Bei Luftverschmutzung denken viele nur an das, was bei den Autos hinten rauskommt. Doch da lässt sich noch mehr einfangen. FORUM fragte nach bei Patrick Löffel, Pressesprecher bei Mann+Hummel, die sich weltweit seit fast 80 Jahren mit Filtrationstechnologien befassen.
Herr Löffel, ist nach Ihren bisherigen Erfahrungswerten ein Mix aus beiden Filterlokalitäten – dort, wo Feinstaub und Stickstoffdioxid herauskommen und dort, wo sie sich in der Umgebungsluft unangenehm verdichten – eine zukunftsträchtige Kombi-Lösung, um die Luftqualität für die Menschen deutlich zu verbessern?
Mit seiner Filtertechnologie setzt Mann+Hummel an verschiedenen Stellen an. Der neu entwickelte Filter-Cube ist für den Einsatz an belasteten Orten konzipiert. Er filtert Feinstaub und Stickstoffdioxid aus der Luft und kann damit die Gesundheitsgefährdung von Menschen reduzieren. Gleichzeitig stellt er eine mögliche Alternative zu Fahrverboten in Innenstädten dar. Mit unserem Feinstaubpartikelfilter und unserem Bremsstaubpartikelfilter versetzen wir Fahrzeuge in die Lage, die von ihnen ausgestoßenen Emissionen auszugleichen. Angebracht zum Beispiel auf dem Dach oder am Unterboden eines Fahrzeuges, fängt der Feinstaubpartikelfilter Feinstaub aus der Umgebungsluft auf. Eine der größten Quellen von Feinstaub an einem Fahrzeug ist der Bremsvorgang. Deshalb haben wir einen Bremsstaubpartikelfilter entwickelt. Dieser hält bis zu 80 Prozent des entstehenden Bremsstaubs davon ab, in die Umgebungsluft zu gelangen. Die mobil einsetzbaren Filter verbessern also die Emissionsbilanz von Fahrzeugen. Die stationären Filter verbessern die Luftqualität an besonders belasteten Orten.
Wie bald sind Ihre Filtersysteme großräumig und effizient einsetzbar, im Vergleich zu den Stadtluftreiniger-Projekten etwa von Purevento oder der Envity Group?
Wir bieten unsere Filtersysteme bereits für den Einsatz an Orten mit besonderer Belastung an. Wichtig ist, dass die jeweiligen lokalen Rahmenbedingungen vor Ort berücksichtigt werden. Dem Einsatz geht daher beispielsweise eine Betrachtung der klimatischen und verkehrlichen Situation voraus. In Stuttgart und Ludwigsburg sind wir hier schon weit. In anderen Städten können wir ähnliche Projekte noch in diesem Jahr umsetzen.
Sind auch Ansaug- beziehungsweise Wiederverwertungssysteme für Kohlendioxid geplant?
Prinzipiell nehmen wir uns verschiedener Schadgase an. Wir arbeiten seit Dezember 2017 am Konzept der stationären Feinstaubfiltration. Innerhalb der ersten zwölf Monate haben wir bereits die zweite Produktgeneration entwickelt, die am Stuttgarter Neckartor im Einsatz ist. Kurze Zeit später haben wir nun eine Technologie zur Senkung von Stickstoffdioxid-Belastungen vorgestellt. Für die Zukunft schließen wir nicht aus, auch Lösungen für Kohlendioxid zu entwickeln.
Lässt sich mit Ihren Filtersystemen der Verbrennungsmotor retten?
Unsere Filtersysteme sind unabhängig vom Antriebssystem eines Fahrzeuges. Etwa nur 15 Prozent der gesamten Feinstaubemissionen eines Fahrzeuges kommen von den Abgasen. Die größeren Quellen sind Bremsstaub, Reifenabrieb und Straßenabrieb. Mit unseren Filtern setzen wir also direkt bei der Feinstaubquelle Bremsvorgang an oder gleichen emittierten Feinstaub in der Fahrzeugbilanz aus. Das Elektrofahrzeug StreetScooter hat der Einsatz unseres Feinstaubpartikelfilters zum ersten emissionsneutralen Fahrzeug gemacht. Unsere für den stationären Einsatz konzipierten Filter-Cubes können – in Verbindung mit anderen kommunalen Maßnahmen zur Verbesserung der Stickstoffdioxid-Konzentration an Orten mit zu hohen Schadstoffwerten – eine Alternative zu Fahrverboten sein.