Wer bei Yoga nur an akrobatische Verrenkungen denkt, liegt falsch: Saralta-Yoga ist nicht nur für fitte Sportler geeignet, sondern explizit auch für Senioren, Menschen mit körperlichen Einschränkungen und Reha-Patienten. Kombiniert wird das Ganze mit der fernöstlich geprägten Ampimomai-Therapie.
Der Name Saralta ist Sanskrit, Altindisch, und bedeutet Einfachheit. „Die Essenz unseres Yogas ist die Einfachheit", sagt Volker Morsch. „Saralta-Yoga ist sofort umsetzbar, auch von Patienten und von Menschen mit Behinderung." Morsch hat es zusammen mit seiner Frau Sabine Schmitz-Morsch entwickelt. Er ist gelernter Ergotherapeut, arbeitete früher in einer Schweizer Klinik. Seine Frau ausgebildete Sport- und Gymnastiklehrerin. In ihrem „Emba Yoga- und Therapiezentrum für alle" im nordsaarländischen Oberthal, eingerichtet in einem alten Schulgebäude, bieten sie neben Yogakursen, Rehasport und fernöstlichen Therapien auch die Ausbildung zum Saralta-Yoga-Lehrer.
Volker Morsch bereiste in den 90er-Jahren Indien, kam dort mit der fernöstlichen Heilkunst und mit Yoga in Kontakt. Zurück in Deutschland lernte er Sabine Schmitz kennen, seine spätere Ehefrau. Mit ihr gemeinsam flog er wieder nach Indien. Dort entstand das „Emba"-Konzept der beiden, das ihrem heutigen Yogazentrum den Namen gibt. Die vier Buchstaben EMBA stehen für Energiearbeit, Meditation, Bewegung und Achtsamkeit. „Saralta-Yoga ist als Bewegungsangebot Teil dieses Konzepts", erklärt Morsch. „Viele Yoga-Formen erinnern eher an Leistungssport. Viele Menschen fühlen sich davon überfordert", so Volker Morsch. Daher die Idee mit dem einfachen, dem Saralta-Yoga.
„Es hat sich darin bewährt, auch Leute wieder in die Bewegung zu kriegen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, zum Beispiel durch Rückenschmerzen", sagt Sabine Schmitz-Morsch. Viele klassische Yoga-Posen wären da reine Überforderung. Deshalb empfiehlt sie diese vereinfachte Yogaform auch für Senioren und Menschen mit Behinderung.
„Montagsmorgens haben wir eine Yogastunde, da sind alle über 80", erzählt Volker Morsch. Wichtig sei für Senioren unter anderem ein spezielles Falltraining, das die Reflexe schult.
„Viele stürzen und kommen von alleine nicht mehr hoch. So etwas lernt man schnell im Saralta-Yoga."
Saralta-Yoga bietet Training auch für Menschen mit eingeschränkter Mobilität
Auch an Reha-Patienten wendet sich das Yoga-Team. Zum Beispiel nach einer Hüft- oder Knie-Operation. Zuerst gibt es Rehasport auf Rezept. „Wenn das Gelenk stabil ist, kann mit dem Yoga begonnen werden", erklärt die Bewegungstherapeutin. „Es dauert ein paar Jahre, bis das Gelenk richtig stabil ist. Oft haben die Patienten Angst, runter auf den Boden und wieder hochzukommen." Doch diese Fähigkeit sei wichtig zum Erhalt der Selbstständigkeit. Das anschließende Yoga-Training diene den Patienten dazu, ihre Beweglichkeit und Körperbeherrschung zu steigern und die Mobilität zu erhalten.
