Kraft und Kondition aufbauen, Übergewicht reduzieren, und das Ganze auf gelenkschonende Art und Weise? Moderne Aquafitness ist ein gesundes Ganzkörpertraining für jedes Alter. Ein Besuch im Hallenbad.
Ekaterina Lysenko steht am Rande des Nichtschwimmerbeckens und gibt Anweisungen. Die Aqua-Zumba-Instruktorin tänzelt mit den Beinen vor, bewegt die Arme rhythmisch zur Musik. Die zehnköpfige, altersmäßig gut durchmischte Gruppe macht es ihr nach – jeder in seinem eigenen Tempo. Zeitgenossen, die auf Schwimmgürtel und sich wild bewegende Schwimmnudeln noch immer mit Spott reagieren, hält Ekaterina Lysenko entgegen: „Es hat Effekt ohne Ende."
Die quirlige Moskauerin lebt in Saarbrücken und arbeitet als Tänzerin, Tanzlehrerin, Choreografin und Sporttrainerin. In letztgenannter Eigenschaft leitet sie diverse Aquafitness-Kurse in verschiedenen Bädern im Saarland, unter anderem im kommunal betriebenen Bad „Das Blau" in St. Ingbert. Dort steht sie mittwochs und samstags an den Becken und leitet Kurse in Aquajogging und Aqua-Zumba.
Diese Sportarten sind weit anstrengender, als es auf den ersten Blick erscheint. „Nach dem ersten Mal war ich pump-fertig", erinnert sich Melanie Schmitt. Die Saarbrückerin betreibt den Sport seit rund vier Jahren. Neben der Sympathie für die Lehrerin – „Sie ist einfach eine Frohnatur" – hat sie auch das effektive Training überzeugt, durch das sie im vergangenen Jahr in wenigen Wochen rund zehn Kilo abnahm, wie sie erzählt. Das habe sie beispielsweise durch disziplinierte Teilnahme an den Aquajogging-Kursen mittwochabends im „Blau" erreicht. Zudem besucht sie noch weitere Aquafitness-Kurse hier und in weiteren Bädern. Im Sommer natürlich auch im Freibad.
Dass so viele Menschen von den Aquafitness-Sportarten schwärmen, dürfte seine Ursache darin haben, dass es sich um Ganzkörpertrainings handelt, bei denen also Arme, Beine, Gesäß und Rumpf gleichmäßig trainiert werden. Dadurch, dass man die Einheiten nicht nur gegen den inneren Schweinehund, sondern auch gegen den Wasserwiderstand antreten muss, werden Muskelkraft, Beweglichkeit und Ausdauer gleichermaßen gesteigert und die Entspannung gefördert. Zudem sorgt der Wasserauftrieb für eine deutliche Schonung der Gelenke.
Moderne Aquafitness-Trainings orientieren sich mehr an der Nachfrage nach Fitness als frühere Versionen der Wassergymnastik. Mit Hilfsmitteln wie Aqua-Hanteln, die über Wasser kaum etwas wiegen und ihre Wirkung erst im Kampf gegen den Wasserwiderstand entfalten, kann man Bizeps oder Trizeps trainieren. Mit Aqua-Kick-Box-Handschuhen kann gezielt der Oberkörper trainiert werden. Ein Schwimmgürtel gibt Auftrieb, sodass man beispielsweise beim Aquajogging im tiefen Wasser nicht untergehen kann. Schwimmnudeln können verformt werden, um weitere Körperpartien zu trainieren. Außerdem gibt es im Aquafitness die Möglichkeit, Elemente aus Aerobic oder Pilates mit einfließen zu lassen.
Ein großer Vorteil: Fast jeder kann teilnehmen
Ein weiterer Vorteil dieser Wasser-Sportarten ist, dass im Grunde jeder teilnehmen kann. Es ist also egal, ob man übergewichtig ist, schon länger keinen Sport mehr gemacht hat oder einfach fit bleiben möchte. Joe Klein aus Saarbrücken beispielsweise nutzt die Samstagskurse als Ausgleich zum Beruf: „In meinem Bürojob sitze ich den ganzen Tag." Am Aqua-Zumba mag er die „schöne Mischung aus Tanz und Sport". Kein Wunder – ist er doch selbst Tänzer, der auch mit Ekaterina Lysenko Auftritte hat, dabei auch singt. Während man beim Zumba an Land „nur gegen die Schwerkraft" arbeite, sei es in seinen Augen effektiver, die Übungen im Wasser abzuhalten, wo man „gegen das Wasser drücken" müsse. Auch die Qualität der Trainerin spielte eine Rolle bei seiner Wahl für die Übungen im Blau. „Ich folge ihr wie ein Zugvogel überall hin", sagt er mit Blick auf Ekaterina Lysenko und lacht.
Seine Trainerin kommt ursprünglich aus dem Tanzsport. Lysenko begann ihre Tanzausbildung mit sechs Jahren, ging unter anderem bei Solisten des Bolschoi-Theaters und des Moiseyev-Balletts in die Lehre. Sie ist zweifache Vize-Saarlandmeisterin im Standardtanz und Gewinnerin einiger Tanzsportturniere in Deutschland. Für Aquajogging besitzt sie die Trainer-B-Lizenz und für das markenrechtlich geschützte Zumba beziehungsweise Aqua-Zumba ist eine monatliche Lizenzgebühr fällig.
Neben den extra angebotenen Kursen, die mittwochs und samstags von etwa einem Dutzend Sportlern besucht werden, gibt es im Blau täglich um 8.45 Uhr und mittwochs um 10.45 Uhr allgemeines Aquafitness. Hier kann jeder Gast teilnehmen, wie Bäderbetriebsleiter Dirk Burger erzählt. Damit kann er eine Art Schnupperstunde anbieten. Das leichte Training im Nichtschwimmerbecken wird laut Burger rege angenommen – bis zu 50 Personen nehmen unter Anleitung der Schwimmmeister täglich daran teil.
Der offensichtlich großen Nachfrage möchte das Blau auch in Zukunft nachkommen, wie Dirk Burger ausführt. So ist es in Kürze angedacht, Aqua-Balance und Aquafitness für Schwangere anzubieten. Weitere Spielarten wie Aqua-Cycling mit einem speziellen Ergometer hat man im Auge, braucht dafür aber natürlich auch Platz. Während er dies sagt, trainiert eine Gruppe Aquajogger unter Anleitung von Ekaterina Lysenko im Schwimmerbecken weiter. Um das Gleichgewicht zu trainieren, lässt sie die Teilnehmer nur mit einem Arm schwimmen. Ein anderes Mal nimmt man eine Disc in die Hand, mit der man viel Gutes fürs Herz-Kreislaufsystem tun kann. Denn, wie Dirk Burger sagt: „Es ist halt mehr als nur Bahnen ziehen."