile müssen die Portalbetreiber per Gesetz sehr genau beschreiben, was im angezeigten Preis inkludiert ist. „Insbesondere bei den Gepäcktarifen sollten die Reisenden immer genau hinschauen", rät Bettina Lemeßier. Dort verstecken sich häufig Buchungsfallen wie Gepäckabmessungen und Gewichtslimits, die dann spätestens beim Check-in zu unliebsamen Überraschungen führen. Grundsätzlich sollten Reisekunden immer erst Metasuchmaschinen durchsuchen, dann die einzelnen Portale vergleichen, dann die Hotel- oder Fluganbieter, rät Torsten Kirstges. „Und letztlich würde ich auch noch mal im Reisebüro um die Ecke anrufen. Denn häufig gibt es über deren Buchungssysteme Leistungen, auf die Portale nicht zurückgreifen können." Auch stationäre Reisebüros seien an die gleichen Datenbanken wie die Portale angeschlossen, aber mit dem Vorteil, einen direkten Ansprechpartner zu haben.
Denn noch immer gibt es 10.000 bis 15.000 Vertriebsstellen für Reisen in ganz Deutschland, rechnet Kirstges vor. Die Zahl ist recht stabil, die klassischen Reisebüros werden seiner Meinung nach nicht so schnell verschwinden. „Die Diskussion, ob Reisebüros überflüssig werden, führen wir seit den 90er-Jahren." „Beide Buchungsvarianten haben ihre Berechtigung, und letztlich entscheidet der Kunde über den Buchungsweg", sagt Angela de Sando von „DER Touristik", unter deren Dach unter anderem das Portal der.com sowie eine Vielzahl von Reisebüros betrieben wird. „Portale bieten sowohl erste Reise-Inspirationen, die man jederzeit und von überall aus wieder abrufen kann, als auch Buchungsmöglichkeiten. Im Reisebüro stehen fachkompetente Mitarbeiter für alle Fragen rund um die Reise wie Einreisebestimmungen, Gepäckregelungen, Transfers, Zimmerkategorien und so weiter als Ansprechpartner zur Verfügung. Und das vor, während und auch nach der Reise, falls es zu Reklamationen kommt. Bei beratungsintensiven Reisen, wie einer komplexen Rundreise, ist eine Beratung im Reisebüro empfehlenswert."
Ohne eigene Recherche, die mitunter auch schon mal über Tage und Wochen dauern kann, ist der günstige Urlaub übers Internet also kaum buchbar. Aber auch wenn dies länger dauert als möglicherweise im Reisebüro – so lange währt die Vorfreude.