Die Berlinerin Anne Klein präsentiert in ihrem Blog „Frisch Verliebt" außergewöhnliche und einfache Rezepte. Alle Gerichte hat die Vegetarierin selbst ausprobiert.
Smoothies ohne Zucker, dafür mit Beeren, Kokosmilch und Honig. Selbst hergestelltes Eis mit Mango und Banane oder erfrischende Drinks mit Bio-Limette und Himbeeren. Anne Klein aus Berlin-Schöneberg scheinen die Ideen für kreative Mini-Gerichte oder Leckereien für Naschkatzen nie auszugehen. Alles ist bei ihr vegan oder vegetarisch. An Hunderten von Rezepten tüftelte sie bereits. Dabei feierte die gebürtige Harzerin gerade erst ihren 28. Geburtstag. Inspiration holt sie sich beim Schlendern über Berliner Wochenmärkte oder bei Lokalbesuchen mit Freunden, wie sie sagt. „Aber auch von Reisen nehme ich eine ganze Menge mit – sei es aus Thailand, Vietnam oder Kroatien", berichtet sie. Dann kann es mit dem Schnippeln und Köcheln schnell gehen. Sechs Rezeptideen in zehn Minuten seien bei ihr keine Seltenheit, sagt die junge Frau schmunzelnd.
Neugierig, kreativ, wissenshungrig – so beschreibt sich die Bloggerin und Fotografin beim Interview kurz nach 10 Uhr im Prenzlauer Berg. Klein, die den Kochberuf nie erlernte, bestellt einen Latte Macchiato. Zu Hause sei aber alles ganz anders. Da stünden zum Morgenmahl oft Pancakes und Früchte auf dem Tisch. „Mein Frühstück kann aber auch total einfach sein: zum Beispiel Brot mit Avocado oder gebackene Avocado mit Ei", verrät Anne Klein.
Zwar tüftelt sie zwischen Küchentisch und Backröhre – ein „Heimchen am Herd" sei die Foodbloggerin aber ganz und gar nicht. Gleich nach dem Abi begann sie, in der Küche der Eltern zu experimentieren. „Das waren von Anfang an recht simple Rezepte. Nichts Hochtrabendes und trotzdem besonders", fasst Anne Klein ihren Anspruch in Sachen Kulinarik zusammen. Sie setzt dabei vor allem auf saisonale Bio-Produkte. „Mit dem Blog begann ich 2013 als Hobby. Anlass war, dass ich meine neue Spiegelreflexkamera ausprobieren beziehungsweise Speisen und Zutaten fotografieren wollte."
Gleichzeitig bewerkstelligt die Wahl-Berlinerin, die auch schon in Moabit lebte, Fotoshootings von Gerichten für Homepages von Hotels und Restaurants. Parallel arbeitet sie heute als Porträt- und Hochzeitsfotografin. „Natürlich musst du da stressresistent sein. Arbeitstage mit 14 Stunden und mehr sind bei mir keine Seltenheit." Doch der Powerfrau macht das offenbar nichts aus. „Ich mache das gern, denn es ist mein Hobby, das heute gleichzeitig mein Hauptberuf ist", sagt die Frau, die sich seit zehn Jahren vegetarisch ernährt. „Mir fehlt dabei rein gar nichts – Fleisch schon gar nicht." Missionieren wolle sie aber niemanden, stellt sie klar.
Gemüse und Obst am liebsten aus der Region
Ganz abschalten könne sie vom Job eigentlich nie – auch wenn es mit Freund und Picknickdecke raus an einen Brandenburger See geht. „Dann überlege ich natürlich gleich, was auf die Picknickdecke draufkommt", sagt Anne Klein, die in Halberstadt aufwuchs. Wie wäre es beispielsweise mit Salat, Pinienkernen und einem leichten Dressing? Dazu könnte es einen grünen Smoothie mit Babyspinat, Bananen, Datteln und Mandelmilch geben. Oder wie wäre es mit Wassermelonen und Fetasalat oder Nudelsalat mit gebratenem Gemüse und Basilikum-Pekannuss-Pesto? Blätterteig-Schnecken, gefüllt mit Parmesan-Pesto, gingen aber auch.
Die Rezept-Ideen sprudeln nur so aus Anne Klein heraus. Die Zubereitung ihres „gestürzten" Apfelkuchens mit viel Vanilleeis erklärt sie auch noch schnell. Nachzulesen ist das alles auf ihrer Internetseite. „Diese Kuchenidee habe ich aus dem französischen Loiretal mitgebracht."
Anne Klein ist aber auch relativ oft im Märkischen unterwegs, wie sie sagt. Schließlich wohne hier nicht nur ihre Tante. Im Umland östlich von Berlin-Spandau leben die zukünftigen Schwiegereltern. „Das Gemüse und Obst, das ich verwende, stammt sehr oft aus brandenburgischen Gefilden." Gern erinnert sie sich an eine Floßtour vor zwei Jahren über Schwielowsee und Havel. Doch auch die Hauptstadt habe mit Volksparks und vielen Grünanlagen etliche Kleinode zu bieten. Anne Klein fallen da sofort „nette Ecken" in Steglitz, Spandau und in Köpenick-Treptow ein. Der Reiz Berlins bestehe für sie aber auch in den vielen einzelnen Kiezen. Jeder sei manchmal ein eigener Mikrokosmos.
Immer wieder wird Anne Klein auf den Namen ihres Blogs angesprochen: „Frisch Verliebt". Sie meint damit das Kribbeln im Bauch, wenn man schöne neue Dinge kennenlernt, erklärt sie. „Ähnlich wie das Gefühl des Frischverliebtseins, wenn das Herz hüpft und sich die Pupillen weiten. Mein Blog handelt aber nicht von der ganz großen Liebe, sondern von den vielen kleinen Dingen im Alltag, die mich und hoffentlich auch andere glücklich machen."
Um ein Haar wäre Anne Klein übrigens klassische Journalistin geworden. Dem Praktikum bei der Tageszeitung „Volksstimme" im Harz folgten diverse Jobs bei Radio und Fernsehen. „Das hat großen Spaß gemacht, war aber auch mit befristeten Arbeitsverträgen und unbezahlten Überstunden verbunden", sagt die taffe Schönebergerin. Ihre Tätigkeit bei der „Abendschau" des RBB nimmt sie von dieser Kritik heraus. „Beim RBB fielen ebenso Überstunden an. Die wurden aber auch alle bezahlt", betont die Schreiberin und Fotografin. Am privaten PC, an Laptop und Kamera sei sie nunmehr ihr eigener Chef zu den eigenen Bedingungen. Ein Luxus, den sie sich gerne gönnt: „Ich mache nur, was mir selbst gefällt!" Anne Klein sagt es in ihrer liebenswerten und herzerfrischenden Art, die so leicht wie ihr Foodblog daherkommt.