Über Jahrmillionen stürzen täglich kleine und große Meteoriten auf die Erde. Das hat Spuren hinterlassen. Manche Krater unseres blauen Planeten haben gigantische Ausmaße – andere sind heute nicht mehr sichtbar.
Der größte Meteoriteneinschlag der modernen Zeitgeschichte ereignete sich am frühen Morgen des 30. Juni 1908 in einer weitgehend unbesiedelten Region der sibirischen Tundra unweit des Flusses Tunguska, weshalb der Impakt „Tunguska-Ereignis" getauft wurde. Da der Gesteinsbrocken vor dem Aufschlag auf die Erdoberfläche in der Luft explodierte, kam es zwar nicht zu einer Kraterbildung, dafür aber zu einer gewaltigen Druckwelle, die auf einer Fläche von 2.000 Quadratkilometern rund 60 Millionen Bäume wie Mikadostäbchen hinwegfegte.
Eigentlich sind Impakts nichts Ungewöhnliches, schließlich gibt es davon auf der Erde jährlich zwischen 20.000 und 25.000, von denen allerdings im Schnitt nur fünf dokumentiert werden, weil die übrigen wegen eines zu geringen Durchmessers und dem Einschlag im Meer oder in abgelegenen Gebieten keine offenkundigen Schäden hinterlassen. Am Anfang der Erdgeschichte, vor allem im Zeitraum vor 3,7 bis 4,1 Milliarden Jahren, wurde unser Planet durch ein Bombardement von Meteoriteneinschlägen geradezu verwüstet. Von diesen gewaltigen frühen Zerstörungen ist wegen der starken Erosion auf der heutigen Erde aber kaum mehr etwas zu sehen.
Dennoch konnten Wissenschaftler eine ganze Reihe von späteren Mega-Impakts mit riesigen Einschlagsbrocken weit jenseits des für unsere Erde bedrohlichen Gefährdungspotenzial von 500 Metern Durchmesser nachweisen, durch die das Leben auf der Erde womöglich grundlegend verändert wurde und die statistisch alle 500.000 bis zehn Millionen Jahre auftreten können. Im Vergleich zum Meteroriteneinschlag im Golf von Mexiko vor 66 Millionen Jahren, der die Dinosaurier auslöschte, ist das Tunguska-Ereignis kaum mehr als eine kleine Randnotiz. Noch heute legt die weltweit berühmteste Erdoberflächenaushöhlung, der nahezu kreisrunde Chicxulub-Krater im Norden der mexikanischen Halbinsel Yucatán mit einem Durchmesser von 180 Kilometern, Zeugnis von dieser erdgeschichtlichen Katastrophe ab. Möglicherweise war vor 251 Millionen Jahren auch ein Meteoriteneinschlag für das größte terrestrische Massensterben aller Zeiten verantwortlich, bei dem 95 Prozent aller Lebewesen dahingerafft wurden.
480 Kilometer Durchmesser
Lange Zeit galt der im südafrikanischen Witwatersrand-Gebirge gelegene Vredefort-Krater mit seinen rund zwei Milliarden Jahren nicht nur als ältestes Impakt-Monument, sondern mit seinem Durchmesser von rund 300 Kilometern auch als der größte Krater des Globus. Inzwischen wurde das widerlegt. Der unter dem Eis der Antarktis weitgehend verborgenen und vor vermutlich 250 Millionen Jahren entstandenen Wilkesland-Krater hat einen Durchmesser von rund 480 Kilometern. Vor drei Jahren entdeckte man in Südaustralien einen Krater mit rund 400 Kilometern Durchmesser, der wohl die Folge eines Meteoriten-Doppeleinschlags ist, und auf ein Alter zwischen 300 und 600 Millionen Jahren taxiert wurde. Als einer der besterhaltensten Krater der Welt gilt der mit einem Durchmesser von gerade mal 1.186 Metern vergleichsweise kleine, aber eine wahre Touristenattraktion darstellende und vor 50.000 Jahren entstandene Barringer-Krater auf dem südlichen Colorado-Plateau in Arizona.
Wesentlich größer sind das Sudbery-Becken in der kanadischen Provinz Ontario mit einem Durchmesser von 250 Kilometern (Alter: 1,85 Milliarden Jahre), der Manicouagan-Krater in der kanadischen Provinz Quebec mit einem Durchmesser von 100 Kilometern (Alter: 214 Millionen Jahre), der Popigai-Krater im Norden des russischen Sibiriens mit einem Durchmesser von 100 Kilometern (Alter: 35 Millionen Jahre) oder der Acraman-Krater in South Australia mit 90 Kilometern Durchmesser (Alter: 580 Millionen Jahre). In Deutschland sind die verwandten Krater im Steinheimer Becken (3,8 Kilometer Durchmesser, 15 Millionen Jahre alt) und Nördlinger Ries (24 Kilometer Durchmesser, ebenfalls 15 Millionen Jahre alt) am bekanntesten. Der größte jemals gefundene komplett erhaltene und auf den Namen Hoba getaufte Meteoritenbrocken wurde in Namibia gefunden, es handelt sich dabei um einen Eisenmeteoriten mit einem Gewicht von 60 Tonnen. Der älteste ziemlich genau datierbare Meteoritenfund, ein Steinmeteorit, stammt aus dem schwedischen Osterplana, sein Alter wird auf 480 Millionen Jahre taxiert.