594 verkaufte Alben waren wohl ein Wendepunkt in seinem Leben. So viele Scheiben von seinem Debütalbum setzte Johnny Borell laut Fachmagazin „NME" vor rund fünf Jahren in der ersten Woche ab. Ein absoluter Mega-Flop für den gern als Egomanen charakterisierten Kopf des britischen Quartetts Razorlight. Auch sein zweiter Solo-Output hinterließ keinen weiteren Eindruck. Also reaktivierte er seine Band, die zwischen 2004 und 2006 große Erfolge feierte. Beispielsweise mit der ganz famosen Single „America", einem Traumstück an Pop-Rock. Größter Hit dank massivem Airplay dürfte aber die reduzierte Ballade „Wire to wire" sein – das ist allerdings auch schon zehn Jahre her.
Umso beeindruckender, wie sich die Briten mit ihrem vierten Album „Olympus Sleeping" nun zurückmelden. Da darf sich Alternative-Darling Adam Green zu Beginn ein Razorlight-Album wünschen, das nicht komplett kacke ist. Nach diesem lässig selbstironischen Start legt „Got to let the good times back into your life" mit einem Drum-Zitat von „My Sharona" los, legt gleich darauf ein kurzes Gitarrengewitter nach und orientiert sich im Refrain deutlich an den Kinks. Eine richtige kleine Pop-Perle ist „Brighton Pier", das immer geradeaus stürmt, als wolle sie den gleichnamigen Steg in Brighton entlangrennen, um auf der dortigen Achterbahn stundenlang ihre Runden zu drehen. Ebenfalls mit Top-Refrain punktet „Carry yourself", in dem Johnny Borell einer Liebe nachsingt, die gerade nicht bei ihm ist.
Es ist nach der zehnjährigen Pause ein richtig erfrischendes Album geworden, das mit weiteren ebenso eingängigen wie abwechslungsreich komponierten Gitarrensongs wie „Japanrock", „Sorry?" oder dem Titelstück überzeugt. Textlich stehen auf der Haben-Seite Dramolette wie „Iceman". In scheinbarer Ironie singt Borell „Yeah I sing for weddings / I play Bar Mitzvahs too", nur um dann zu beschreiben, dass er sich wünscht, innerlich aufzutauen.
Der „Iceman" erlaubt es ihm bei der richtigen Frau schließlich. Trotz allem Positiven hat das Album leider nur gerade so die Top 30 im Heimatland der Band erreicht.