Kann ein Tag ohne Cheesecake oder Käsekuchen ein guter sein? Wohl kaum. Das dachte sich Conny Suhr, als sie das „Princess Cheesecake" gründete. Seit April 2018 ist das zweite Café in der Charlottenburger Knesebeckstraße Anziehungspunkt für Süßschnäbel mit Quark- und Frischkäse-Faible.
Käsekuchen oder Cheesecake? Mit dieser Grundsatzfrage für Fans quark- oder frischkäsebasierter Kuchen und Torten schlagen die Freundin und ich uns nicht lange herum – wir bestellen kurzerhand beides. Da trifft es sich gut, dass im Charlottenburger „Princess Cheesecake" so ziemlich alles aus beiden Welten in der Vitrine steht, einiges sogar in Miniatur-Ausführung. Weil’s dem Markennamen entspricht, kommt der gute, deutsche Käsekuchen gleich als „Der Königliche" daher. Er ist aber auch der Schickste seiner Art: Üppig mit Physalis, Kiwi und einer Schoko-Namensplakette dekoriert, sieht er in Gänze wirklich aus wie eine Krone. Wir wählen jedoch die Petit-Four-Variante. Denn der Verwandte aus der Neuen Welt, der New York Cheesecake, kommt an diesem Tag ausschließlich in der großen Version, in keilförmiger Stückausgabe daher, und wir brauchen Platz zum vergleichenden Naschen. Es ist natürlich, wie es immer ist: Beide schmecken super, erzählen aber jeweils eine ganz andere Geschichte. Der „Königliche" ist säuerlicher, quarkiger. Aber auch leicht und fluffig. Und mit einer vollkommen ebenen Oberfläche. Jeder, der sich einmal selbst am Backen eines Käsekuchens versucht hat, weiß, welche „Treppenstufen" durch das Zusammensacken der Käsemasse entstehen können. „Unsere Konditorinnen kennen alle Tricks, wie der Kuchen plan bleibt", erzählt Christine Schroeter, sozusagen die rechte Hand von „Princess Cheesecake"-Gründerin Conny Suhr. Sie haben beispielsweise mit dem mehrfachen Herausziehen und Hereinschieben während des Backvorgangs zu tun, erfahren wir.
Ganz gleich, ob topfeben oder huckelig: „Jeder Kuchen soll seinen eigenen Charakter haben", fasst Schroeter das Konzept zusammen. Wir sagen: Das ist beim Käse-Käsekuchen ebenso gelungen wie beim „I love New York"-Modell. Der Cheesecake ist kompakter, durch die typischen zwei Schichten aus Frischkäse-Unterbau und sauersahnigem Guss unterschiedlich akzentuiert und „glatter" im Biss. Nicht weniger köstlich! Das wissen die Fans: Der New York Cheesecake sei der absolute Renner, verrät Christine Schroeter. Ich sage: „Let’s make Käsekuchen great again!" Denn den klassisch deutschen „Königlichen" möchte ich nicht missen.
Auf dramatische Namensgebung versteht frau sich im „Princess Cheesecake". Inhaberin Conny Suhr kam aus der PR, bevor sie sich mit ihrem Ende 2011 in der Tucholskystraße in Mitte eröffneten ersten Laden selbstständig machte. Im April 2018 kam Nummer zwei in der Knesebeckstraße dazu. Der lichte Gastraum des Cafés ist im dänischen Design mit puderrosa Akzenten und italienischer Tapete im Pompeji-Stil gestaltet. Es ist ebenso ein Ort fürs nachmittägliche „Konditern" wie für ein kleines Frühstück oder ein Mittagessen. Ein Faible für den namensgebenden Kuchen, den schon die Oma buk, muss bei Conny Suhr vorhanden gewesen sein. Sie sammelte weitere Rezepte von überall her. Wie sonst sollten die inzwischen 64 Kuchen und Torten umschichtig in der Auslage landen?
Zum Angebot zählen nicht nur kompakte Spielarten wie ein russischer Zupfkuchen, sondern auch Sahniges wie eine klassische Käsesahnetorte.
64 Kuchen und Torten im Angebot
Weil bei mindestens zehn Kuchen plus Törtchen in der Theke sowie entschiedener Probierabsicht am Mittag eine solide Grundlage vonnöten ist, bestelle ich zunächst ein Rührei. Ein, zwei Scheiben vom soliden Bauernbrot gemeinsam mit den Eiern entfalten ihre herzhaft wohltuende Wirkung. Ich hätte alternativ ein Mittagsangebot wählen können: Eine Quiche oder Suppe übernehmen darin den herzhaften Part; ein Espresso und ein Petit-Four-Törtchen kommen zum süßen Finish dazu. Das alles zusammen kostet 9,50 Euro. Der Cheesecake ist also nicht allein Kuchen, sondern immer genau das, was man auch in Kombination daraus macht. „Champagner und Törtchen" zum Beispiel. Beim wöchentlichen „Friday Special" wird zum Beispiel ein kleiner, runder „Königlicher" zusammen mit einem Glas Champagner für 16 Euro gereicht. Einfach, weil das Team herausfand, dass Prizzelbrause und Cheesecake einander gut ergänzen – und die Gäste das auch ohne Special gern bestellten.
