Gegen den Terror hilft nur eines: Noch mehr internationale Zusammenarbeit
Grausamer hätte ein Terroranschlag kaum ausgeheckt und durchgeführt werden können wie die Serie brutaler Attacken in Sri Lanka. Menschen, die während der Ostermesse am Sonntag ein Fest des Friedens feiern, werden in den Tod gerissen. Nur, weil sie ihrem christlichen Glauben nachgehen. Fast zeitgleich werden Menschen, die in Hotels ein paar entspannte Stunden genießen wollen, durch Selbstmordattentäter hingerichtet. Es ist die perverse, hasserfüllte Handschrift des Terrors. Im Urlaubsparadies vor der Südspitze Indiens gibt es insgesamt mindestens 310 Todesopfer und mehr als 500 Verletzte.
Auch wenn Motiv und Täter noch nicht definitiv feststehen: Indizien weisen auf islamistische Drahtzieher. Sprengstoffgürtel, mit denen die Attentäter sich und ihre Mitmenschen in die Luft jagen, sind ein bevorzugtes Mittel der Dschihadisten. Im Visier der Schergen von Sri Lanka: die Gotteshäuser der Christen, die im Jargon der Terroristen gern als „Kreuzritter" verunglimpft werden. Und die verpönte westliche Lebensweise von Freiheit, Liberalität und Selbstbestimmung, die mit den Luxusherbergen der Tropeninsel verbunden wird.
Nach Einschätzung der sri-lankischen Regierung gehen die Terroranschläge auf die einheimische radikalislamische Gruppe National Thowheeth Jama’at zurück – sie war bislang nicht auf dem Schirm der Sicherheitsbehörden. Gleichzeitig verweist der Premierminister auf internationale Hintermänner. Das Tatmuster könnte sowohl auf das Terrornetzwerk Al Kaida als auch auf die Todesmilizen des „Islamischen Staats" (IS) passen.
Sri Lanka pflegt gute Beziehungen zu Pakistan, wo die verbleibende Führung von Al Kaida vermutet wird. Die USA werfen der pakistanischen Regierung immer wieder vor, dass sie den Nachfahren von Osama Bin Laden Unterschlupf gewähre – insbesondere in Waziristan an der Grenze zu Afghanistan.
Der IS hat zwar in den vergangenen Jahren sein Territorium im Irak und in Syrien Zug um Zug verloren. Doch im Internet sind die selbst ernannten Gotteskrieger unverändert aktiv. Der IS hat angesichts des weggebombten Kalifats im Nahen Osten sein Augenmerk verstärkt nach Asien verlagert, über einen Ableger in Sri Lanka war bisher allerdings nichts bekannt. Es gibt jedoch Berichte, dass der IS in der Vergangenheit seine Fühler auch nach dem Inselstaat im Indischen Ozean ausgestreckt habe.
Indizien für die internationalen Verstrickungen und Umtriebe von Terror-Netzwerken hat die sri-lankische Regierung anscheinend nicht ernst genommen. So wurden vor der Terrorserie am Ostersonntag Warnhinweise verbreitet. Ausländische Geheimdienste hätten bereits am 4. April über mögliche Selbstmordanschläge auf Kirchen und Touristenziele in Sri Lanka informiert, musste die politische Führung in Colombo am vergangenen Montag einräumen. Ein entsprechender Bericht des stellvertretenden Polizeichefs an Sicherheitsbehörden wurde offenbar nicht weitergeleitet. Der Präsident hatte den Premierminister nicht ins Bild gesetzt – wohl aus Eifersüchtelei und machtpolitischer Rivalität. „Wir tragen die Verantwortung, es tut uns sehr leid", sagte ein Kabinettssprecher.
Trotz dieser eklatanten Pannen würde man es sich zu einfach machen, mit dem moralischen Zeigefinger das Kleinklein der Politik anzuprangern. Das Fanal der Anschläge von Sri Lanka heißt vielmehr: Gegen den Terror gibt es nur ein Hilfsmittel. Die internationale Zusammenarbeit von Geheimdiensten, Polizeien und Sicherheitsdiensten muss noch enger werden. Die Zeichen der weltweiten Solidarität sind ermutigend. So blieben die Fußballer von Real Madrid für eine Schweigeminute stehen. Die Lichter am Pariser Eiffelturm wurden über Nacht ausgeschaltet. Und das Rathaus in Tel Aviv leuchtete in ungewöhnlichen Farben.
Das sind die richtigen Signale. Alle, die an einer Welt der Humanität und des friedlichen Nebeneinanders arbeiten, sitzen in einem Boot. Die Regierungen müssen den finsteren Apologeten des Terrors ihren physischen Bewegungsspielraum nehmen und sie dingfest machen. Und sie müssen ihre kriminellen digitalen Kanäle zuschütten – durch Überwachung und Informationsaustausch. Ohne Kommunikation gibt es keine Propaganda-Plattform. Und damit keine Möglichkeit der Rekrutierung. Es ist ein Kampf der Zivilisation gegen die Kräfte der Barbarei.