Das Bundesverwaltungsgericht Leipzig hat kürzlich ein sehr bedeutendes und überraschendes Urteil gesprochen: Die Politik darf der Deutschen Fußballliga für sogenannte Hochrisikospiele, nämlich kommerzielle Großveranstaltungen mit mehr als 5.000 Besuchern, eine Rechnung schreiben – und die DFL oder der gastgebende Verein muss sie begleichen. Gebührenbescheide seien „im Prinzip rechtmäßig", heißt es. Die DFL hatte gegen die Freie Hansestadt Bremen geklagt, die für das Derby Werder gegen den HSV vor vier Jahren rund 425.000 Euro fordert.
Auf den ersten Blick erscheint das nicht abwegig. Ein durchschnittlicher Bundesliga-Kicker verdient mehrere Hunderttausend Euro.
Aber wo die Grenze ziehen? Sicherheitsrelevante Spiele gibt es vor allem unterhalb der Bundesliga. Bei den Ostderbys in der Dritten Liga knallt es regelmäßig, in den fünf Regionalligen, spöttisch auch „Elefantenfriedhof der Traditionsclubs" genannt, geht es ebenfalls heiß her. Beobachter berichten davon, dass im vergangenen Jahr beim Pokalspiel zwischen Energie Cottbus und dem SV Babelsberg Zustände wie bei einem G8-Gipfel geherrscht hätten. Muss der Steuerzahler das tragen? „Nein", schreit Volkes Stimme in den sozialen Netzwerken und erhält Zuspruch von Innenministern wie Ulrich Mäurer aus Bremen oder Klaus Bouillon aus dem Saarland. Es ist die Stunde der Populisten, denn es ist Wahlkampfzeit. Die Sicherheitslage in der SPD-regierten norddeutschen Hansestadt ist seit Jahren prekär, im Saarland hat die Landes-CDU maßgeblich dazu beigetragen, dass der Landessportverband ein finanzieller Sanierungsfall ist. „Dümmlich und dreist", kontert DFL-Chef Christian Seifert die Vorstöße. Das mag hart klingen, trifft aber die Realität. Denn nach allgemeiner Rechtsauffassung ist allein der Staat verantwortlich für die Sicherheit seiner Bürger, diese darf nicht privatisiert werden. Nach dem Leipziger Urteil wäre es möglich, dass auch andere Veranstalter, etwa von Musikkonzerten oder Volksfesten, Rechnungen über Polizeikosten erhalten. Wir erinnern uns: Die Weihnachtsmärkte dieser Republik wurden von Tausenden Polizisten abgesichert, wer zahlt hier eigentlich die Zeche?