Tabakwerbung? Nein, danke! 69 Prozent aller Deutschen sprechen sich aktuell in einer Forsa-Studie für ein Komplettverbot aus. Auch die Union und die SPD diskutieren über strengere Regeln zur Tabakwerbung auf Plakatflächen.
Sie locken mit verheißungsvollen Imagebildern, versprechen ein Gefühl von Freiheit, Selbstsicherheit und Individualität: Großflächenplakate mit Werbung für Tabakwaren. Jede Zigarettenmarke spielt dabei auf bunten Plakatwänden mit dem eigenen Stil, jeder Glimmstängel steht für eine bestimmte Art von Lifestyle. Welche Schäden die qualmenden Kippen im Körper hinterlassen können, zeigt die Werbung natürlich nicht.
Es ist kein neues Problem, welches gerade hochkocht. Bereits im Jahr 2016 regte die Bundesregierung eine Debatte um ein Verbot der Tabakwerbung auf Plakatflächen an. Das Kabinett stimmte damals dem Gesetzesentwurf zu, dennoch ist daraus nie ein Gesetz entstanden. Das Verbot scheiterte am Widerstand der Union.
Jetzt regen die Union und SPD eine erneute Debatte über die großformatige Plakatwerbung der Tabakwaren an. Grund dafür ist die aktuelle Forsa-Studie der Deutschen Versicherungswirtschaft. Laut den Ergebnissen der Umfrage sprachen sich 69 Prozent der deutschen Bürger für ein vollständiges Verbot von Tabakwerbung aus. Bei jungen Menschen ist die Zahl der strikten Tabakgegner noch größer: 77 Prozent aller 18- bis 29-jährigen Befragten stimmten einem gänzlichen Werbeverbot zu. Auch bei der Frage der Besteuerung herrscht eine einheitliche Meinung: 75 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus, Tabak höher zu besteuern. Demnach wünscht sich ein Großteil der Befragten eine stärkere Einflussnahme bei Tabak- und Genussmitteln.
Das begrüßt auch die CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Gitta Connemann. „Rauchen gefährdet die Gesundheit. Das ist nicht nur ein Spruch, sondern Realität. Jeden Tag sterben Menschen an den Folgen. Sie werden dazu animiert. Es ist erwiesen: Werbung wirkt – gerade bei Jugendlichen. Wir wollen keinen Gängelstaat. Aber wir wollen Jugendliche besser schützen", sagte die Politikerin gegenüber der Bild-Zeitung. SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach twitterte: „Wann sind die Kollegen endlich so weit, das Überleben der Kinder von heute durch Umwelt- und Verbraucherschutz höher zu werten als Lobby- und Wirtschaftspolitik?" Die Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler (CSU) argumentiert, sie könne den Satz nicht mehr hören, Tabak sei legal, deshalb müsse Werbung erlaubt sein. Bei 120.000 Tabaktoten im Jahr könne man sich nicht zurücklehnen. Der Deutsche Zigarettenverband warnte dagegen kürzlich anlässlich einer Anhörung im Bundestag, ein vollständiges Verbot wäre ein „unverhältnismäßiger Grundrechtseingriff" in die Freiheit zu werben. Maßgebend für den Rauchbeginn besonders von Minderjährigen sei das Rauchverhalten in Freundeskreis und Familie – nicht die Werbung für Tabakerzeugnisse. Dabei zeigen sich schon erste Erfolge von Werbeverboten. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung führt die sinkenden Zahlen bei jugendlichen Rauchern auf die erfolgreich durchgeführten Präventionsmaßnahmen zurück. Tabakwerbung sei in Deutschland bereits in Radio und Fernsehen sowie in Zeitschriften und Zeitungen verboten. Und das zeigt nun Wirkung. Mit dem Verbot der Tabakwerbung auf Plakatflächen würde die letzte Bastion der Tabakkonzerne fallen. Jetzt muss die Bundesregierung entscheiden, ob die giftigen Glimmstängel weiterhin auf Plakatwänden glühen dürfen.