Die Trainer-Ausbildung in Deutschland genießt einen hervorragenden Ruf, auch wenn mittlerweile Kritik aus den eigenen Reihen laut wird, dass der DFB Laptop-Trainer heranzüchte. FORUM hat einen Blick auf die Lehrgangsbesten geworfen.
o wie es bei normalen Berufsausbildungen den Lehrgangsbesten gibt, so gibt es ihn auch bei der Königsdisziplin der Fußball-Trainer: den Fußball-Lehrer. Gerade durch das Engagement des jungen Domenico Tedesco (33) ist diese Auszeichnung wieder deutlich mehr in den Mittelpunkt gerückt und wirft – aufgrund der Talfahrt der Schalker und Tedescos Entlassung – ein neues Licht auf diese Auszeichnung. Auch deshalb lohnt sich ein genauer Blick auf die Jahrgangsbesten seit 2001. Dabei gibt es bekannte und weniger bekannte Beispiele. Und eins kann durchaus vorweggenommen werden: Einen guten Trainer macht mehr aus als eine Abschlussnote.
Michael Frontzeck (2001)
Frontzeck genießt in Fußballdeutschland nicht den allerbesten Ruf. In seiner Vita stehen einige Abstiege, den letzten erlebte er mit dem 1. FC Kaiserslautern – von der Zweiten in die Dritte Liga. Zwar verpasste er der Mannschaft im Abstiegskampf ein neues Gesicht, konnte den Supergau aber nicht mehr verhindern. Nach inkonstanten Leistungen seiner Mannschaft in der Dritten Liga musste er auch beim FCK seinen Hut nehmen.
Holger Gehrke (2001)
Er war gemeinsam mit Frontzeck Jahrgangsbester, arbeitete für mehrere Clubs. Unter anderem auf Schalke als Co-Trainer. Zurzeit fungiert er bei der ungarischen Nationalmannschaft als Torwarttrainer. Der große Durchbruch in Deutschland gelang nie.
Iraklis Metaxas (2001)
Der dritte im Bunde trainierte bis Februar 2019 die U19 und U17 von Bayer Leverkusen. Seitdem ist er Co-Trainer von Dimitrios Grammozis, der den Job von Dirk Schuster – ebenfalls einem Jahrgangsbesten – bei Darmstadt 98 in der zweiten Liga übernommen hat.
Uwe Fuchs (2002)
Der ehemalige Stürmer startete in Wuppertal und hatte seine letzte Station als Trainer beim VfL Osnabrück. „Als der VfL die Zusammenarbeit beendete, reifte die Erkenntnis: Ich will das alles nicht mehr", sagte Fuchs zu seinen Trainererfahrungen. Er zog sich zurück, ist seitdem bei Sportstotal Spielerberater und bietet Motivationsseminare für Manager an.
Thomas Doll (2003)
Nach Stationen beim Hamburger SV und dem BVB arbeitete Doll als Trainer jahrelang in Ungarn bei Ferencvaros Budapest. Als Hannover seine Verpflichtung bekanntgab, wurde innerhalb Deutschlands weniger über seine Qualitäten als Trainer gesprochen, sondern viel mehr über seine legendäre Dortmunder Pressekonferenz. Der Abstiegskampf ist in vollem Gange – ein positives Ende ist derweil unwahrscheinlich.
Hansi Flick (2003)
Gemeinsam mit Doll war Flick Lehrgangsbester im Jahr 2003. Die Karrieren konnten kaum unterschiedlicher weitergehen. Nach acht Jahren als Co-Trainer von Joachim Löw war er von Sommer 2014 bis Januar 2017 Sportdirektor des DFB. Danach heuerte er kurz als Geschäftsführer bei der TSG Hoffenheim an. Derzeit ist er auf Jobsuche.
Maren Meinert (2004)
Die ehemalige Nationalspielerin trainiert zurzeit die U19- und U20-Nationalmannschaft der Frauen. Als Spielerin wurde sie Weltmeisterin und Europameisterin, die gleichen Titel errang sie auch mit ihrer U20 und ihrer U19.
Olaf Janßen (2004)
Im gleichen Jahr erzielte der ehemalige Trainer des FC St. Pauli die Bestnote. Nach seinem Engagement in der Zweiten Liga ging es für ihn in die Regionalliga zu Viktoria Köln. Mittlerweile ist Janßen Co-Trainer von Bruno Labbadia.
Andre Schubert (2004)
Nach Stationen in Jugendmannschaften trainierte Schubert im Profibereich den SC Paderborn, den FC St. Pauli, Gladbach II sowie die erste Mannschaft der Borussia. Aktuell steht er bei Eintracht Braunschweig unter Vertrag und kämpft um den Klassenerhalt in der Dritten Liga. Die Eintracht verzeichnet derzeit einen Aufwärtstrend.
Kai Timm (2005)
Auch ein eher unbekanntes Gesicht in dieser Liste. Hochqualifiziert, aber der große Sprung in den Aktivenbereich gelang ihm nie. Timm leitete ab 2008 das Nachwuchsleistungszentrum von Rot-Weiß Oberhausen und arbeitete 2012 als Reha-Trainer bei Hannover 96. Heute ist er DFB-Stützpunktkoordinator und sportlicher Leiter des rheinischen Fußballverbands.