Der erste Buchstabe von Emba steht für Energiearbeit. „Jetzt wird’s esoterisch", denken wahrscheinlich viele. Tatsächlich basiert die fernöstliche Heilkunst, der auch die Yoga-Lehre entstammt, auf einem Modell fließender Energie. Sie fügt der menschlichen Anatomie Energiebahnen hinzu, die sogenannten Meridiane. In der westlich-naturwissenschaftlichen Medizin haben diese Meridiane zwar keinen Platz. Dennoch haben sich verschiedene fernöstliche Therapieformen auch hierzulande etabliert. Denken Sie zum Beispiel an die Akupunktur, die ebenfalls auf der Meridian-Lehre basiert. Die therapeutische Wirkung von Akupunktur gilt mittlerweile als empirisch nachgewiesen.
Wie sieht die sogenannte Energiearbeit im Hause Emba aus? „Oft haben die Patienten viele Beschwerden gleichzeitig", erläutert Volker Morsch. „Unser Ansatz: Vieles ist miteinander verbunden." Er lege großen Wert auf eine ganzheitliche Betrachtung des Patienten. „In allen Yoga-Richtungen geht es darum, die Meridiana, also die energetischen Kanäle, zu durchfluten." Seine Frau, die Bewegungstherapeutin, ergänzt: „Parallelen kann man heute in der Faszienforschung finden." Morschs „ganzheitliche" Sicht ist eine asiatische: „Erkrankungen entstehen dann, wenn ein Meridian blockiert ist." In China betrachtet man einen Mangel an Energie als Krankheitsursache.
Morsch jedoch hat sich abseits der TCM umgesehen. Er schwört auf eine Therapieform namens Ampimomai. Ampimomai hat ihren Ursprung in der japanischen Heilkunde. Es ist eine andere Herangehensweise als sie die TCM kennt. Im Gegensatz zur (chinesischen) Akupunktur kümmere sich die japanische Heilkunde nicht um Punkte, sondern um den Verlauf der Meridiane, erklärt Morsch. „Ampimomai dient dazu, Blockaden aufzulösen. Blockaden entstehen durch energetische Leere oder Fülle", so der Therapeut. Also entweder zu viel oder zu wenig Energie. Beides könne Probleme machen. Behandelt wird im Ampimomai immer der Bereich der Leere. Deshalb sei eine genaue Diagnose wichtig, so Morsch. „Nehmen wir zum Beispiel einen Schulterschmerz. Das Gelenk ist blockiert. Dort entsteht energetische Fülle, anderswo Leere." Diese „leere" Stelle wird behandelt, im Beispielfall also nicht die schmerzende Schulter. „Ich arbeite in der Leere, fülle sie wieder auf", sagt Volker Morsch.
Und wie sieht nun eine Ampimomai-Behandluüg aus? So ähnlich wie eine sanfte Massage. Morsch streicht mit den Fingerkuppen oder mit Holzstäbchen über den Körper, dort, wo er die Meridiane lokalisiert. „Es ist eine sehr sanfte und schmerzfreie Behandlung", so Morsch. „Oft sind die Patienten kurz vorm Einschlafen."
Oft sei das Becken versteift und verdreht. Vom vielen Sitzen auf Stühlen, Gehen auf der Ebene. Deshalb kümmert sich der Therapeut um die Mobilisierung des Beckengelenks (am Beginn der Wirbelsäule), versucht, mit sanften Griffen die Wirbelsäule wieder aufzurichten. „Dann erst fließt die Energie wieder ungehindert. Denn Gelenke sind energetische Schleusentore", sagt Morsch. Zusätzlich setzt er im Rahmen seiner Ampimomai-Behandluüg auf Heilkräuter. Meist Tees, die individuell gemischt werden.
Womit wir wieder beim Yoga wären. Denn auch wenn der Patient schmerzfrei sei, kämen die Beschwerden oft später wieder zurück, sagt Sabine Schmitz-Morsch. Hier setzt nun die Bewegungstherapie des Saralta-Yogas an. Durch regelmäßige, gesunde Bewegungsübungen soll einer Rückkehr der Schmerzen vorgebeugt werden. Somit gilt auch für Saralta-Yoga und Ampimomai, ganz im asiatischen Sinne: Vieles ist miteinander verbunden.
Weitere Infos: www.emba.saarland