Ein bisschen Aston Martin, ein wenig Jaguar und eine Prise 911 – das ist der Schweizer Prototyp Mark Zero von Anton Piëch und Rea Stark Rajcicha. Das Besondere daran: Der Wagen soll komplett elektrisch angetrieben und vor allem ultraschnell geladen sein.
Die Frontscheinwerfer und der Kühlergrill erinnern ein wenig an Fahrzeuge von Aston Martin, die Heckpartie hat einen Schuss von Jaguar, die Linie von Motorhaube und vorderen Kotflügeln ähnelt dem 911 von Porsche. Das Gesamtergebnis dieser Komposition schaut recht ansehnlich aus und folgt dem bei Sportwagen üblichen Schema: lange Motorhaube, kurze Fahrgastzelle, schnuckliges Heck. Die Rede ist vom „Piëch Mark Zero", dem ersten Fahrzeug von Anton Piëch, dem Sohn des langjährigen VW-Patriarchen Ferdinand Piëch.
Zum Genfer Automobilsalon hat die 2016 gegründete Piëch Automotive mit Sitz in der Schweiz den Prototyp ihres elektrisch angetriebenen Sportwagens vorgestellt. Die in Zürich ansässige Firma entwickelte mit der Unterstützung externer Mitarbeiter eine flexible Fahrzeug-Architektur. Diese kann und soll nicht nur für elektrisch angetriebene Mobile als Plattform dienen, sondern auch für Fahrzeuge mit Hybridantrieb, Brennstoffzelle oder herkömmlichen Verbrennungsmotoren geeignet sein.
Emotionen gepaart mit modernster Technik
Piëch und sein Mitgründer Rea Stark Rajcicha haben „einen Sportwagen entworfen, wie wir ihn uns selber wünschen", sagt Anton Piëch. Der Mark Zero soll das erste Fahrzeug einer für die kommenden drei Jahre geplanten Modellfamilie werden. Um ein SUV wird man – dem aktuellen Trend zu dieser Fahrzeugklasse folgend – nicht herumkommen, außerdem steht ein Viersitzer an. Denkbar sind weitere Varianten wie Cabrios oder Pick-ups, aber derzeit nicht geplant. Piëchs Co-CEO Rea Stark Rajcicha erklärt allerdings, dass die Architektur des Fahrzeugs natürlich auch für autonomes Fahren ausgelegt sei. Und er ergänzt. „Das heben wir uns für spätere Modelle auf."
Eigentlich ist es fast schon ein Glück, dass man den Mark Zero noch selbst lenken muss – oder darf.
Das sieht wohl auch der kreative Kopf Stark Rajcicha so: „Unser Ziel ist es, das emotionale Fahrerlebnis mit modernster Technologie zu unterstützen. Die Technik soll dem Fahrer helfen, ihn aber nicht ablenken. Und es geht um das richtige Sportwagen-Feeling: Fahren, nicht gefahren werden."
Dieser Maßgabe folgend ist die Studie ein ausgesprochen sexy aussehender GT Sportwagen nach klassischem Muster, allerdings mit vollelektrischem Antriebsstrang. Jedes Hinterrad verfügt über einen eigenen Synchron-Elektromotor mit je 150-kW-Leistung. Dazu gibt es einen asynchronen E-Motor mit ebenfalls 150 kW an der Vorderachse. Da das Gesamtgewicht des Fahrzeugs unter 1.800 Kilogramm liegen soll, dürften sportliche Fahrleistungen garantiert sein.
Bemerkenswert ist auch die Geschwindigkeit, mit der sich die Akkus des Marks Zero laden lassen sollen. Neben dem herkömmlichen CSC-Laden sollen die Zellen im Schnelllademodus in nur knapp fünf Minuten wieder 80 Prozent Batteriekapazität haben. Damit würde das Schnellladen in der Praxis nur unwesentlich länger dauern als das Volltanken eines herkömmlichen Fahrzeugs. Die Batterien verfügen über einen neuen Zelltyp, der beim Laden oder Entladen kaum Temperatur entwickeln soll. So können die Akkus durch ihre niedrige Erhitzung vollständig luftgekühlt werden. Das, so heißt es aus der Schweiz, trage zu einer Gewichtsersparnis von rund 200 Kilogramm bei. Nach dem weltweit gültigen Standardverfahren Worldwide Harmonised Light-Duty Vehicles Test Procedure, kurz WLTP, soll der Piëch Mark Zero eine Reichweite von 500 Kilometer haben.
In knapp fünf Minuten zu 80 Prozent geladen
Bei der Anordnung der Batterien gehen die Schweizer neue Wege. Ein Teil der Akkus ist im Mitteltunnel untergebracht, der Rest an der Hinterachse. Das soll eine ähnliche Achslastverteilung und eine niedrige Sitzposition wie bei einem klassischen Sportwagen mit Verbrennungsmotor möglich machen, außerdem ein sportwagentypisches Fahrverhalten und ein präzises Handling mit unmittelbarer Rückmeldung an den Fahrer.
CEO Piëch: „Wir haben lange mit vielen Enthusiasten darüber gesprochen, was im Markt fehlt. Wir wollen einen modernen Klassiker anbieten, der keinen Konsumzyklen unterworfen ist. Der Fahrer unseres Sportwagens soll sich über jede Minute freuen, die er in seinem Auto verbringen darf."
Gebaut werden sollen die Fahrzeuge nach deutschen Qualitätsstandards gemeinsam mit renommierten Partnern. Eine Entscheidung über die Produktionspartner sei allerdings derzeit noch nicht getroffen und werde zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben. Erste Gerüchte gibt es bereits über den Preis, der bei etwa 200.000 Euro liegen soll – was von Piëch Automotive allerdings bisher weder bestätigt noch dementiert wurde.