Robin Dutt (2005)
Dutt startete seine Trainerlaufbahn bei den Stuttgarter Kickers, um dann beim SC Freiburg die Nachfolge von Volker Finke anzutreten. Daraufhin zog es ihn nach Leverkusen, von dort nach Bremen. Es folgte etwas überraschend die Einstellung als Sportdirektor beim DFB. Danach fungierte er für ein halbes Jahr als Sportvorstand in Stuttgart. Mittlerweile ist Dutt wieder auf der Trainerbank angekommen – beim VfL Bochum.
Markus von Ahlen (2006)
Von Ahlen war einer der wenigen Trainer, die es bei 1860 München etwas länger ausgehalten haben. Von Ende 2012 bis Februar 2015 saß er bei den Münchnern in unterschiedlichen Funktionen auf der Trainerbank. Seitdem ist er Trainer der U19 und U17 von Bayer Leverkusen.
Karsten Baumann (2007)
Seine letzte Trainerstation war 2015 bei Hansa Rostock. Davor war er in Osnabrück, Aue und Duisburg tätig. Seit Herbst 2017 coacht er Schüler an der „International School on the Rhine" in Neuss.
Dirk Schuster (2008)
War Hauptbestandteil des Darmstädter Märchens, als der Durchmarsch von der Dritten in die Erste Liga gelang. Wechselte dann zu Augsburg, wo nach nur fünf Monaten schon Schluss war. Nach einem Jahr kehrte er wieder zu den Lilien zurück, musste aber im Februar dieses Jahres erneut seinen Hut nehmen.
Holger Stanislawski (2009)
Übt mittlerweile wohl den komischsten Beruf unter Fußball-Lehrern aus, denn er leitet in Hamburg einen Supermarkt. Trainierte den FC St. Pauli, die TSG Hoffenheim und den 1. FC Köln. Gänzlich vom Fußball abgewandt hat er sich nicht, er fungiert als TV-Experte beim ZDF.
Mario Himsl (2010)
Mario wer? Ihn kennt in Deutschland wirklich kaum jemand. Seit Frühjahr 2016 ist er Nachwuchsleiter beim Kirchheimer SC, arbeitet zudem für die Firma „Double Pass", die Nachwuchsleistungszentren prüft. „Jahrgangsbester? Für draußen, für den Job im Alltag, heißt das nichts", sagt er.
Jan-Moritz Lichte (2011)
Hatte bisher noch keinen Cheftrainerposten inne, agierte als Co-Trainer in Paderborn, St. Pauli, Leverkusen und Hannover. Derzeit ist er als Co von Trainer Sandro Schwarz beim 1. FSV Mainz 05 tätig.
Alexander Zorniger (2012)
Er führte RB Leipzig von der Vierten in die Zweite Liga, hoffte danach beim VfB Stuttgart auf den großen Durchbruch. Scheiterte dort krachend, ging dann nach Dänemark zu Bröndby IF, wo er vor Kurzem ebenfalls entlassen wurde.
Frank Kramer (2013)
Im Profibereich war er Übungsleiter bei Greuther Fürth und Fortuna Düsseldorf. Trainiert mittlerweile die U18-Nationalmannschaft des DFB.
Achim Beierlorzer (2014)
War in der Jugend für RB Leipzig tätig, folgte dann auf Heiko Herrlich, nachdem dieser von Jahn Regensburg zu Leverkusen ging. Die schwierige Mission Zweite Liga meistert Beierlorzer derzeit mit Bravour. Ihm wird durchaus ein Engagement in der Ersten Liga zugetraut.
Florian Kohfeldt (2015)
Seit 2006 ist Kohfeldt für Werder Bremen tätig. Er startete in der Jugendabteilung, im Jahr 2017 beerbte er Alexander Nouri als Cheftrainer der ersten Mannschaft und hat diesen Platz bis heute inne.
Domenico Tedesco (2016)
Der erst kürzlich auf Schalke entlassene Trainer schloss den Lehrgang mit der Gesamtnote 1,0 ab. Anfang März 2017 übernahm der damals 31-Jährige Erzgebirge Aue und führte die „Veilchen" zum Klassenerhalt. Mit Schalke holte er in der vergangenen Saison überraschend die Vizemeisterschaft, in der aktuellen Saison folgte dann der Absturz in den Tabellenkeller.
Damir Dugandzic (2017)
Der ehemalige Co-Trainer der U15-Nationalmannschaft ist derzeit sportlicher Leiter des DFB-Förderprogramms.
Robert Klauß (2018)
Er startete als Jugendtrainer bei RB Leipzig, durch seine guten Leistungen ist er nun ins Trainerteam der Profis eingerückt.
Wer nach dieser Liste die Worte von Mehmet Scholl im Kopf hat, würde dem ehemaligen Profi von Bayern München durchaus recht geben. Fußball besteht nicht nur aus Taktik und verrückten Spielsystemen, sondern aus der alltäglichen Arbeit mit Menschen, die eventuell nicht in ein System zu pressen sind und ihre Eigenarten haben. Der Fußballlehrer ist Voraussetzung, um in den oberen drei Profi-Ligen arbeiten zu dürfen – ein wirkliches Gütesiegel für eine gute und erfolgreiche Trainerlaufbahn ist es aber definitiv nicht.