Das Kinderhaus Malstatt hat jetzt einen Snoezel-Raum. Wenn Sie nicht wissen, was das ist, sollten Sie mal die Kinder dort fragen. Am besten diejenigen, die besonders entspannt wirken.
Zuerst die Treppe ganz hoch, dann rechts. An der Tür hängt ein kinderhandgemaltes Schild. „Snoezel-Raum". Wer eintritt, steuert unweigerlich einen der Hängestühle oder ein Sitzkissen an, lümmelt sich hinein und lässt erst die Beine, dann die Seele baumeln. Sanfte Pastelltöne, gedämpftes Licht, Stille, Ahhhh. Dem Duft-Diffusor entströmt Wohlgeruch, ganz dezent. Eine Spezialleuchte taucht den Raum in wechselnde Farben, die langsam ineinanderübergehen. Das Ganze hat ein bisschen was von einem Wellnessbereich, nur halt in klein. Eher klein sind ja auch die Nutzer des Raums: Jungen und Mädchen, die das Kinderhaus Malstatt besuchen. Die regelmäßig hier spielen, toben, ihre Hausaufgaben machen – und auch mal entspannen wollen.
Und heute ist es soweit: Der Snoezel-Raum des Kinderhauses Malstatt wird offiziell eröffnet. Zuvor durfte keines der Kinder reingucken. Aber jetzt. Große Augen bei den Kleinen. Ruckzuck sind die Kissen besetzt „Ich find’s megaschön," sagt Brain (10). „Die Überraschung ist euch gelungen!" Auch die gleichaltrige Alysha ist ganz baff. „Der Raum ist wunderschön geworden!"
Das Kinderhaus ist ein sozialpädagogisches Projekt der Diakonie Saar im Saarbrücker Stadtteil Malstatt, das vor allem Kinder aus sozial benachteiligten Familien fördert. Die Kinder können dort spielen, Hausaufgaben machen und vieles mehr. Profis und Ehrenamtliche stehen ihnen dabei zur Seite, beraten daneben auch die Eltern in Erziehungsfragen. Klar, dass Spenden immer willkommen sind (siehe rechts). Immer gibt es etwas zu tun im Kinderhaus. Zum Beispiel dieses Zimmer unterm Dach, das mal renoviert werden sollte. „Unser Wunsch war ein Raum, in dem die Kinder zur Ruhe kommen können", sagt Carsten Freels vom Diakonischen Werk. „Viele unserer Kinder haben zu viel um sich herum."
Entspannung für Kinder. Dieser Wunsch drang bis zum Victor’s Residenz-Hotel Saarbrücken vor. Als Hotel-Betreiber ist man ja praktisch Experte für Wellness und Entspannung. Die Geschäftsführerin hatte auch gleich eine Idee: Im vergangenen Herbst schrieb sie alle Geschäftspartner an mit der Bitte, zugunsten des Kinderhauses auf Weihnachtsgeschenke für Victor’s zu verzichten. Viele Kunden machten mit, und von dem Geld wurde das Material für den Snoezel-Raum finanziert. Konzept, Gestaltung und Umsetzung übernahm die Hotelgruppe selbst. Schließlich arbeiten bei Victor’s professionelle Inneneinrichtungsspezialisten. Der Intereor-Designer Tim Heinrich übernahm den Ausbau des Raumes in Abstimmung mit Susanne Kleehaas.
Victor’s hat Einrichtung übernommen
Schnell stand fest: Ein sogenannter Snoezel-Raum sollte es werden. Snoezelen, „snuselen" gesprochen, ist ein pädagogisch-therapeutisches Konzept aus den Niederlanden. Der Kunstbegriff setzt sich aus den Wörtern „snuffelen" (kuscheln, schnuffeln) und „doezelen" (dösen) zusammen. Unter Snoezelen versteht man den entspannten Aufenthalt in einem gemütlichen Raum, der angenehm auf die Sinne wirkt, also mit leisen Klängen, Düften und Lichteffekten die Sinne sanft anregt. So soll nicht nur Entspannung vermittelt werden, sondern auch Geborgenheit und Wohlbefinden. Das Konzept wird mittlerweile erfolgreich in den unterschiedlichsten Einrichtungen angewendet, vom Kindergarten bis zur Seniorenresidenz. Und jetzt eben im Kinderhaus Malstatt.
Der Snoezel-Raum ist nicht die erste Aktion von Victor’s. Die Unternehmensgruppe fördert seit zehn Jahren das Kinderhaus. „Ein Großteil unserer Zentralverwaltung ist bereits seit zwölf Jahren am Malstatter Markt beheimatet. Es gehört zu unserer Unternehmensphilosophie, dass wir uns an den jeweiligen Standorten auch gesellschaftlich engagieren", erklärt Susanne Kleehaas. Dazu gehört, Kinder und ihre Familien, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, zu unterstützen. „Armut hindert uns zu sein, wer wir sein können. Es ist für uns, die wir ein privilegiertes Leben führen, unmöglich, selbst glücklich und zufrieden zu sein, ohne dass man denjenigen hilft, für die die Würfel schlechter gefallen sind."
Als Dankeschön haben die Kinder viele schöne Bilder gemalt. Eins davon wurde gerahmt. Es trägt auf der Rückseite eine Widmung für die Leute von Victor’s und Susanne Kleehaas. Ein Katzenbild. Brain (dessen Name man übrigens wie das englische „Brian" ausspricht) hat es gemalt, nein gedruckt. Aber zuerst geprickelt, also mit einer Nadel ausgestochen. „Dann Farbe drüber, auf Papier gelegt, mit dem Lappen drübergewischt", erklärt der junge Künstler. Was man nicht so alles lernt im Kinderhaus. Auch als Besucher. Susanne Kleehaas zeigt sich später sichtlich beeindruckt. „Das Katzenbild hat mir außerordentlich gut gefallen, und ich war zutiefst gerührt … dieses Geschenk wird auf jeden Fall einen Ehrenplatz erhalten."
Zurück zur Snoezelraumeröffnung. Jetzt ist auch Christa Gockel eingetroffen, die Vorlese-Oma. „Hier im Kinderhaus habe ich 30 Enkel", schmunzelt sie. Sogleich nimmt sie auf einem weichen Sitzpolster Platz, identifiziert den neuen Snoezel-Raum als perfekten Ort zum Vorlesen und schlägt ein Buch mit dem Titel „Anastasia, verflixt noch mal" auf. „Solche Geschichten hören die Kinder am liebsten", weiß sie aus Erfahrung. „Lustig, aus dem Leben. Märchen sind nicht mehr so populär." Die anwesende Handvoll Kinder hängt mucksmäuschenstill an ihren Lippen. „Vorlesen ist wichtig, denn dadurch bildet sich eine Fantasiewelt im Kopf", erklärt der Pädagoge Carsten Freels. „Und Fantasie ist durch nichts zu ersetzen." Nicht nur zum Vorlesen findet Freels den neuen Raum toll. „Er ist vor allem für Kinder gut, die gerade aufgeregt sind. Oder auch für ein Mittagsschläfchen." Brain bestätigt: „Nach den Hausaufgaben wäre es schön, den Snoezel-Raum zu besuchen – dann ist man im Chill-Modus." Omar (8) weiß ebenfalls Bescheid: „Man kann nicht immer nur arbeiten, man braucht auch mal Ruhe."