„Make every day a lovely day". Aber gerne doch! Wie sollte das misslingen in Anbetracht der vielen attraktiven Kuchen, Cakes und Tartes? Der in heller Neon-Schrift über der Theke angebrachte Appell verfehlt seine Wirkung nicht. Ein Tag mit Käsekuchen kann einfach kein schlechter werden. Aber auch, wenn die Lust in andere süße Richtungen als zum Käse schweift, ist die Auswahl groß genug. Im mittleren Vitrinen-Segment versammeln sich die Tartes – Käsemasse kann, muss aber nicht sein. Mich lockt zunächst „Mi cariño suave", eine Toffee-Tarte mit Quark-Sahne-Zickzack und Mandelkaramell-Segel. Der mit einem expressiven Schokobogen verzierte „Chocoloco Darling" wird wiederum wegen seiner Kombi aus heller und dunkler Schokolade mit etwas Cheesemasse geliebt.
Der glänzende Star mittendrin ist jedoch die leuchtorangefarbene Passionsfrucht-Tarte. Ehre, wem Ehre gebührt. Auch sie trägt natürlich einen filmtitelreifen Namen: „It’s not Solero – It’s Passion". Volle Frucht voraus für die gute Laune; nicht nur beim Anschauen, sondern auch beim Essen.
Es gibt gar nicht übermäßig viele Zutaten pro Torte aufzuzählen. Das ist Absicht. Jeder Kuchen soll seinen „Hauptdarsteller" haben. „Conny Suhr wollte nicht zu viele Zutaten mischen." Die dürfen dafür voll wirken. Sie sind sämtlich bio, dürfen gern auch regional und saisonal sein. Hallo Erdbeeren, hallo Rhabarber, ihr seid bald wieder dran!
Die Petit Fours haben solide Törtchen-Ausmaße
Na gut, wir denken das mit der regionalen Passionsfrucht nicht in aller Schärfe zu Ende. Dafür ist die passionierte Tarte eben doch – und vollkommen zu Recht – viel zu heiß geliebt. Beim Blick nach links sticht uns ein farbstarkes Törtchen ins Auge. Hier habe ich keinen klangvollen Namen vergessen. Der kleine vegane Rundling hat einfach bislang noch keinen abbekommen. Er heißt schlichtweg „Rote-Bete-Törtchen". Im Zusammenspiel mit einer auf Cashew basierten Creme wird das Beste aus den Rüben hervorgelockt – ein süßes, fruchtiges, warmes Aroma, das vom Erdigen komplett absieht und nur ein wenig Schoko oben und unten zulässt. Die Cashews bleiben im Unterton immer etwas präsent. Das Beste daran: Das vegane „Ersatz-Problem" wurde erfolgreich gelöst. Die eben nicht sahnige, milchige oder buttrige Creme ist geschmeidig, ohne beim Verzehr „immer mehr" oder zu kompakt im Mund zu werden. „An der Cremigkeit hat das Team sehr lange getüftelt", sagt Christine Schroeter. Ich glaube ihr sofort, dass die veganen Törtchen, die es in verschiedenen Ausführungen gibt, sehr beliebt sind. In einem sollte man sich jedoch nicht antäuschen lassen: Die Petit Fours haben solide Törtchen-Ausmaße. Sie sind eher für zehn als für ein, zwei zierliche Bissen geeignet. Sie kosten drei Euro, die großen Stücke zwischen 4,30 und fünf Euro.
Auch zwei, drei glutenfreie Torten sind im Angebot. Beispielsweise die „Little Sunshine in my heart", eine Variante mit Buttermilch und Zitrone. Das hört sich nach einer passenden Erfrischung für den Frühling oder einen Sommerabend an. Denn wer sagt, dass nur Champagner und Cheesecake ein Dreamteam sind? Bis 20 Uhr ist das „Princess Cheesecake" abends geöffnet. Bald stehen wieder einige Stühle und Tische mehr auf dem breiten Bürgersteig der Knesebeckstraße. Und selbst wenn die Sonne dann in der entgegengesetzten Richtung, hinter dem Wohnhaus, untergeht: Diese oder eine der anderen Torten bringen die Sonne im Herzen eines Cheesecake-Fans sowieso völlig unabhängig von Himmelsrichtung, Uhrzeit und Wetter zum Strahlen.