So richtig was fürs Herz ist die Romanze „Life itself – So ist das Leben". Stars wie Antonio Banderas und Annette Bening spielen in Episoden, die am Ende des Filmes gemeinsam einen Sinn ergeben.
Im Kino einen Film zu sehen, bedeutet auch immer, sich den eigenen Gefühlen hinzugeben. Eine Komödie macht gute Laune, Horror versetzt in Angst, bei einem Krimi sind die Zuschauer froh, dem gemeinen Schurken auf der Leinwand selbst noch nicht begegnet zu sein. Und dann sind da noch die Schmonzetten, deren Liebesgeschichten mit möglichst vielen Schicksalsverwirrungen auf die romantischen Gefühle der Cineasten zielen. „Life itself – So ist das Leben" erzählt mehrere Storys, die auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun haben. Regisseur Dan Fogelman aber verknüpft sie zu einem Finale, das so überbordend rührend ist, dass es eigentlich kaum jemanden kalt lassen dürfte.
Was eint alle Episoden?
Die Geschichte: Die Schicksale verschiedener Menschen kreuzen sich über mehrere Jahrzehnte und an verschiedenen Orten auf der Welt. Darunter ist der New Yorker Drehbuchautor Will Dempsey (Oscar Isaac). Er versucht mit der Hilfe seiner Therapeutin Dr. Cait Morris (Annette Bening) die Trennung von seiner Ehefrau Abby (Olivia Wilde) zu verarbeiten, träumt aber die meiste Zeit von Schauspieler Samuel L. Jackson, der sich tatsächlich selbst spielt. Auf einer spanischen Farm kümmert sich Besitzer Vincent (Antonio Banderas) etwas zu sehr um den Sohn und die Frau seines Angestellten Javier (Sergio Peris-Mencheta). Und Dylan (Olivia Cooke) tritt an ihrem 21. Geburtstag mit ihrer Metal-Band auf, legt sich mit einem Flaschenwerfer aus dem Publikum an und trifft später auf ihre große Liebe. Alle Personen sind – ohne sich dessen bewusst zu sein durch einen schicksalhaften Moment miteinander verbunden.Das Filmkonzept von „Life itself – So ist das Leben" ist nicht neu. Es ist eine gute Idee, dem Zuschauer mehrere Episoden zu präsentieren und ihn rätseln zu lassen, was sie denn miteinander zu tun haben – bis eben in den letzten Minuten der „Aha"-Moment kommt. Oscar-Gewinner „L.A. Crash" (2004) und auch Brad Pitts Erfolg „Babel" (2006) verblüffen noch immer mit dem Gedanken, alle Menschen seien vereint durch das Phänomen, in das sich mal der Schmetterlingseffekt oder auch mal der Schneeballeffekt mischt: Jede menschliche Tat wirkt sich in irgendeiner Form auf andere Menschen aus.
Ein schöner, philosophischer Gedanke, den Regisseur Dan Fogelman schon erfolgreich im Fernsehen präsentierte. Seine TV-Serie „This is us" ist seit 2016 besonders in den USA erfolgreich und hat auch ihre Fans in Deutschland. Mit dem Epos „Life itself – So ist das Leben" beweist Fogelman, dass er Meister im Schreiben von emotionalen Geschichten ist, die auch im Kino funktionieren – jedenfalls, wenn der Besucher offen ist für eine gehörige Portion Kitsch. Bei Sätzen wie „Wenn ich Dich um ein Date bitte, wird es der wichtigste Moment meines Lebens sein. Ich werde bis an mein Lebensende keine andere Frau mehr lieben" dürfte vielen Zuschauern das Herz aufgehen, während andere bei so viel dramatischer Trivialität schaudern dürften.
Die Ebenen sind in sich schlüssig
Denn „Life itself" schöpft alle erzählerischen Möglichkeiten aus: Trennung, Liebe, Familie, Drogensucht, Tod und Leben, bis es einem schwindlig zu werden droht. Daher ist es eine gute Idee, die Frauenstimme zu Beginn des in Kapiteln eingeteilten Filmes nicht zu vergessen, auch wenn deren Trägerin erst gegen Schluss in Erscheinung tritt und die letzten, noch losen Fäden miteinander verbindet. Tatsächlich aber türmen sich zuvor die Erzählebenen – jede in sich schlüssig, aber vorerst von der anderen inhaltlich getrennt. Fogelman jedoch hat durch die TV-Serie „This is us" sein Handwerk gelernt und vertraut in seiner mit vielen bekannten Schauspielern besetzten Tour de Force auf ein intelligentes und aufmerksames Publikum, das offen ist für große Gefühle, die in so kurzer Zeit nur im Kino aus den Tiefen des hektischen und zuweilen gefühlskalten Alltags geholt werden können.