Für den seligen Loriot wäre jetzt wohl eine Zeit der Vorfreude. Stammt doch von dem begnadeten Humoristen der Satz: „Ich liebe Politiker auf Wahlplakaten. Sie sind tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen". Aber noch sind sie leer, die Laternenpfähle, und was sich sonst zum Anbinden von Plakaten eignet. Dafür füllen sich bereits die Briefkästen. Eigentlich könnte dieser Wahlkampf richtig spannend werden. Geht es doch nicht um „die in Berlin", sondern um die bei uns im Ort.
Mein Briefkasten-Puzzle aus Flyern von vier Bewerbern ergibt binnen drei Tagen: „Gemeinsam Politik mal anders anpacken für unsere Gemeinde". So gesehen wären alle vier zusammen wählbar. Weil das aber nicht geht, haben die vier das feinsäuberlich aufgeteilt. Der eine will „gemeinsam", der zweite „Politik mal anders", die dritte „anpacken", und irgendwie alle, was auch der vierte will: „für unsere Gemeinde".
Nun bin ich inzwischen ziemlich wahlerprobt und kann einigermaßen nachsichtig mit der Not bei der Suche nach einem griffigen Slogan umgehen. Aber müssen mir dann alle fast unisono auf die Pelle rücken, wenn sie versprechen, „nah am Bürger", also mir, sein zu wollen? Nun erwarte ich nicht, dass mir ein Kandidat ausdrücklich ankündigt, mich in Ruhe zu lassen. Ich wäre beleidigt. Aber muss es gleich die Drohung mit Nah-kampf sein?
Bei allen lästerlichen Randbemerkungen zum Wahlkampf: Jeder und natürlich auch jede, der/die sich um eines der vielen kommunalen Mandate bewirbt, verdient allein schon Respekt für die Bereitschaft, sich für seinen Ort zu engagieren. Das gilt erst Recht für das Wagnis, sich in einen Direkt-Wahlkampf um einen Rathauschefsessel zu stürzen.
Es geht bei diesen Wahlen um die Zukunft unserer Gemeinden. Vielleicht irritieren mich deshalb weitgehend inhaltsleere Slogans, die unwillkürlich an die aus den Wahlkämpfen der sogenannten „großen Politik" erinnern. Für meine Entscheidung wären ein paar konkrete Vorhaben und Pläne hilfreicher. Dass sich jeder Bewerber „mit ganzer Kraft" für eine „starke Gemeinde" einsetzen will, setze ich dabei schlicht voraus.